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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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und derselben Fürbildung.
Wachs/ und dessen mancherley Bildungen. Die erste Materi (schreibtGleichniß/
zur Erklä-
rung der er-
sten und an-
dren Mate-
ri dienlich.

er) ist ein einiges Individuum, als/ zum Exempel/ wie ein Wachs-
Klumpe: davon ein Stück die Form einer Kertzen trägt; das an-
dre die Form eines Bildleins; das dritte eines Ballens; das vierd-
te einer Würffel. Der Klumpen aber kan bald diese/ bald jene
Gestalt oder Bildung bekommen/ und hat für sich selbst keine be-
sondere oder beständige; muß doch gleichwol allezeit eine gewisse
haben.
Denn die Materi ist nicht/ von GOtt/ geschaffen/ als ein voll-
ständiges/ und unterschiedenes natürliches Ding; sondern vielmehr den
natürlichen Sachen mit angeschaffen/ und gleichsam ein Rudiment/ oder
Anfang/ und Theil aller natürlichen Dinge: Wie Sennertus dafür
hält: welcher/ in diesem Stück/ von der gemeinen Meinung/ ein wenig
abweicht/ indem er für glaublich achtet/ die erste Materi sey nicht/ wie ein
vermischter oder verworrener Klump/ vorher allein erschaffen/ und her-
nach aus derselben alle und jede besondere Körper bereitet worden; son-
dern gleich mit samt den Formen; sey keine einige Zeit ohne Form gewe-
sen/ sondern allein unter derselben. (a)

(a) Vi[d].
Sennert.
Phys. c. de
Princip. re-
rum natur.

Schönwald. Dieses Sinnes bin ich auch. Denn aus dem ersten
Hauptstück deß Buchs der Schöpffung/ steht nicht unfehlbar zu erwei-
sen/ daß die wüste und leere Erde einen solchen vermischten Klumpen/ oder
ersten Urstoff/ bedeute.

Goldstern. Der Buchstab zwar sagt es nicht ausdrücklich: es kan
aber solches die Vernunfft daraus leicht erkennen: und haben nicht allein
die heilige Kirchen-Vätter; sondern auch die fürnehmste Lehrer unserer
Zeiten/ dieser Deutung beygestimmet. Ja! man findet allerdings/ beyWie die
Phoenicier/
und Araber
den ersten
Welt-Zeug
genannt.

dem uralten Scribenten/ Sanchoniathon/ der älter ist/ als der Trojani-
sche Krieg/ und vom Philone Griechisch übersetzet worden (gestaltsam/
beym Eusebio/ noch ein Stück davon anzutreffen) die Nachricht/ in der
alten Phoenicischen Sprache habe das Wort [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] oder Mod die jenige
Materi bedeutet/ wor aus Alles gemacht; gleichwie es die Araber [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]
(Mada) von dem Wurtzel-Wörtlein [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] (Mod) genannt. Womit
auch/ noch heutiges Tages/ das Nider-Teutsche Wort Mudo über-
einkommt: welches so viel als ein nasses unflätiges Erdreich bedeutet/
wie auf den kotichten Strassen zu ligen pflegt. Darum besagter alter
Scribent Sanchoniathon/ nachdem er angezeigt [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] (Mod) sey ein
Leim oder Lettich/ und Wasser-gemischte faule Materi/ alsofort hernach
hinzuthut: kai ek tautes egeneto pasa spora ktiseos, kai genesis olon: das
ist: Aus dieser Materi/ ward aller Same der Schöpffung/ und
die Erzeugung aller Dinge.
Welches eben so viel/ als hätte er ge-

sagt/
F ij

und derſelben Fuͤrbildung.
Wachs/ und deſſen mancherley Bildungen. Die erſte Materi (ſchreibtGleichniß/
zur Erklaͤ-
rung der er-
ſten und an-
dren Mate-
ri dienlich.

