Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

von der Welt/ und Leerheit.
sich verbergen/ und uns also ihren Schein enziehen. Also glauben sie nicht/
daß die Erde Kugel-rund; viel weniger daß sie von unsern Gegen-woh-
nern betreten werde. Man hat sie zwar/ aus den Lehr-Sätzen von der
Sphaera/ gnugsam überwiesen/ was solcher Berg für eine ungeheure
Grösse haben müste/ und daß/ unter den Polis, oder Wendungen der
Welt/ die Sonne/ ein halbes Jahr lang/ aneinander gesehen/ da man
doch gleich wol dieses Berges nicht gewahr werde; gleichwie gegentheils/
in den sechs übrigen Monaten/ allda alles mit Tunckelheit/ und Finster-
mß/ (a) überzogen ist: aber umsonst! sie beharren dennoch unbeweglich(a) Jn Ver-
gleichung
nemlich ge-
gen den Tag.
Denn sonst
bescheint
solche Län-
der gemei-
niglich der
Mond desto
heller: wie/
aus Schef-
feri Laplan-
dia,
unten
soll gemel-
det werden.

und Seulen-fest/ auf ihrer alten hergebrachten Meinung (b)

Goldstern. Diese Leute kommen mir vor/ wie mancher nichts wür-
diger Lumpen-Kerls/ der sein abgerissenes/ mit Fett/ Oel/ und Unschlitt
beschmiertes/ schmutziges Kleid/ für einen netten/ sauberen/ und zierlich-
neuen Rock/ zuvertauschen/ sich weigert: weil er der geflickten alten Lum-
pen gewohnt/ und einer besseren Mundirung sich selbst nicht wehrt ach-
tet. Der alte schmutzige grobe Kittel der Unwarheit/ und falschen
Wahns/ gefällt ihnen besser/ als das Ehren-Kleid der Warheit: seynd
das nicht Aberwitzige! Jhnen stehet diese Thorheit so viel mehr zu verden-
cken; weil sie sonst/ von dem Lauffe deß Gestirns/ ziemliche Wissenschafft
haben. Unterdessen ist/ nach dem Magaglian (*) den Erdboden rund um-
her besch iffet hat/ unseren Europaeern aller Zweiffel vollends aufgehoben/
und werden nunmehr wenig Natur- oder Stern-Weisen leugnen/(b) V. Bal-
daeum,
in
Beschrei-
bung der
Ost-Jndi-
schen Ab-
götterey/
am 562. Bl.

daß die Welt rund sey. Welches sie auch/ neben andren/ hieraus schlies-
sen: Weil dem allergrössestem und edelstem Körper die edelste und aller-
geraumste Figur gebührt. Solches ist aber die Kugel-Rundung. Her-
nach; weil bey klaren Tägen und Nächten/ der Himmel rund-ausge-
welbt erscheint: drittens/ weil der Lauff daß Gestirns/ von Morgen gegen
Abend/ im Zirckel geschicht. Andrer Beweißthümer zu geschweigen.
Woraus der endliche Schluß entspringet/ daß die Welt eine großmäch-
tige runde Kugel sey: welche Kircherus/ um ihrer unbeschreiblichen GrösseOb die Welt
unendlich-
groß?

willen/ Contractum maximum, nennet/ und ein so grosses Werck/ das
kein menschlicher Verstand könne ermessen/ welches/ so mans gütlich erklä-
ret/ wol bestehen kan: Denn hierinn findet darum deß Anaximanders
Jrrthum noch keine Rückhaltung: welcher fürgab/ die Welt wäre un-
endlich: mit welchem Wahn auch Franciscus Patricius behafftet ist. Un-Ob Archi-
medes sie
bewegen kön-
ten/ durch
behörige
Mittel.

ermeßlich/ und unserer Vernunfft unbegreifflich seyn/ ist nicht einerley.

Schönwald. Wie gewaltig-groß die Welt Kugel auch immer
seyn mag; so hat doch Archimedes sich vermessen/ sie zu bewegen/ wenn
man ihm nur/ ausser der Welt/ einen Platz gäbe/ da er stehenkönnte.

