Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der siebenzehende Discurs/ wird/ ausgeschlossen die Sterne an der Unter-Helffte deß Firmaments:welche/ nach der hypothesi oder Grundsatze/ daß die Sterne von der Sonnen alle sämtlich erleuchtet werden müssen/ keinen Glantz hätten ge- habt, die jenige aber/ so über uns lauffen/ hingegen wol scheinen können: weil die von uns abgewandte Seite der Sonnen ihnen noch geleuchtet. Hernach so können auch die viel zu hoch sitzende Fix-Sterne/ von der Son- nen/ keinen Glantz zu lehen tragen: wie allbereit vor diesem/ in unserem (a) Com- mentar, in c. 1. Sphaerae Johann. de Sacro Bosco p. 207. Edi- tionis S. Gervas. 1608.Sternen-Gespräch/ erwiesen worden. So beglaubt auch Clavius/(a) mit gutem scheinbarem Grunde: daß/ weder einiger Fixstern/ noch die drey oberste Planeten einige Finsterniß leiden/ ob sie gleich gerad gegen die Sonn schauen. Jch gestehe unterdessen gern/ es möge wol damals eine allgemeine Winterschild. Jch kan nicht umhin/ dem Herrn meine Gedancken die
Der ſiebenzehende Discurs/ wird/ ausgeſchloſſen die Sterne an der Unter-Helffte deß Firmaments:welche/ nach der hypotheſi oder Grundſatze/ daß die Sterne von der Sonnen alle ſaͤmtlich erleuchtet werden muͤſſen/ keinen Glantz haͤtten ge- habt, die jenige aber/ ſo uͤber uns lauffen/ hingegen wol ſcheinen koͤnnen: weil die von uns abgewandte Seite der Sonnen ihnen noch geleuchtet. Hernach ſo koͤnnen auch die viel zu hoch ſitzende Fix-Sterne/ von der Son- nen/ keinen Glantz zu lehen tragen: wie allbereit vor dieſem/ in unſerem (a) Com- mentar, in c. 1. Sphæræ Johann. de Sacro Boſco p. 207. Edi- tionis S. Gervaſ. 1608.Sternen-Geſpraͤch/ erwieſen worden. So beglaubt auch Clavius/(a) mit gutem ſcheinbarem Grunde: daß/ weder einiger Fixſtern/ noch die drey oberſte Planeten einige Finſterniß leiden/ ob ſie gleich gerad gegen die Sonn ſchauen. Jch geſtehe unterdeſſen gern/ es moͤge wol damals eine allgemeine Winterſchild. Jch kan nicht umhin/ dem Herꝛn meine Gedancken die
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Der ſiebenzehende Discurs/
wird/ ausgeſchloſſen die Sterne an der Unter-Helffte deß Firmaments:
welche/ nach der hypotheſi oder Grundſatze/ daß die Sterne von der
Sonnen alle ſaͤmtlich erleuchtet werden muͤſſen/ keinen Glantz haͤtten ge-
habt, die jenige aber/ ſo uͤber uns lauffen/ hingegen wol ſcheinen koͤnnen:
weil die von uns abgewandte Seite der Sonnen ihnen noch geleuchtet.
Hernach ſo koͤnnen auch die viel zu hoch ſitzende Fix-Sterne/ von der Son-
nen/ keinen Glantz zu lehen tragen: wie allbereit vor dieſem/ in unſerem
Sternen-Geſpraͤch/ erwieſen worden. So beglaubt auch Clavius/(a)
mit gutem ſcheinbarem Grunde: daß/ weder einiger Fixſtern/ noch die
drey oberſte Planeten einige Finſterniß leiden/ ob ſie gleich gerad gegen die
Sonn ſchauen.
(a) Com-
mentar, in
c. 1. Sphæræ
Johann. de
Sacro Boſco
p. 207. Edi-
tionis
S. Gervaſ.
1608.
Jch geſtehe unterdeſſen gern/ es moͤge wol damals eine allgemeine
Welt-Finſterniß geweſen ſeyn/ (angemerckt unſre Gegen-Fuͤſſer/ um die
Zeit/ gar keine Sonne/ noch Tag/ ſondern Nacht/ gehabt) aber eine ſo di-
cke Nacht-ſchwartze Finſterniß/ die alles gantz unſichtbar macht/ war es
nicht Denn ſolches widerſprechen viel Umſtaͤnde/ ſo bey der Kreutzigung
ſich befunden: ſondern eine der ſtaͤrckſten Sonnen-Finſterniſſen/ und
zwar/ der Zeit nach/ unnatuͤrlich; doch aber alſo/ daß man einander nichts
deſtoweniger erkennen koͤnnen/ wie bey tunckler Abend-Zeit.
Winterſchild. Jch kan nicht umhin/ dem Herꝛn meine Gedancken
hieruͤber zu entdecken. Mir kommt allerdings glaublich vor/ dieſe entſetz-
liche und ungewoͤhnliche Finſterniß zur Zeit/ da das Liecht unſers Lebens/
in ſeiner Klarheit/ vor der Welt/ ertunckelte/ ſey freylich/ durch keinen
Zwiſchen-Satz deß Monds verurſacht; ſondern durch einen ungewoͤhn-
lich-dicken Hauffen vieler Mackeln/ womit diß edle Geſtirn gantz uͤberze-
gen worden/ alſo/ daß es ſehr erblaſſet und ertunckelt/ ja gar/ laut der
Worte deß Evangeliſten/ allen ſeinen Schein verlohren. Welches denn/
theils natuͤr-theils uͤbernatuͤrlicher Weiſe/ vermuhtlich geſchehen. Na-
tuͤrlicher; indem die Finſterniß/ aus keiner neu-erſchaffenen/ ſondern ge-
woͤhnlichen Materi deß Sonnen-Meers/ nemlich von den Daͤmpffen/
und Duͤnſten/ entſtanden: uͤbernatuͤrlicher; indem beſagtes Sonnen-
Meer/ gantz ungewoͤhnlicher Weiſe/ damals bewegt/ und folgendlich
das gantze ſchoͤne Angeſicht der Sonnen/ mit lauter ſchwartzen Daͤmpf-
fen/ ungemeinlich uͤberhaͤuffet/ und gantz uͤberzogen worden: um damit
nachzubilden die ſchwartzen Suͤnden-Daͤmpffe dieſer Welt/ wie auch die
finſtern Daͤmpffe deß Goͤttlichen Zorns/ wodurch damals das holdſelige
Angeſicht unſerer Gerechtigkeit und Gnaden-Sonnen/ am Holtze deß
Lebens/ zum Tode erſchwartzen muͤſſen. Denn gleichwie/ zu der Zeit/ viel
Wunders vorgegangen; indem die Erde gebebt/ die Felſen zerſprungen/
die
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