er) iſt ein einiges Individuum, als/ zum Exempel/ wie ein Wachs-
Klumpe: davon ein Stuͤck die Form einer Kertzen traͤgt; das an-
dre die Form eines Bildleins; das dritte eines Ballens; das vierd-
te einer Wuͤrffel. Der Klumpen aber kan bald dieſe/ bald jene
Geſtalt oder Bildung bekommen/ und hat fuͤr ſich ſelbſt keine be-
ſondere oder beſtaͤndige; muß doch gleichwol allezeit eine gewiſſe
haben.
Denn die Materi iſt nicht/ von GOtt/ geſchaffen/ als ein voll-
ſtaͤndiges/ und unterſchiedenes natuͤrliches Ding; ſondern vielmehr den
natuͤrlichen Sachen mit angeſchaffen/ und gleichſam ein Rudiment/ oder
Anfang/ und Theil aller natuͤrlichen Dinge: Wie Sennertus dafuͤr
haͤlt: welcher/ in dieſem Stuͤck/ von der gemeinen Meinung/ ein wenig
abweicht/ indem er fuͤr glaublich achtet/ die erſte Materi ſey nicht/ wie ein
vermiſchter oder verworrener Klump/ vorher allein erſchaffen/ und her-
nach aus derſelben alle und jede beſondere Koͤrper bereitet worden; ſon-
dern gleich mit ſamt den Formen; ſey keine einige Zeit ohne Form gewe-
ſen/ ſondern allein unter derſelben. (a)

(a) Vi[d].
Sennert.
Phyſ. c. de
Princip. re-
rum natur.

Schoͤnwald. Dieſes Sinnes bin ich auch. Denn aus dem erſten
Hauptſtuͤck deß Buchs der Schoͤpffung/ ſteht nicht unfehlbar zu erwei-
ſen/ daß die wuͤſte und leere Erde einen ſolchen vermiſchten Klumpen/ oder
erſten Urſtoff/ bedeute.

Goldſtern. Der Buchſtab zwar ſagt es nicht ausdruͤcklich: es kan
aber ſolches die Vernunfft daraus leicht erkennen: und haben nicht allein
die heilige Kirchen-Vaͤtter; ſondern auch die fuͤrnehmſte Lehrer unſerer
Zeiten/ dieſer Deutung beygeſtimmet. Ja! man findet allerdings/ beyWie die
Phœnicier/
und Araber
den erſten
Welt-Zeug
genannt.

dem uralten Scribenten/ Sanchoniathon/ der aͤlter iſt/ als der Trojani-
ſche Krieg/ und vom Philone Griechiſch uͤberſetzet worden (geſtaltſam/
beym Euſebio/ noch ein Stuͤck davon anzutreffen) die Nachricht/ in der
alten Phœniciſchen Sprache habe das Wort [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] oder Mod die jenige
Materi bedeutet/ wor aus Alles gemacht; gleichwie es die Araber [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]
(Mada) von dem Wurtzel-Woͤrtlein [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] (Mod) genannt. Womit
auch/ noch heutiges Tages/ das Nider-Teutſche Wort Mudo uͤber-
einkommt: welches ſo viel als ein naſſes unflaͤtiges Erdreich bedeutet/
wie auf den kotichten Straſſen zu ligen pflegt. Darum beſagter alter
Scribent Sanchoniathon/ nachdem er angezeigt [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] (Mod) ſey ein
Leim oder Lettich/ und Waſſer-gemiſchte faule Materi/ alſofort hernach
hinzuthut: καὶ ἐκ ταὐτης ἐγένετο πᾶσα σπορὰ κτίσεως, καὶ γένεσις ὅλων: das
iſt: Aus dieſer Materi/ ward aller Same der Schoͤpffung/ und
die Erzeugung aller Dinge.
Welches eben ſo viel/ als haͤtte er ge-