Win-
(*) Wofür insgemein irrig Magellan geschriehen wird.

von der Welt/ und Leerheit.
ſich verbergen/ und uns alſo ihren Schein enziehen. Alſo glauben ſie nicht/
daß die Erde Kugel-rund; viel weniger daß ſie von unſern Gegen-woh-
nern betreten werde. Man hat ſie zwar/ aus den Lehr-Saͤtzen von der
Sphæra/ gnugſam uͤberwieſen/ was ſolcher Berg fuͤr eine ungeheure
Groͤſſe haben muͤſte/ und daß/ unter den Polis, oder Wendungen der
Welt/ die Sonne/ ein halbes Jahr lang/ aneinander geſehen/ da man
doch gleich wol dieſes Berges nicht gewahr werde; gleichwie gegentheils/
in den ſechs uͤbrigen Monaten/ allda alles mit Tunckelheit/ und Finſter-
mß/ (a) uͤberzogen iſt: aber umſonſt! ſie beharren dennoch unbeweglich(a) Jn Ver-
gleichung
nemlich ge-
gen dẽ Tag.
Denn ſonſt
beſcheint
ſolche Laͤn-
der gemei-
niglich der
Mond deſto
heller: wie/
aus Schef-
feri Laplan-
dia,
unten
ſoll gemel-
det werden.

und Seulen-feſt/ auf ihrer alten hergebrachten Meinung (b)

Goldſtern. Dieſe Leute kommen mir vor/ wie mancher nichts wuͤr-
diger Lumpen-Kerls/ der ſein abgeriſſenes/ mit Fett/ Oel/ und Unſchlitt
beſchmiertes/ ſchmutziges Kleid/ fuͤr einen netten/ ſauberen/ und zierlich-
neuen Rock/ zuvertauſchen/ ſich weigert: weil er der geflickten alten Lum-
pen gewohnt/ und einer beſſeren Mundirung ſich ſelbſt nicht wehrt ach-
tet. Der alte ſchmutzige grobe Kittel der Unwarheit/ und falſchen
Wahns/ gefaͤllt ihnen beſſer/ als das Ehren-Kleid der Warheit: ſeynd
das nicht Aberwitzige! Jhnen ſtehet dieſe Thorheit ſo viel mehr zu verden-
cken; weil ſie ſonſt/ von dem Lauffe deß Geſtirns/ ziemliche Wiſſenſchafft
haben. Unterdeſſen iſt/ nach dem Magaglian (*) den Erdboden rund um-
her beſch iffet hat/ unſeren Europæern aller Zweiffel vollends aufgehoben/
und werden nunmehr wenig Natur- oder Stern-Weiſen leugnen/(b) V. Bal-
dæum,
in
Beſchrei-
bung der
Oſt-Jndi-
ſchen Ab-
goͤtterey/
am 562. Bl.

daß die Welt rund ſey. Welches ſie auch/ neben andren/ hieraus ſchlieſ-
ſen: Weil dem allergroͤſſeſtem und edelſtem Koͤrper die edelſte und aller-
geraumſte Figur gebuͤhrt. Solches iſt aber die Kugel-Rundung. Her-
nach; weil bey klaren Taͤgen und Naͤchten/ der Himmel rund-ausge-
welbt erſcheint: drittens/ weil der Lauff daß Geſtirns/ von Morgen gegen
Abend/ im Zirckel geſchicht. Andrer Beweißthuͤmer zu geſchweigen.
Woraus der endliche Schluß entſpringet/ daß die Welt eine großmaͤch-
tige runde Kugel ſey: welche Kircherus/ um ihrer unbeſchreiblichen GroͤſſeOb die Welt
unendlich-
groß?

willen/ Contractum maximum, nennet/ und ein ſo groſſes Werck/ das
kein menſchlicher Verſtand koͤnne ermeſſen/ welches/ ſo mans guͤtlich erklaͤ-
ret/ wol beſtehen kan: Denn hierinn findet darum deß Anaximanders
Jrrthum noch keine Ruͤckhaltung: welcher fuͤrgab/ die Welt waͤre un-
endlich: mit welchem Wahn auch Franciſcus Patricius behafftet iſt. Un-Ob Archi-
medes ſie
bewegẽ koͤn-
ten/ durch
behoͤrige
Mittel.

ermeßlich/ und unſerer Vernunfft unbegreifflich ſeyn/ iſt nicht einerley.

