Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Von der Sonnen. Schönwald. Was ist denn die Sonne doch wol eigentlich für Goldstern. Davon giebts/ unter den Vernunfft- und Stern-Wei-Vielerley l. 8. Forell. Das Gegentheil aber hat viel artlicher und spitzsinniger lib. 1. Hi- stor. Perua- nae, parte 1. lib. 1. c. 4. Adlerhaupt. Pythagoras hat aber auch die Sonne/ für den Mit- stande
Von der Sonnen. Schoͤnwald. Was iſt denn die Sonne doch wol eigentlich fuͤr Goldſtern. Davon giebts/ unter den Vernunfft- und Stern-Wei-Vielerley l. 8. Forell. Das Gegentheil aber hat viel artlicher und ſpitzſinniger lib. 1. Hi- ſtor. Perua- næ, parte 1. lib. 1. c. 4. Adlerhaupt. Pythagoras hat aber auch die Sonne/ fuͤr den Mit- ſtande
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Von der Sonnen.
Schoͤnwald. Was iſt denn die Sonne doch wol eigentlich fuͤr
ein Koͤrper?
Goldſtern. Davon giebts/ unter den Vernunfft- und Stern-Wei-
ſen/ viel Fragens. Etliche haben ſie/ fuͤr ein feſt-zuſammgedrungenes
Licht/ und hefftigſt-brennendes Feuer ausgegeben. Anaxagoras ſagte/
ſie waͤre ein gluͤhendes gantz feuriges Eiſen/ welches groͤſſer/ als die groſſe
Halb-Jnſel Peloponneſus; oder ein roter Stein. Die Stoiei urtheile-
ten/ es waͤre das allerreinſte Feuer (a) Gleiches Sinnes waren auch Me-
trodorus/ und Democritus. Heraclitus ſchaͤtzte ſie/ fuͤr die allerhelleſte
und heiſſeſte Flamme; Parmenides/ fuͤr warm/ und kalt (b) Euſebius ver-
meynte/ wider den Anaxagoram zu behaupten/ die Sonne waͤre kein
Feuer/ mit dieſem Bewehr-Mittel/ daß ſie ſchwartz macht; welches das
Feuer nicht thue. (c) Die Pythagorici waͤhnten hingegen deßwegen/
Sonne und Mond waͤren Goͤtter/ weil ſie viel Waͤrme haͤtten/ welche
eine Urheberinn deß Lebens. (d)
Vielerley
Gedancken
von der
Sonnen
Weſen.
(a) Laert. 7.
(b) Idem lib.
9.
(c) Euſebius
XIV. προπ.
4.
Forell. Das Gegentheil aber hat viel artlicher und ſpitzſinniger
der Peruaniſche Monarch Inga Viracocha, in offentlicher Seſſion der
Orejonum, oder Reichs-Staͤnde/ alſo geſchloſſen: Weil zu goͤttli-
cher Majeſtaͤt gehoͤrt/ das GOTT alles/ mit groſſer Beſtaͤn-
digkeit/ und Ruhe/ regiere: ſo halte ich dafuͤr/ die Sonne/
ſo in ſtetiger Bewegung herum laufft/ koͤnne nicht GOTT
ſeyn. Welchen Schluß er/ von menſchlicher Gewonheit/
entliehen. Denn je mehr/ unter den Menſchen/ einer von dem nidri-
gen Poͤfel ſich entfernet/ zu einer Großmuͤtigkeit/ je geruhſamer pflegt er
ſich/ und alles andre/ zu guberniren. Man will/ dieſer Viracocha ha-
be dem Pachacamac, am erſten/ den hoͤchſten Gewalt uͤber alle Dinge
zugeſchrieben. (e)
Beweis ei-
nes Perua-
niſchen Koͤ-
niges/ daß
die Sonne
kein GOtt
ſey.
Adlerhaupt. Pythagoras hat aber auch die Sonne/ fuͤr den Mit-
telpunct der gantzen Welt (gleichwie auch Copernicus) geachtet/ und fuͤr
ein Feuer/ das mitten in der Welt/ und Jovis Leib-Hut waͤre: aller
maſſen Ariſtoteles/ von ihm zeuget (*) Anaximander meynete/ ſie waͤre
ein groſſes Stuͤck Feuers/ welches/ aus dem Loch eines groſſen Feuer-
vollen Rades/ herfuͤrſchiene. Xenophanes gedachte/ es muͤſte ein groſ-
ſer Klump vieler/ aus den ſtinckenden Daͤmpffen oder Duͤnſten geſamm-
leter/ kleiner Feuerlein ſeyn. Dem Epicuro kam ſie fuͤr/ wie Bimſen-
ſtein/ oder Schwamm/ ſo mit Feuer angezuͤndet. Jn Platonis Ge-
dancken/ war ſie ein Koͤrper/ aus dem meiſten Feuer zuſammen gedruckt.
Die Stoici bildeten ihren Juͤngern ein/ daß ſie nicht allein ein reines Feuer/
wie der Herꝛ Goldſtern meldete/ ſondern auch ein lebendiges/ mit Ver-
ſtande
(*) lib. 2. de
Cœlo cap.
13.
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