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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Der sechzehende Discurs/
Warum
Gassendus
den Merkur
grösser ge-
schätzt.
Makel. Daraus denn die Vermutung erstarcket/ daß Merkurius
warhafftig/ deß vergangenen Tags/ in der Sonnen gewesen.

Winterschild. Wie daß aber Herr Hevelius ihn so ungleich klei-
ner/ als P. Gassendus/ gemerckt?

Goldstern. Die Ursach kan man so gar gewiß nicht sagen: Herr
Hevelius aber vermeynt/ Gassendus sey/ durch seine vorgefaste Einbil-
dung und Meynung/ nach dem Wahn der Alten/ verleitet worden/ zu
glauben/ der Merkur müste nothwendig viel grösser seyn. Welches auch
deß Gassendi eigene Worte nicht undeutlich anzeigen; indem er schreibt/
er habe sich kaum bereden lassen können/ daß solches der Merkur wäre/
so gar sehr sey er eingenommen/ von der Vermutung/ der Merkur müste
grösser kommen. Daher es denn/ wie Hevelius sich beduncken läst/ leicht
geschehen können/ daß er seinen eigenen Augen nicht getrauet/ und für
sicherer geachtet/ bey einer so mercklich-grossen Discrepantz seiner Ein-
bildung und der würcklichen Befindung/ in einer so unglaublichen Sa-
che (wie sie ihm fürgekommen) den Planeten lieber ein wenig zu groß/ als
zu klein auszugeben: aus Beysorge/ es möchten die Liebhaber der Stern-
schau und noch viel mehr die Peripatetici selbst ihm sonst gar nicht trauen.
Hingegen stabilirt der Author seine eigene Observation der Grösse/ mit
solcher Erweislichkeit/ daß man ihm fast nothwendig muß anhangen/
und glauben/ der Merkur habe sich/ bey seiner Observation/ viel kleiner
Wie die A-
stronomi den
Diame-
trum Mer-
curii ge-
schätzt.
befunden/ weder so wol die ältere als neuere Sternseher ihnen eingebil-
det. Denn Albategnius/ und Ptolemaeus haben den Diametrum Mer-
curii/ nach der mittelern Distantz/ gesetzt zu 21. 811. Copernicus/ zu 21.
1211. Tycho/ zu 211. 101. Keplerus/ zu 11. 2811. Lansbergius/ zu 21. 011.
Ricciolus setzet zwar mit Gassendo/ nur 1411. dennoch aber auch so mehr
denn um die Helffte/ grösser/ als Hevelius denselben/ in der mittelern
Distantz/ rechnet.

Forell. Wie groß giebt ihn denn dieser Author aus?

Goldstetn. Er schätzt/ in seiner mittelern Distantz/ denselben auf
631. 3111. in der höchsten/ auf 411. und 4111. in der nidrigsten/ auf 111.
48111. Wiewol/ er dem Keplero zu gefallen/ etliche Scrupula tertia, mit
Fleiß/ zu milde gesetzt: weil es nicht besonders austrägt.

Distantz deß
Merkurs.
Forell. Der Herr gebe uns seine Distantz.

Goldstern. Dieselbe wird von den Astronomis/ ungleich gerech-
(a) lib. 2. de
Orig. & pr.
Idol. c.
32.
net. Vossius schreibt (a) er halte dafür/ es sey vom Copernico/ und
Tychone gründlich bewiesen/ daß Mercurius und Venus bald höher/ bald
nidriger/ als die Sonne/ lauffen/ und zwar der merkurialische Zirckel/
wenn er uns am nechsten 585. wenn er aber am weitesten von uns/ 1700.

halbe

Der ſechzehende Discurs/
Warum
Gaſſendus
den Merkur
groͤſſer ge-
ſchaͤtzt.
Makel. Daraus denn die Vermutung erſtarcket/ daß Merkurius
warhafftig/ deß vergangenen Tags/ in der Sonnen geweſen.