Schoͤnwald. Wie gewaltig-groß die Welt Kugel auch immer
ſeyn mag; ſo hat doch Archimedes ſich vermeſſen/ ſie zu bewegen/ wenn
man ihm nur/ auſſer der Welt/ einen Platz gaͤbe/ da er ſtehenkoͤnnte.

Win-
(*) Wofuͤr insgemein irrig Magellan geſchriehen wird.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0081" n="55"/><fw place="top" type="header">von der Welt/ und Leerheit.</fw><lb/>
&#x017F;ich verbergen/ und uns al&#x017F;o ihren Schein enziehen. Al&#x017F;o glauben &#x017F;ie nicht/<lb/>
daß die Erde Kugel-rund; viel weniger daß &#x017F;ie von un&#x017F;ern Gegen-woh-<lb/>
nern betreten werde. Man hat &#x017F;ie zwar/ aus den Lehr-Sa&#x0364;tzen von der<lb/>
Sphæra/ gnug&#x017F;am u&#x0364;berwie&#x017F;en/ was &#x017F;olcher Berg fu&#x0364;r eine ungeheure<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e haben mu&#x0364;&#x017F;te/ und daß/ unter den <hi rendition="#aq">Polis,</hi> oder Wendungen der<lb/>
Welt/ die Sonne/ ein halbes Jahr lang/ aneinander ge&#x017F;ehen/ da man<lb/>
doch gleich wol die&#x017F;es Berges nicht gewahr werde; gleichwie gegentheils/<lb/>
in den &#x017F;echs u&#x0364;brigen Monaten/ allda alles mit Tunckelheit/ und Fin&#x017F;ter-<lb/>
mß/ <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>)</hi> u&#x0364;berzogen i&#x017F;t: aber um&#x017F;on&#x017F;t! &#x017F;ie beharren dennoch unbeweglich<note place="right"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>)</hi> Jn Ver-<lb/>
gleichung<lb/>
nemlich ge-<lb/>
gen de&#x0303; Tag.<lb/>
Denn &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
be&#x017F;cheint<lb/>
&#x017F;olche La&#x0364;n-<lb/>
der gemei-<lb/>
niglich der<lb/>
Mond de&#x017F;to<lb/>
heller: wie/<lb/>
aus Schef-<lb/>
feri <hi rendition="#aq">Laplan-<lb/>
dia,</hi> unten<lb/>
&#x017F;oll gemel-<lb/>
det werden.</note><lb/>
und Seulen-fe&#x017F;t/ auf ihrer alten hergebrachten Meinung <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">b</hi>)</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Gold&#x017F;tern.</hi> Die&#x017F;e Leute kommen mir vor/ wie mancher nichts wu&#x0364;r-<lb/>
diger Lumpen-Kerls/ der &#x017F;ein abgeri&#x017F;&#x017F;enes/ mit Fett/ Oel/ und Un&#x017F;chlitt<lb/>
be&#x017F;chmiertes/ &#x017F;chmutziges Kleid/ fu&#x0364;r einen netten/ &#x017F;auberen/ und zierlich-<lb/>
neuen Rock/ zuvertau&#x017F;chen/ &#x017F;ich weigert: weil er der geflickten alten Lum-<lb/>
pen gewohnt/ und einer be&#x017F;&#x017F;eren Mundirung &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht wehrt ach-<lb/>
tet. Der alte &#x017F;chmutzige grobe Kittel der Unwarheit/ und fal&#x017F;chen<lb/>
Wahns/ gefa&#x0364;llt ihnen be&#x017F;&#x017F;er/ als das Ehren-Kleid der Warheit: &#x017F;eynd<lb/>
das nicht Aberwitzige! Jhnen &#x017F;tehet die&#x017F;e Thorheit &#x017F;o viel mehr zu verden-<lb/>
cken; weil &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t/ von dem Lauffe deß Ge&#x017F;tirns/ ziemliche Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft<lb/>