ſagt/
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[43/0069] und derſelben Fuͤrbildung. Wachs/ und deſſen mancherley Bildungen. Die erſte Materi (ſchreibt er) iſt ein einiges Individuum, als/ zum Exempel/ wie ein Wachs- Klumpe: davon ein Stuͤck die Form einer Kertzen traͤgt; das an- dre die Form eines Bildleins; das dritte eines Ballens; das vierd- te einer Wuͤrffel. Der Klumpen aber kan bald dieſe/ bald jene Geſtalt oder Bildung bekommen/ und hat fuͤr ſich ſelbſt keine be- ſondere oder beſtaͤndige; muß doch gleichwol allezeit eine gewiſſe haben. Denn die Materi iſt nicht/ von GOtt/ geſchaffen/ als ein voll- ſtaͤndiges/ und unterſchiedenes natuͤrliches Ding; ſondern vielmehr den natuͤrlichen Sachen mit angeſchaffen/ und gleichſam ein Rudiment/ oder Anfang/ und Theil aller natuͤrlichen Dinge: Wie Sennertus dafuͤr haͤlt: welcher/ in dieſem Stuͤck/ von der gemeinen Meinung/ ein wenig abweicht/ indem er fuͤr glaublich achtet/ die erſte Materi ſey nicht/ wie ein vermiſchter oder verworrener Klump/ vorher allein erſchaffen/ und her- nach aus derſelben alle und jede beſondere Koͤrper bereitet worden; ſon- dern gleich mit ſamt den Formen; ſey keine einige Zeit ohne Form gewe- ſen/ ſondern allein unter derſelben. (a) Gleichniß/ zur Erklaͤ- rung der er- ſten und an- dren Mate- ri dienlich. Schoͤnwald. Dieſes Sinnes bin ich auch. Denn aus dem erſten Hauptſtuͤck deß Buchs der Schoͤpffung/ ſteht nicht unfehlbar zu erwei- ſen/ daß die wuͤſte und leere Erde einen ſolchen vermiſchten Klumpen/ oder erſten Urſtoff/ bedeute. Goldſtern. Der Buchſtab zwar ſagt es nicht ausdruͤcklich: es kan aber ſolches die Vernunfft daraus leicht erkennen: und haben nicht allein die heilige Kirchen-Vaͤtter; ſondern auch die fuͤrnehmſte Lehrer unſerer Zeiten/ dieſer Deutung beygeſtimmet. Ja! man findet allerdings/ bey dem uralten Scribenten/ Sanchoniathon/ der aͤlter iſt/ als der Trojani- ſche Krieg/ und vom Philone Griechiſch uͤberſetzet worden (geſtaltſam/ beym Euſebio/ noch ein Stuͤck davon anzutreffen) die Nachricht/ in der alten Phœniciſchen Sprache habe das Wort _ oder Mod die jenige Materi bedeutet/ wor aus Alles gemacht; gleichwie es die Araber _ (Mada) von dem Wurtzel-Woͤrtlein _ (Mod) genannt. Womit auch/ noch heutiges Tages/ das Nider-Teutſche Wort Mudo uͤber- einkommt: welches ſo viel als ein naſſes unflaͤtiges Erdreich bedeutet/ wie auf den kotichten Straſſen zu ligen pflegt. Darum beſagter alter Scribent Sanchoniathon/ nachdem er angezeigt _ (Mod) ſey ein Leim oder Lettich/ und Waſſer-gemiſchte faule Materi/ alſofort hernach hinzuthut: καὶ ἐκ ταὐτης ἐγένετο πᾶσα σπορὰ κτίσεως, καὶ γένεσις ὅλων: das iſt: Aus dieſer Materi/ ward aller Same der Schoͤpffung/ und die Erzeugung aller Dinge. Welches eben ſo viel/ als haͤtte er ge- ſagt/ Wie die Phœnicier/ und Araber den erſten Welt-Zeug genannt. F ij

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/69>, abgerufen am 27.11.2024.