Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der sechzehende Discurs/ WennMercurius über oder unter der Venus sey.befindt sich Merkur unter der Venus: wenn aber beyde am nidrigsten und unter der Sonnen; so hat Merkur seinen Sitz über der Venus. Sitzt Venus am höchsten von der Erden; Merkur aber uns am nechsten: so laufft er unter der Venus; hingegen wenn Venus in ihrem nidrigstem Stande/ und Merkurius in seinem höchsten; so über höhet er die Venus. Schönwald. Wie kan man aber das so genau wissen? Welches Goldstern. Die neue Astronomi urtheilen solches/ aus dem Warum er Goldstern. Er macht seine Angesichts-Verstellungen freylich wol Wie nahe Goldstern. Weil er/ bey seiner weitesten Entfernung/ von der Son- fern
Der ſechzehende Discurs/ WennMercurius uͤber oder unter der Venus ſey.befindt ſich Merkur unter der Venus: wenn aber beyde am nidrigſten und unter der Sonnen; ſo hat Merkur ſeinen Sitz uͤber der Venus. Sitzt Venus am hoͤchſten von der Erden; Merkur aber uns am nechſten: ſo laufft er unter der Venus; hingegen wenn Venus in ihrem nidrigſtem Stande/ und Merkurius in ſeinem hoͤchſten; ſo uͤber hoͤhet er die Venus. Schoͤnwald. Wie kan man aber das ſo genau wiſſen? Welches Goldſtern. Die neue Aſtronomi urtheilen ſolches/ aus dem Warum er Goldſtern. Er macht ſeine Angeſichts-Verſtellungen freylich wol Wie nahe Goldſtern. Weil er/ bey ſeiner weiteſten Entfernung/ von der Son- fern
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Der ſechzehende Discurs/
befindt ſich Merkur unter der Venus: wenn aber beyde am nidrigſten
und unter der Sonnen; ſo hat Merkur ſeinen Sitz uͤber der Venus.
Sitzt Venus am hoͤchſten von der Erden; Merkur aber uns am nechſten:
ſo laufft er unter der Venus; hingegen wenn Venus in ihrem nidrigſtem
Stande/ und Merkurius in ſeinem hoͤchſten; ſo uͤber hoͤhet er die Venus.
Wenn
Mercurius
uͤber oder
unter der
Venus ſey.
Schoͤnwald. Wie kan man aber das ſo genau wiſſen? Welches
Schau-Rohr wird uns deſſen vergewiſſern?
Goldſtern. Die neue Aſtronomi urtheilen ſolches/ aus dem
Schein deß Merkurs/ der eben ſo wol abwechſelt/ und veraͤnderlich faͤllt/
als wie der Veneriſche: und/ zu ſolcher Erkenntniß/ ſeynd ſie freylich/
durch gute Schau-Roͤhre/ gelangt. Denn gleichwie die Venus/ alſo
wird auch er/ von der Sonnen/ ſphæricè oder Zirkel-Weiſe illuminirt/
und bald wie eine Sichel/ bald halb/ bald gar nicht geſehn.
Winterſchild. Jch vermeynte/ Merkurius lieſſe ſich/ mit dem
Schau-Rohr/ weder ſo offt/ noch ſo ſcheinbarlich/ in ſolchen ſeinen Ver-
aͤndrungen/ ſehen/ als wie die Venus.
Warum er
ſelten zu ſe-
hen.
Goldſtern. Er macht ſeine Angeſichts-Verſtellungen freylich wol
nicht gar zu gemein: weil er gemeinlich/ unter den Sonnen-Stralen/ ver-
borgen ſitzt/ auch wegen der Duͤnſte/ ſo um den Horizont ſchweben/ mehr
Refraction/ oder Stral-Bruͤche leiden muß. Uberdas hat Regio-
montanus in acht genommen/ daß er auch ſo gar bey ſeiner weiteſten Ab-
reiſe von der Sonnen/ durch das Licht der morgend- und abendlichen
Demmerung/ in ſolchen climatibus, ſo einen ſehr ſchragen Horizont ha-
ben/ uͤberfallen werde.
Forell. Wenn der Merkur/ die meinſte Zeit/ unter dem Sonnen-
Glantze verborgen ſteckt; ſo wundert mich/ daß man ſeiner Geſtalt oder
Scheins Ab- und Zuname gleichwol noch kan anſichtig werden.
Wie nahe
oder fern deꝛ
Merkur/
von der
Sonnen/
ſcheide.
Goldſtern. Weil er/ bey ſeiner weiteſten Entfernung/ von der Son-
nen/ nicht uͤber 28. Grad weichet; und/ in dem Perihelio, oder kuͤrtzeſten
Weite/ nicht uͤber 18. kan man ihn nur ſelten ſehen; ob er gleich/ von der
Sonnen am allerweiteſten entſeſſen iſt/ von wegen beſagter Demme-
rung zu Tags/ Morgends/ und Abends/ darinn er offt verhuͤllet ſitzt.
Darum werden ihrer wenige gefunden/ welche das Zu- und abnehmen
ſeines Lichts/ mit dem Stern-Rohr/ richtig beobachtet/ oder ſeine Ge-
ſichter recht abgezeichnet. Ricciolus gedenckt/ man ſchaue ihn/ in der
Sichel-Form/ darum am ſelteſten/ weil ſein hell-blinckendes Licht/ wes-
wegen er/ bey den Griechen/ (vorgedachter Maſſen) @ίλβων, der blin-
ckende/ oder glaͤntzende/ genannt worden/ ſolches derhindert; wo-
fern
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