Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Beym Ortelio/ klingt es viel anders; nemlich also: Als Solimannus angefangen/ Altenburg ernstlich zu beschiessen/ seynd die Kriegsknechte/ so darinn zur Besatzung lagen / weilen deren nicht gar zu viel/ übel erschrocken/ haben alsobald einen Gesandten heraus ins Lager geschickt/ und dem Türken sich willig ergeben. Als nun die Türken die Stadt bekommen; haben sie dreyhundert Böhmen in der Besatzung gefunden/ dieselbe ein wenig besser/ als Gefangene/ gehalten/ und dem Läger heissen nachziehen/ sie auch gefragt / welche/ und wie viel Städte unterwegens wären/ die sich zu wehren gedächten/ auch wie stark die Stadt Wien in Oesterreich besetzt/ und wo König Ferdinand/ zu dieser Zeit / sich aufhielte? Darauf ihm die Ergebene geantwortet: Von andren Städten hätte er sich nichts zu befürchten; allein Wien wäre/ in Kriegs-Sachen/ ein wenig versucht; es wären aber über zweytausend Mann nicht darinn: und wann er nur diese Stadt gewönne/ würden sich die andren alle ihm bald ergeben: es wäre auch Wien selbst/ über zween Monat/ nicht proviandirt; der Käiser aber in Böhmen verreist/ allda Volk aufzubringen/ und dahin zu ordnen. Als nun Solimannus solches vernommen; ward er/ ob solchem/ sehr erfreuet/ in Meinung/ als wann er den Sieg schon gewiß in Händen hätte/ sc. Sigmund von Birken meldet/ in seinem Donau-Strom/ der Türk habe diesen Ort mit Sturm / oder wie andre wollen/ durch übergabe/ einbekommen/ und die Besatzung/ so in 300. Böhmen bestanden/ aufgehoben. Mir solte wol hierinn deß Isthuanfii und de Rewa Nachricht/ als geborner Ungarn/ am gründlichsten fürkommen; welche vermelden/ Altenburg sey so wol/ wie andre Oerter/ aus Furcht/ von der Besatzung selbsten in Brand gesteckt/ und verlassen worden; und/ nach solchem Exempel habe man fast alle Oerter über der Leita/ an den Oesterreichischen Grenzen/ entweder mit Feuer geruinirt/ oder öde und leer stehn lassen; also/ daß das / von dem armen Landmann häuffig eingeführte und ausgeschüttete Saat-Korn/ Gersten / Weitzen/ wie auch allerley andre Früchte und Victualien/ dem Fein überflüssigst zu Theil / und unverwehrt hinweg gerafft worden. Worüber dann/ folgenden Jahrs/ schier im ganzen Teutsch- und Ungerlande/ an allerhand Lebens-Mitteln/ eine grosse Theurung und Mangel eingerissen. Aber wir werden bald hernach vernehmen/ daß dennoch in dieser Sache Ortelius Recht habe. Gleichwie nun der Freund die nicht gnugsam versicherte Oerter/ mit dem Brande; also vertilgte der Feind alle antreffende-Menschen mit dem Sebel: zumal da er schon ziemlich nahe bey der Stadt war. Dann da fing das Christen-Blut recht an zu fliessen / von dem wütenden Sebel der vorangeschickten Truppen: die/ schier bis an die Stadt-Mauren/ streifften/ und die ganze Gegend herum/ mit dem Blut der übereilten Land-Leute bespritzten. Alles/ was Sigm. von Birken/ am 50. Blat deß Donau-Stroms.
Beym Ortelio/ klingt es viel anders; nemlich also: Als Solimannus angefangen/ Altenburg ernstlich zu beschiessen/ seynd die Kriegsknechte/ so darinn zur Besatzung lagen / weilen deren nicht gar zu viel/ übel erschrocken/ haben alsobald einen Gesandten heraus ins Lager geschickt/ und dem Türken sich willig ergeben. Als nun die Türken die Stadt bekommen; haben sie dreyhundert Böhmen in der Besatzung gefunden/ dieselbe ein wenig besser/ als Gefangene/ gehalten/ und dem Läger heissen nachziehen/ sie auch gefragt / welche/ und wie viel Städte unterwegens wären/ die sich zu wehren gedächten/ auch wie stark die Stadt Wien in Oesterreich besetzt/ und wo König Ferdinand/ zu dieser Zeit / sich aufhielte? Darauf ihm die Ergebene geantwortet: Von andren Städten hätte er sich nichts zu befürchten; allein Wien wäre/ in Kriegs-Sachen/ ein wenig versucht; es wären aber über zweytausend Mann nicht darinn: und wann er nur diese Stadt gewönne/ würden sich die andren alle ihm bald ergeben: es wäre auch Wien selbst/ über zween Monat/ nicht proviandirt; der Käiser aber in Böhmen verreist/ allda Volk aufzubringen/ und dahin zu ordnen. Als nun Solimannus solches vernommen; ward er/ ob solchem/ sehr erfreuet/ in Meinung/ als wann er den Sieg schon gewiß in Händen hätte/ sc. Sigmund von Birken meldet/ in seinem Donau-Strom/ der Türk habe diesen Ort mit Sturm / oder wie andre wollen/ durch übergabe/ einbekommen/ und die Besatzung/ so in 