Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der siebenzehende Discurs/ Adlerhaupt. Nun es mag die Sonne gleich gantz fest/ oder theils Dämpffe Winterschild. Wenn die Dämpffe und der Rauch von der Son- Goldstern. Jch muß zwar gestehen/ daß dieser Beweis nicht al- Forell. So solte denn allerdings auch die Sonne nicht unbefleckt Goldstern. Jch glaubs wol. Diese Flecken und Fackeln der derlich
Der ſiebenzehende Diſcurs/ Adlerhaupt. Nun es mag die Sonne gleich gantz feſt/ oder theils Daͤmpffe Winterſchild. Wenn die Daͤmpffe und der Rauch von der Son- Goldſtern. Jch muß zwar geſtehen/ daß dieſer Beweis nicht al- Forell. So ſolte denn allerdings auch die Sonne nicht unbefleckt Goldſtern. Jch glaubs wol. Dieſe Flecken und Fackeln der derlich
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Der ſiebenzehende Diſcurs/
Adlerhaupt. Nun es mag die Sonne gleich gantz feſt/ oder theils
feſter/ theils fluͤſſiger Materi ſeyn: ſo muͤſſte ſie doch/ wenn ſie ein natuͤr-
lich Feuer/ oder voll natuͤrliches Feuers waͤre/ viel Dampffs und Rauchs
von ſich geben: Denn wo Feuer iſt/ da kan es/ an Rauch und Schmauch/
nicht ermangeln. So nun die Sonnen-Kugel/ mit Rauch und Dampff/
uͤberzogen waͤre; wie moͤchte ſie einen ſo hellen Glantz uns verleihen/ und
die gantze Welt erleuchten?
Goldſtern. Das Sonnen-Feuer/ ſo in dem Schoß deß Meers
befindlich/ und ſtets beweget wird/ wie nicht weniger daſſelbe/ ſo/ aus den
Feuer-werffenden Sonnen-Bergen/ mit groſſer Gewalt und Menge/
herfuͤrſteiget/ gibt freylich ſeine gewiſſe Daͤmpffe/ und gleichſam einen
Ruß von ſich. Denn weil ein warhafftes elementariſches Feuer in der
Sonnen wohnet: kan man nicht wol anders urtheilen/ als/ daß ſelbiges
auch ſeine gewiſſe Daͤmpffe von ſich blaſe/ welche ſich in der umherſchwe-
benden Lufft verſammlen/ und zu ſubtilen Wolcken verdicken/ auch bis-
weilen die Sonne gleichſam uͤberſchatten/ nachdem derſelben einmal
mehr/ oder weniger/ denn das andre/ herausfahren. Weil aber ſelbi-
biges Feuer am allerreinſten iſt/ und einem geſchmeltztem Golde gleich-
faͤrbig; ſo koͤnnen auch deſſelben aufſteigende Daͤmpffe bey weitem nicht
ſo ruſſig und ſchwartz ſeyn/ wie der Rauch/ und Dampff unſers hieſigen
Feuers; folgends alſo uns deß Sonnen-Scheins nicht berauben. Der
Berg Hecla wirfft/ nebſt ſeinen hellen Flammen/ auch viel Dampffs und
Schmauchs/ ohne Zweiffel/ aus: und erleuchtet dennoch bisweilen/ zu-
mal wenn er ſtarcke Donnerſchlaͤge gibt/ das gantze umligende Land/ auf
viel Meilwegs/ bey Mitternacht/ ſo hell/ als ob es liechter Tag waͤre.
Daͤmpffe
deß Son-
uen-Feu-
ers.
Winterſchild. Wenn die Daͤmpffe und der Rauch von der Son-
nen zu erweiſen; ſo muß man/ meines Begriffs/ den Satz fuͤr gewonnen/
und unſtrittig/ annehmen/ die Sonne ſey voll Feuers.
Goldſtern. Jch muß zwar geſtehen/ daß dieſer Beweis nicht al-
lerdings unfehlbar: weil das Waſſer/ und alle erwaͤrmete Feuchtigkei-
ten/ gleichfalls wiewol unterſchiedene Daͤmpffe/ und Nebeln/ von ſich
aufſteigen laſſen. Unterdeſſen hat doch mein Herꝛ im geringſten nicht
daran zu zweiffeln/ daß/ von der Sonnen/ viel Daͤmpffe/ und ſubtile
Rauch-Duͤnſte/ herausgehen. Denn ſolches erkennet man/ an den Fle-
cken/ die im Angeſichte der Sonnen erblicket werden.
Forell. So ſolte denn allerdings auch die Sonne nicht unbefleckt
ſeyn? Das kommt mir wunderſeltzam fuͤr.
Goldſtern. Jch glaubs wol. Dieſe Flecken und Fackeln der
Sonnen kommen ja denjenigen/ welche ihrer nie anſichtig worden/ wun-
derlich
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