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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Von der Sonnen.
chem/ der nicht zugiebt/ daß der Sonnen-Stral von der Sonnen-Sub-
stantz sey/ nicht angenehm seyn/ auch sonst noch einige Anstösse leiden
könnte.

Wie dem allen; so ist doch darum nicht nöthig/ der Sonnen einen
Asbest zuzueignen/ gleichwie eben so unnöthig/ das Jnnerliche deß Aet-
na für unverbrennlich zu halten/ obgleich niemals der Berg gantz aus-
brennet. GOtt hat in der Natur/ noch wol andre unverbrennliche Ma-
terien mehr/ und bedarff keines Amiant-Steins dazu daß die Sonne
niemals verbrenne. Die Nahrung deß Sonnen-Feuers muß eben kein
Hartz und Schwefel/ sondern wird zweifels-fern was anders seyn/ das
viel reiner.

Daß Herr Gerike glaube/ die Sonne nehme ihren Unterhalt und
Nahrung/ von der Lufft; habe ich allbereit zuvor mit angedeutet/ da ich
seine Meynung/ von der Ursach deß Sonnen-Strudelns/ vermeldete.
Dieser Author zeucht auch/ für sich/ an das Fürgeben Zenonis (a) die(a) apud
Diog. Laer-
tium.

Sonne sey/ ein Feuer/ welches seine Nahrung aus dem Meer/ nemlich
die allersubtilsten Dämpffe desselben/ geniesse: Jmgleichen Ciceronis
Aussage: welcher sich vernehmen läst (b) die Sonne werde/ von den Feuch-(b) lib. 2.
de Natura
Deor.

tigkeiten deß Meers/ genährt und erhalten. Dieses/ schreibt gerühmter
Herr. Gerike treffe/ mit seinen Experimenten/ überein/ durch welche er
dargethan/ und bewiesen/ der grösseste Theil deß Luffts werde/ aus dem
Wasser/ erzeugt.

Jch will diß Veduncken Herr Gerikens nicht gleich verwerffen/ son-
dern andren nachzudencken/ übergeben. Was aber Zenonis und Ci-
ceronis Meynungen belangt; kommen selbige mir nicht Vernunfft-mäs-
sig für: weil nicht vermutlich/ daß die Sonne/ von den Meer-Dämpffen/
welche einer so gewaltig-grossen Feuer-Kugel/ zum Unterhalt/ eben so
viel/ als dem Elephanten ein einiges Gersten-Körnlein/ erklecken könnten
ihre Begnügung schöpffe.

Adlerhaupt. Das Feuer sormirt eine Kegel oder Rund-Spitze;
die Sonne eine Kugel: wie mag sie denn Feuer seyn?

Winterschild. Will doch auch ein gewisser Author/ welcher
das Büchlein Sol flamma gemacht/ behaupten/ die Sonne sey Kegel-Ob die
Sonne Ke-
gel förmig
und rund-
spitzig?

förmig/ werffe aber die Spitze ihres Kegels nach der Seiten zu/ die von
uns abgewandt ist.

Goldstern. Das sind nur blosse Mutmassungen/ ohne einigen
Grund.

Adlerhaupt. Wenn die Sonne Feuer/ muß sie je deß Feuers

Eigen-
Z z z z ij

Von der Sonnen.
chem/ der nicht zugiebt/ daß der Sonnen-Stral von der Sonnen-Sub-
ſtantz ſey/ nicht angenehm ſeyn/ auch ſonſt noch einige Anſtoͤſſe leiden
koͤnnte.

Wie dem allen; ſo iſt doch darum nicht noͤthig/ der Sonnen einen
Asbeſt zuzueignen/ gleichwie eben ſo unnoͤthig/ das Jnnerliche deß Aet-
na fuͤr unverbrennlich zu halten/ obgleich niemals der Berg gantz aus-
brennet. GOtt hat in der Natur/ noch wol andre unverbrennliche Ma-
terien mehr/ und bedarff keines Amiant-Steins dazu daß die Sonne
niemals verbrenne. Die Nahrung deß Sonnen-Feuers muß eben kein
Hartz und Schwefel/ ſondern wird zweifels-fern was anders ſeyn/ das
viel reiner.

Daß Herꝛ Gerike glaube/ die Sonne nehme ihren Unterhalt und
Nahrung/ von der Lufft; habe ich allbereit zuvor mit angedeutet/ da ich
ſeine Meynung/ von der Urſach deß Sonnen-Strudelns/ vermeldete.
Dieſer Author zeucht auch/ fuͤr ſich/ an das Fuͤrgeben Zenonis (a) die(a) apud
Diog. Laer-
tium.

Sonne ſey/ ein Feuer/ welches ſeine Nahrung aus dem Meer/ nemlich
die allerſubtilſten Daͤmpffe deſſelben/ genieſſe: Jmgleichen Ciceronis
Auſſage: welcher ſich vernehmen laͤſt (b) die Sonne werde/ von den Feuch-(b) lib. 2.
de Natura
Deor.

tigkeiten deß Meers/ genaͤhrt und erhalten. Dieſes/ ſchreibt geruͤhmter
Herꝛ. Gerike treffe/ mit ſeinen Experimenten/ uͤberein/ durch welche er
dargethan/ und bewieſen/ der groͤſſeſte Theil deß Luffts werde/ aus dem
Waſſer/ erzeugt.