300. Böhmen bestanden/ aufgehoben. Mir solte wol hierinn deß Isthuanfii und de Rewa Nachricht/ als geborner Ungarn/ am gründlichsten fürkommen; welche vermelden/ Altenburg sey so wol/ wie andre Oerter/ aus Furcht/ von der Besatzung selbsten in Brand gesteckt/ und verlassen worden; und/ nach solchem Exempel habe man fast alle Oerter über der Leita/ an den Oesterreichischen Grenzen/ entweder mit Feuer geruinirt/ oder öde und leer stehn lassen; also/ daß das / von dem armen Landmann häuffig eingeführte und ausgeschüttete Saat-Korn/ Gersten / Weitzen/ wie auch allerley andre Früchte und Victualien/ dem Fein überflüssigst zu Theil / und unverwehrt hinweg gerafft worden. Worüber dann/ folgenden Jahrs/ schier im ganzen Teutsch- und Ungerlande/ an allerhand Lebens-Mitteln/ eine grosse Theurung und Mangel eingerissen. Aber wir werden bald hernach vernehmen/ daß dennoch in dieser Sache Ortelius Recht habe. Gleichwie nun der Freund die nicht gnugsam versicherte Oerter/ mit dem Brande; also vertilgte der Feind alle antreffende-Menschen mit dem Sebel: zumal da er schon ziemlich nahe bey der Stadt war. Dann da fing das Christen-Blut recht an zu fliessen / von dem wütenden Sebel der vorangeschickten Truppen: die/ schier bis an die Stadt-Mauren/ streifften/ und die ganze Gegend herum/ mit dem Blut der übereilten Land-Leute bespritzten. Alles/ was Sigm. von Birken/ am 50. Blat deß Donau-Stroms.
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Beym Ortelio/ klingt es viel anders; nemlich also: Als Solimannus angefangen/ Altenburg ernstlich zu beschiessen/ seynd die Kriegsknechte/ so darinn zur Besatzung lagen / weilen deren nicht gar zu viel/ übel erschrocken/ haben alsobald einen Gesandten heraus ins Lager geschickt/ und dem Türken sich willig ergeben. Als nun die Türken die Stadt bekommen; haben sie dreyhundert Böhmen in der Besatzung gefunden/ dieselbe ein wenig besser/ als Gefangene/ gehalten/ und dem Läger heissen nachziehen/ sie auch gefragt / welche/ und wie viel Städte unterwegens wären/ die sich zu wehren gedächten/ auch wie stark die Stadt Wien in Oesterreich besetzt/ und wo König Ferdinand/ zu dieser Zeit / sich aufhielte? Darauf ihm die Ergebene geantwortet: Von andren Städten hätte er sich nichts zu befürchten; allein Wien wäre/ in Kriegs-Sachen/ ein wenig versucht; es wären aber über zweytausend Mann nicht darinn: und wann er nur diese Stadt gewönne/ würden sich die andren alle ihm bald ergeben: es wäre auch Wien selbst/ über zween Monat/ nicht proviandirt; der Käiser aber in Böhmen verreist/ allda Volk aufzubringen/ und dahin zu ordnen. Als nun Solimannus solches vernommen; ward er/ ob solchem/ sehr erfreuet/ in Meinung/ als wann er den Sieg schon gewiß in Händen hätte/ sc.
Sigmund von Birken meldet/ in seinem Donau-Strom/ der Türk habe diesen Ort mit Sturm / oder wie andre wollen/ durch übergabe/ einbekommen/ und die Besatzung/ so in 300. Böhmen bestanden/ aufgehoben.
Mir solte wol hierinn deß Isthuanfii und de Rewa Nachricht/ als geborner Ungarn/ am gründlichsten fürkommen; welche vermelden/ Altenburg sey so wol/ wie andre Oerter/ aus Furcht/ von der Besatzung selbsten in Brand gesteckt/ und verlassen worden; und/ nach solchem Exempel habe man fast alle Oerter über der Leita/ an den Oesterreichischen Grenzen/ entweder mit Feuer geruinirt/ oder öde und leer stehn lassen; also/ daß das / von dem armen Landmann häuffig eingeführte und ausgeschüttete Saat-Korn/ Gersten / Weitzen/ wie auch allerley andre Früchte und Victualien/ dem Fein überflüssigst zu Theil / und unverwehrt hinweg gerafft worden. Worüber dann/ folgenden Jahrs/ schier im ganzen Teutsch- und Ungerlande/ an allerhand Lebens-Mitteln/ eine grosse Theurung und Mangel eingerissen. Aber wir werden bald hernach vernehmen/ daß dennoch in dieser Sache Ortelius Recht habe. Gleichwie nun der Freund die nicht gnugsam versicherte Oerter/ mit dem Brande; also vertilgte der Feind alle antreffende-Menschen mit dem Sebel: zumal da er schon ziemlich nahe bey der Stadt war. Dann da fing das Christen-Blut recht an zu fliessen / von dem wütenden Sebel der vorangeschickten Truppen: die/ schier bis an die Stadt-Mauren/ streifften/ und die ganze Gegend herum/ mit dem Blut der übereilten Land-Leute bespritzten. Alles/ was
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/114>, abgerufen am 17.07.2024. |