haben. Unterde&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t/ nach dem Magaglian <note place="foot" n="(*)">Wofu&#x0364;r insgemein irrig Magellan ge&#x017F;chriehen wird.</note> den Erdboden rund um-<lb/>
her be&#x017F;ch iffet hat/ un&#x017F;eren Europæern aller Zweiffel vollends aufgehoben/<lb/>
und werden nunmehr wenig Natur- oder Stern-Wei&#x017F;en leugnen/<note place="right"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">b</hi>) V. Bal-<lb/>
dæum,</hi> in<lb/>
Be&#x017F;chrei-<lb/>
bung der<lb/>
O&#x017F;t-Jndi-<lb/>
&#x017F;chen Ab-<lb/>
go&#x0364;tterey/<lb/>
am 562. Bl.</note><lb/>
daß die Welt rund &#x017F;ey. Welches &#x017F;ie auch/ neben andren/ hieraus &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en: Weil dem allergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;tem und edel&#x017F;tem Ko&#x0364;rper die edel&#x017F;te und aller-<lb/>
geraum&#x017F;te Figur gebu&#x0364;hrt. Solches i&#x017F;t aber die Kugel-Rundung. Her-<lb/>
nach; weil bey klaren Ta&#x0364;gen und Na&#x0364;chten/ der Himmel rund-ausge-<lb/>
welbt er&#x017F;cheint: drittens/ weil der Lauff daß Ge&#x017F;tirns/ von Morgen gegen<lb/>
Abend/ im Zirckel ge&#x017F;chicht. Andrer Beweißthu&#x0364;mer zu ge&#x017F;chweigen.<lb/>
Woraus der endliche Schluß ent&#x017F;pringet/ daß die Welt eine großma&#x0364;ch-<lb/>
tige runde Kugel &#x017F;ey: welche Kircherus/ um ihrer unbe&#x017F;chreiblichen Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<note place="right">Ob die Welt<lb/>
unendlich-<lb/>
groß?</note><lb/>
willen/ <hi rendition="#aq">Contractum maximum,</hi> nennet/ und ein &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es Werck/ das<lb/>
kein men&#x017F;chlicher Ver&#x017F;tand ko&#x0364;nne erme&#x017F;&#x017F;en/ welches/ &#x017F;o mans gu&#x0364;tlich erkla&#x0364;-<lb/>
ret/ wol be&#x017F;tehen kan: Denn hierinn findet darum deß Anaximanders<lb/>
Jrrthum noch keine Ru&#x0364;ckhaltung: welcher fu&#x0364;rgab/ die Welt wa&#x0364;re un-<lb/>
endlich: mit welchem Wahn auch Franci&#x017F;cus Patricius behafftet i&#x017F;t. Un-<note place="right">Ob Archi-<lb/>
medes &#x017F;ie<lb/>
bewege&#x0303; ko&#x0364;n-<lb/>
ten/ durch<lb/>
beho&#x0364;rige<lb/>
Mittel.</note><lb/>
ermeßlich/ und un&#x017F;erer Vernunfft unbegreifflich &#x017F;eyn/ i&#x017F;t nicht einerley.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Scho&#x0364;nwald.</hi> Wie gewaltig-groß die Welt Kugel auch immer<lb/>
&#x017F;eyn mag; &#x017F;o hat doch Archimedes &#x017F;ich verme&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ie zu bewegen/ wenn<lb/>
man ihm nur/ au&#x017F;&#x017F;er der Welt/ einen Platz ga&#x0364;be/ da er &#x017F;tehenko&#x0364;nnte.