Winterſchild. Wie daß aber Herꝛ Hevelius ihn ſo ungleich klei-
ner/ als P. Gaſſendus/ gemerckt?

Goldſtern. Die Urſach kan man ſo gar gewiß nicht ſagen: Herꝛ
Hevelius aber vermeynt/ Gaſſendus ſey/ durch ſeine vorgefaſte Einbil-
dung und Meynung/ nach dem Wahn der Alten/ verleitet worden/ zu
glauben/ der Merkur muͤſte nothwendig viel groͤſſer ſeyn. Welches auch
deß Gaſſendi eigene Worte nicht undeutlich anzeigen; indem er ſchreibt/
er habe ſich kaum bereden laſſen koͤnnen/ daß ſolches der Merkur waͤre/
ſo gar ſehr ſey er eingenommen/ von der Vermutung/ der Merkur muͤſte
groͤſſer kommen. Daher es denn/ wie Hevelius ſich beduncken laͤſt/ leicht
geſchehen koͤnnen/ daß er ſeinen eigenen Augen nicht getrauet/ und fuͤr
ſicherer geachtet/ bey einer ſo mercklich-groſſen Discrepantz ſeiner Ein-
bildung und der wuͤrcklichen Befindung/ in einer ſo unglaublichen Sa-
che (wie ſie ihm fuͤrgekommen) den Planeten lieber ein wenig zu groß/ als
zu klein auszugeben: aus Beyſorge/ es moͤchten die Liebhaber der Stern-
ſchau und noch viel mehr die Peripatetici ſelbſt ihm ſonſt gar nicht trauen.
Hingegen ſtabilirt der Author ſeine eigene Obſervation der Groͤſſe/ mit
ſolcher Erweislichkeit/ daß man ihm faſt nothwendig muß anhangen/
und glauben/ der Merkur habe ſich/ bey ſeiner Obſervation/ viel kleiner
Wie die A-
ſtronomi den
Diame-
trum Mer-
curii ge-
ſchaͤtzt.
befunden/ weder ſo wol die aͤltere als neuere Sternſeher ihnen eingebil-
det. Denn Albategnius/ und Ptolemæus haben den Diametrum Mer-
curii/ nach der mittelern Diſtantz/ geſetzt zu 21. 811. Copernicus/ zu 21.
1211. Tycho/ zu 211. 101. Keplerus/ zu 11. 2811. Lansbergius/ zu 21. 011.
Ricciolus ſetzet zwar mit Gaſſendo/ nur 1411. dennoch aber auch ſo mehr
denn um die Helffte/ groͤſſer/ als Hevelius denſelben/ in der mittelern
Diſtantz/ rechnet.

Forell. Wie groß giebt ihn denn dieſer Author aus?

Goldſtetn. Er ſchaͤtzt/ in ſeiner mittelern Diſtantz/ denſelben auf
631. 3111. in der hoͤchſten/ auf 411. und 4111. in der nidrigſten/ auf 111.
48111. Wiewol/ er dem Keplero zu gefallen/ etliche Scrupula tertia, mit
Fleiß/ zu milde geſetzt: weil es nicht beſonders austraͤgt.

Diſtantz deß
Merkurs.
Forell. Der Herꝛ gebe uns ſeine Diſtantz.

Goldſtern. Dieſelbe wird von den Aſtronomis/ ungleich gerech-
(a) lib. 2. de
Orig. & pr.
Idol. c.
32.
net. Voſſius ſchreibt (a) er halte dafuͤr/ es ſey vom Copernico/ und
Tychone gruͤndlich bewieſen/ daß Mercurius und Venus bald hoͤher/ bald
nidriger/ als die Sonne/ lauffen/ und zwar der merkurialiſche Zirckel/
wenn er uns am nechſten 585. wenn er aber am weiteſten von uns/ 1700.