Jch will diß Veduncken Herꝛ Gerikens nicht gleich verwerffen/ ſon-
dern andren nachzudencken/ uͤbergeben. Was aber Zenonis und Ci-
ceronis Meynungen belangt; kommen ſelbige mir nicht Vernunfft-maͤſ-
ſig fuͤr: weil nicht vermutlich/ daß die Sonne/ von den Meer-Daͤmpffen/
welche einer ſo gewaltig-groſſen Feuer-Kugel/ zum Unterhalt/ eben ſo
viel/ als dem Elephanten ein einiges Gerſten-Koͤrnlein/ erklecken koͤnnten
ihre Begnuͤgung ſchoͤpffe.

Adlerhaupt. Das Feuer ſormirt eine Kegel oder Rund-Spitze;
die Sonne eine Kugel: wie mag ſie denn Feuer ſeyn?

Winterſchild. Will doch auch ein gewiſſer Author/ welcher
das Buͤchlein Sol flamma gemacht/ behaupten/ die Sonne ſey Kegel-Ob die
Sonne Ke-
gel foͤrmig
und rund-
ſpitzig?

foͤrmig/ werffe aber die Spitze ihres Kegels nach der Seiten zu/ die von
uns abgewandt iſt.

Goldſtern. Das ſind nur bloſſe Mutmaſſungen/ ohne einigen
Grund.

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[731/0779] Von der Sonnen. chem/ der nicht zugiebt/ daß der Sonnen-Stral von der Sonnen-Sub- ſtantz ſey/ nicht angenehm ſeyn/ auch ſonſt noch einige Anſtoͤſſe leiden koͤnnte. Wie dem allen; ſo iſt doch darum nicht noͤthig/ der Sonnen einen Asbeſt zuzueignen/ gleichwie eben ſo unnoͤthig/ das Jnnerliche deß Aet- na fuͤr unverbrennlich zu halten/ obgleich niemals der Berg gantz aus- brennet. GOtt hat in der Natur/ noch wol andre unverbrennliche Ma- terien mehr/ und bedarff keines Amiant-Steins dazu daß die Sonne niemals verbrenne. Die Nahrung deß Sonnen-Feuers muß eben kein Hartz und Schwefel/ ſondern wird zweifels-fern was anders ſeyn/ das viel reiner. Daß Herꝛ Gerike glaube/ die Sonne nehme ihren Unterhalt und Nahrung/ von der Lufft; habe ich allbereit zuvor mit angedeutet/ da ich ſeine Meynung/ von der Urſach deß Sonnen-Strudelns/ vermeldete. Dieſer Author zeucht auch/ fuͤr ſich/ an das Fuͤrgeben Zenonis (a) die Sonne ſey/ ein Feuer/ welches ſeine Nahrung aus dem Meer/ nemlich die allerſubtilſten Daͤmpffe deſſelben/ genieſſe: Jmgleichen Ciceronis Auſſage: welcher ſich vernehmen laͤſt (b) die Sonne werde/ von den Feuch- tigkeiten deß Meers/ genaͤhrt und erhalten. Dieſes/ ſchreibt geruͤhmter Herꝛ. Gerike treffe/ mit ſeinen Experimenten/ uͤberein/ durch welche er dargethan/ und bewieſen/ der groͤſſeſte Theil deß Luffts werde/ aus dem Waſſer/ erzeugt. (a) apud Diog. Laer- tium. (b) lib. 2. de Natura Deor. Jch will diß Veduncken Herꝛ Gerikens nicht gleich verwerffen/ ſon- dern andren nachzudencken/ uͤbergeben. Was aber Zenonis und Ci- ceronis Meynungen belangt; kommen ſelbige mir nicht Vernunfft-maͤſ- ſig fuͤr: weil nicht vermutlich/ daß die Sonne/ von den Meer-Daͤmpffen/ welche einer ſo gewaltig-groſſen Feuer-Kugel/ zum Unterhalt/ eben ſo viel/ als dem Elephanten ein einiges Gerſten-Koͤrnlein/ erklecken koͤnnten ihre Begnuͤgung ſchoͤpffe. Adlerhaupt. Das Feuer ſormirt eine Kegel oder Rund-Spitze; die Sonne eine Kugel: wie mag ſie denn Feuer ſeyn? Winterſchild. Will doch auch ein gewiſſer Author/ welcher das Buͤchlein Sol flamma gemacht/ behaupten/ die Sonne ſey Kegel- foͤrmig/ werffe aber die Spitze ihres Kegels nach der Seiten zu/ die von uns abgewandt iſt. Ob die Sonne Ke- gel foͤrmig und rund- ſpitzig? Goldſtern. Das ſind nur bloſſe Mutmaſſungen/ ohne einigen Grund. Adlerhaupt. Wenn die Sonne Feuer/ muß ſie je deß Feuers Eigen- Z z z z ij

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/779>, abgerufen am 13.06.2024.