Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Von dem Mond. sche Volck habe ein groß Geschrey gemacht/ und mit Ertz einen solchenKlang/ wie bey der Mondfinsterniß geschehen pflege. Diese/ und andre gelehrte Scribenten/ haben es zwar wol besser Forell. Das weisen die mißhällige Beschreibungen derselben/ so Goldstern. Aus mehr als einem Fehler. Erstlich; nachdem Je-Woher die chung) S s s ij
Von dem Mond. ſche Volck habe ein groß Geſchrey gemacht/ und mit Ertz einen ſolchenKlang/ wie bey der Mondfinſterniß geſchehen pflege. Dieſe/ und andre gelehrte Scribenten/ haben es zwar wol beſſer Forell. Das weiſen die mißhaͤllige Beſchreibungen derſelben/ ſo Goldſtern. Aus mehr als einem Fehler. Erſtlich; nachdem Je-Woher die chung) S s s ij
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Von dem Mond.
ſche Volck habe ein groß Geſchrey gemacht/ und mit Ertz einen ſolchen
Klang/ wie bey der Mondfinſterniß geſchehen pflege.
Dieſe/ und andre gelehrte Scribenten/ haben es zwar wol beſſer
gewuſt; doch keine ſo richtige Obſervationes/ von den Mond-Finſterniſ-
ſen/ gehabt; wie unſere heutige Welt; maſſen man jetzt die Zeit in welcher die
Finſterniß recht angehet/ viel gewiſſer erkuͤndigen kan/ vermittelſt deß
Stern-Glaſes. Denn wenn man/ ohn ſolches Perſpectiv/ mit dem bloſ-
ſen Geſichte/ darauf mercken will/ wird die Finſterniß/ dem Anſehen
nach/ allezeit eher anheben/ weder ſo man mit dem Seh-Rohr darauf
achtet; gleichwie ſie auch/ ohne Gebrauch deß Perſpectivs/ ſich langſa-
mer ſcheinet zu endigen. Denn die rechte/ grobe dicke Finſterniß/ und
tunckleſter Schatten/ faͤllt nicht gleich/ denſelbigen Augenblick/ in den
Mond; ſondern kommt anfaͤnglich nur allgemach. Und wenn die Fin-
ſterniß anhebt/ ſihet der Schatten etwas blaß und duͤnn/ wie ein Rauch;
vertunckelt ſich aber nach gehends mit der Zeit/ mehr und mehr; bis er end-
lich gantz erſchwartzet. Alſo kan es leichtlich geſchehen/ daß einer/ der
bey ſolcher Finſterniß-Schau/ kein Stern-Glas brauchet/ dieſen Halb-
Schatten/ fuͤr den rechten Anfang deß Schattens und der Finſterniß/
achtet. Hernach ſo ſcheinet gleichfalls die Finſterniß dem bloſſen Huͤlff-lo-
ſen Auge allezeit kleiner/ weder denn/ wenn es/ mit einem guten Stern-
Rohr/ geruͤſtet. Gegentheils præſentirt ſich der unverfinſterte Theil
deß Lichts dem ungeruͤſtetem Auge ſtets groͤſſer/ weder es iſt. So kommt
auch/ wenn ihrer etliche die Verfinſterung/ ohne Fern-Glas/ beſichtigen/
ſelbige dem Einen offt groͤſſer/ oder kleiner fuͤr/ denn dem Andren.
Wegen An-
fangs und
Endung der
Finſterniß/
iſt den Au-
gen allein
nicht zu
trauen.
Forell. Das weiſen die mißhaͤllige Beſchreibungen derſelben/ ſo
von den Sternſchauern heraus gegeben werden. Denn man wird ſelten
ſpuͤhren/ daß ſie/ wegen der Groͤſſe/ uͤbereinſtimmen. Woraus entſte-
het doch aber dieſe Mißhelligkeit?
Goldſtern. Aus mehr als einem Fehler. Erſtlich; nachdem Je-
mand einen groͤſſern oder engern Apffel im Auge hat/ als der andre; ſo
kommt ihm auch die Fiſterniß groͤſſer/ oder kleiner fuͤr/ als dem Andren.
Es thut auch was dabey daß das Mittel/ dariñ ſich der Anmercker alsdenn
befindt/ tunckler/ oder heller iſt. Dieſer Urſach halben vergleichen ſie ſich
wunderſelten mit einander/ in Benennung der Groͤſſe. Dieſer ſchaͤtzet
die partial Finſterniß/ auf 7. Finger; jener/ auf 7½; ein andrer/ auf 8.
ob ſie gleich alle ſich/ unter einem gleichen Mittager/ befunden. Ja es
iſt faſt unmoͤglich/ daß Jemand die Finſterniß/ ohne Perſpectiv/ gantz
richtig und genau ſolte ermeſſen: weil ohne deſſen Behuͤlff/ gar leicht ein
Fehler begangen wird. Denn wenn die groͤſſeſte paralaxis (oder Abwei-
chung)
Woher die
Jrrthuͤmer
und Miß-
haͤlligkeit/
in Anmer-
ckung der
Finſterniſ-
ſen/ entſte-
hen.
S s s ij
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