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[628/0674] Der ſechzehende Discurs/ Makel. Daraus denn die Vermutung erſtarcket/ daß Merkurius warhafftig/ deß vergangenen Tags/ in der Sonnen geweſen. Warum Gaſſendus den Merkur groͤſſer ge- ſchaͤtzt. Winterſchild. Wie daß aber Herꝛ Hevelius ihn ſo ungleich klei- ner/ als P. Gaſſendus/ gemerckt? Goldſtern. Die Urſach kan man ſo gar gewiß nicht ſagen: Herꝛ Hevelius aber vermeynt/ Gaſſendus ſey/ durch ſeine vorgefaſte Einbil- dung und Meynung/ nach dem Wahn der Alten/ verleitet worden/ zu glauben/ der Merkur muͤſte nothwendig viel groͤſſer ſeyn. Welches auch deß Gaſſendi eigene Worte nicht undeutlich anzeigen; indem er ſchreibt/ er habe ſich kaum bereden laſſen koͤnnen/ daß ſolches der Merkur waͤre/ ſo gar ſehr ſey er eingenommen/ von der Vermutung/ der Merkur muͤſte groͤſſer kommen. Daher es denn/ wie Hevelius ſich beduncken laͤſt/ leicht geſchehen koͤnnen/ daß er ſeinen eigenen Augen nicht getrauet/ und fuͤr ſicherer geachtet/ bey einer ſo mercklich-groſſen Discrepantz ſeiner Ein- bildung und der wuͤrcklichen Befindung/ in einer ſo unglaublichen Sa- che (wie ſie ihm fuͤrgekommen) den Planeten lieber ein wenig zu groß/ als zu klein auszugeben: aus Beyſorge/ es moͤchten die Liebhaber der Stern- ſchau und noch viel mehr die Peripatetici ſelbſt ihm ſonſt gar nicht trauen. Hingegen ſtabilirt der Author ſeine eigene Obſervation der Groͤſſe/ mit ſolcher Erweislichkeit/ daß man ihm faſt nothwendig muß anhangen/ und glauben/ der Merkur habe ſich/ bey ſeiner Obſervation/ viel kleiner befunden/ weder ſo wol die aͤltere als neuere Sternſeher ihnen eingebil- det. Denn Albategnius/ und Ptolemæus haben den Diametrum Mer- curii/ nach der mittelern Diſtantz/ geſetzt zu 21. 811. Copernicus/ zu 21. 1211. Tycho/ zu 211. 101. Keplerus/ zu 11. 2811. Lansbergius/ zu 21. 011. Ricciolus ſetzet zwar mit Gaſſendo/ nur 1411. dennoch aber auch ſo mehr denn um die Helffte/ groͤſſer/ als Hevelius denſelben/ in der mittelern Diſtantz/ rechnet. Wie die A- ſtronomi den Diame- trum Mer- curii ge- ſchaͤtzt. Forell. Wie groß giebt ihn denn dieſer Author aus? Goldſtetn. Er ſchaͤtzt/ in ſeiner mittelern Diſtantz/ denſelben auf 631. 3111. in der hoͤchſten/ auf 411. und 4111. in der nidrigſten/ auf 111. 48111. Wiewol/ er dem Keplero zu gefallen/ etliche Scrupula tertia, mit Fleiß/ zu milde geſetzt: weil es nicht beſonders austraͤgt. Forell. Der Herꝛ gebe uns ſeine Diſtantz. Diſtantz deß Merkurs. Goldſtern. Dieſelbe wird von den Aſtronomis/ ungleich gerech- net. Voſſius ſchreibt (a) er halte dafuͤr/ es ſey vom Copernico/ und Tychone gruͤndlich bewieſen/ daß Mercurius und Venus bald hoͤher/ bald nidriger/ als die Sonne/ lauffen/ und zwar der merkurialiſche Zirckel/ wenn er uns am nechſten 585. wenn er aber am weiteſten von uns/ 1700. halbe (a) lib. 2. de Orig. & pr. Idol. c. 32.

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 628. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/674>, abgerufen am 22.12.2024.