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Win-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0081] von der Welt/ und Leerheit. ſich verbergen/ und uns alſo ihren Schein enziehen. Alſo glauben ſie nicht/ daß die Erde Kugel-rund; viel weniger daß ſie von unſern Gegen-woh- nern betreten werde. Man hat ſie zwar/ aus den Lehr-Saͤtzen von der Sphæra/ gnugſam uͤberwieſen/ was ſolcher Berg fuͤr eine ungeheure Groͤſſe haben muͤſte/ und daß/ unter den Polis, oder Wendungen der Welt/ die Sonne/ ein halbes Jahr lang/ aneinander geſehen/ da man doch gleich wol dieſes Berges nicht gewahr werde; gleichwie gegentheils/ in den ſechs uͤbrigen Monaten/ allda alles mit Tunckelheit/ und Finſter- mß/ (a) uͤberzogen iſt: aber umſonſt! ſie beharren dennoch unbeweglich und Seulen-feſt/ auf ihrer alten hergebrachten Meinung (b) (a) Jn Ver- gleichung nemlich ge- gen dẽ Tag. Denn ſonſt beſcheint ſolche Laͤn- der gemei- niglich der Mond deſto heller: wie/ aus Schef- feri Laplan- dia, unten ſoll gemel- det werden. Goldſtern. Dieſe Leute kommen mir vor/ wie mancher nichts wuͤr- diger Lumpen-Kerls/ der ſein abgeriſſenes/ mit Fett/ Oel/ und Unſchlitt beſchmiertes/ ſchmutziges Kleid/ fuͤr einen netten/ ſauberen/ und zierlich- neuen Rock/ zuvertauſchen/ ſich weigert: weil er der geflickten alten Lum- pen gewohnt/ und einer beſſeren Mundirung ſich ſelbſt nicht wehrt ach- tet. Der alte ſchmutzige grobe Kittel der Unwarheit/ und falſchen Wahns/ gefaͤllt ihnen beſſer/ als das Ehren-Kleid der Warheit: ſeynd das nicht Aberwitzige! Jhnen ſtehet dieſe Thorheit ſo viel mehr zu verden- cken; weil ſie ſonſt/ von dem Lauffe deß Geſtirns/ ziemliche Wiſſenſchafft haben. Unterdeſſen iſt/ nach dem Magaglian (*) den Erdboden rund um- her beſch iffet hat/ unſeren Europæern aller Zweiffel vollends aufgehoben/ und werden nunmehr wenig Natur- oder Stern-Weiſen leugnen/ daß die Welt rund ſey. Welches ſie auch/ neben andren/ hieraus ſchlieſ- ſen: Weil dem allergroͤſſeſtem und edelſtem Koͤrper die edelſte und aller- geraumſte Figur gebuͤhrt. Solches iſt aber die Kugel-Rundung. Her- nach; weil bey klaren Taͤgen und Naͤchten/ der Himmel rund-ausge- welbt erſcheint: drittens/ weil der Lauff daß Geſtirns/ von Morgen gegen Abend/ im Zirckel geſchicht. Andrer Beweißthuͤmer zu geſchweigen. Woraus der endliche Schluß entſpringet/ daß die Welt eine großmaͤch- tige runde Kugel ſey: welche Kircherus/ um ihrer unbeſchreiblichen Groͤſſe willen/ Contractum maximum, nennet/ und ein ſo groſſes Werck/ das kein menſchlicher Verſtand koͤnne ermeſſen/ welches/ ſo mans guͤtlich erklaͤ- ret/ wol beſtehen kan: Denn hierinn findet darum deß Anaximanders Jrrthum noch keine Ruͤckhaltung: welcher fuͤrgab/ die Welt waͤre un- endlich: mit welchem Wahn auch Franciſcus Patricius behafftet iſt. Un- ermeßlich/ und unſerer Vernunfft unbegreifflich ſeyn/ iſt nicht einerley. (b) V. Bal- dæum, in Beſchrei- bung der Oſt-Jndi- ſchen Ab- goͤtterey/ am 562. Bl. Ob die Welt unendlich- groß? Ob Archi- medes ſie bewegẽ koͤn- ten/ durch behoͤrige Mittel. Schoͤnwald. Wie gewaltig-groß die Welt Kugel auch immer ſeyn mag; ſo hat doch Archimedes ſich vermeſſen/ ſie zu bewegen/ wenn man ihm nur/ auſſer der Welt/ einen Platz gaͤbe/ da er ſtehenkoͤnnte. Win- (*) Wofuͤr insgemein irrig Magellan geſchriehen wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/81
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/81>, abgerufen am 01.05.2024.