Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.von den Wandel-Sternen oder Planeten. einer Standes-Person für eine schöne Himmels-Kugel gekünstelt habe/darinn die Bögen inwendig von Blech/ auswendig rund/ und mit blau- em Papier bekleidet waren/ in solcher Grösse/ daß sie unzerstückt durch kei- ne Thür gegangen; davon hätte ich lieber das Werck/ als die Beschreibung sehen mögen. Die fürnehmste Gestirne seynd darinn ausgeschnitten/ und die Sterne in solchem Stande unterschieden gewest/ wie man sie am Himmel schauet. Der Sterne hat man/ in allem/ 1020. gezehlet: und waren dieselbe/ mit sehr zartem Papier/ so in Terpentin Oel geträncke/ zugeklebt. Wenns nun zu nachten begunnte/ stellete man/ unter dieser Kugel/ die in der Höhe deß Hauses hing/ auf den Boden/ sechs Liechter hin/ in einen Kreis/ auf einen breiten blechern Leuchter/ und zu beyden Seiten zween Feuerspiegel: als denn gab es das Ansehn eines recht natür- lich-gestirnten Himmels: und vermehrte sich beydes die Lust und Zier die- ses Spiel-Himmels nicht wenig/ wenn die Kugel/ mit samt der Kette/ daran sie hing/ herum ging. Für kunstreicher aber sind billig solche Kugeln/ oder andre Kunst- Winterschild. Solche grosse Wercke zu machen/ bedarff schlech- Geist/ A a a
von den Wandel-Sternen oder Planeten. einer Standes-Perſon fuͤr eine ſchoͤne Himmels-Kugel gekuͤnſtelt habe/darinn die Boͤgen inwendig von Blech/ auswendig rund/ und mit blau- em Papier bekleidet waren/ in ſolcher Groͤſſe/ daß ſie unzerſtuͤckt durch kei- ne Thuͤr gegangen; davon haͤtte ich lieber das Werck/ als die Beſchreibung ſehen moͤgen. Die fuͤrnehmſte Geſtirne ſeynd darinn ausgeſchnitten/ und die Sterne in ſolchem Stande unterſchieden geweſt/ wie man ſie am Himmel ſchauet. Der Sterne hat man/ in allem/ 1020. gezehlet: und waren dieſelbe/ mit ſehr zartem Papier/ ſo in Terpentin Oel getraͤncke/ zugeklebt. Wenns nun zu nachten begunnte/ ſtellete man/ unter dieſer Kugel/ die in der Hoͤhe deß Hauſes hing/ auf den Boden/ ſechs Liechter hin/ in einen Kreis/ auf einen breiten blechern Leuchter/ und zu beyden Seiten zween Feuerſpiegel: als denn gab es das Anſehn eines recht natuͤr- lich-geſtirnten Himmels: und vermehrte ſich beydes die Luſt und Zier die- ſes Spiel-Himmels nicht wenig/ wenn die Kugel/ mit ſamt der Kette/ daran ſie hing/ herum ging. Fuͤr kunſtreicher aber ſind billig ſolche Kugeln/ oder andre Kunſt- Winterſchild. Solche groſſe Wercke zu machen/ bedarff ſchlech- Geiſt/ A a a
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von den Wandel-Sternen oder Planeten.
einer Standes-Perſon fuͤr eine ſchoͤne Himmels-Kugel gekuͤnſtelt habe/
darinn die Boͤgen inwendig von Blech/ auswendig rund/ und mit blau-
em Papier bekleidet waren/ in ſolcher Groͤſſe/ daß ſie unzerſtuͤckt durch kei-
ne Thuͤr gegangen; davon haͤtte ich lieber das Werck/ als die Beſchreibung
ſehen moͤgen. Die fuͤrnehmſte Geſtirne ſeynd darinn ausgeſchnitten/
und die Sterne in ſolchem Stande unterſchieden geweſt/ wie man ſie am
Himmel ſchauet. Der Sterne hat man/ in allem/ 1020. gezehlet: und
waren dieſelbe/ mit ſehr zartem Papier/ ſo in Terpentin Oel getraͤncke/
zugeklebt. Wenns nun zu nachten begunnte/ ſtellete man/ unter dieſer
Kugel/ die in der Hoͤhe deß Hauſes hing/ auf den Boden/ ſechs Liechter
hin/ in einen Kreis/ auf einen breiten blechern Leuchter/ und zu beyden
Seiten zween Feuerſpiegel: als denn gab es das Anſehn eines recht natuͤr-
lich-geſtirnten Himmels: und vermehrte ſich beydes die Luſt und Zier die-
ſes Spiel-Himmels nicht wenig/ wenn die Kugel/ mit ſamt der Kette/
daran ſie hing/ herum ging.
Fuͤr kunſtreicher aber ſind billig ſolche Kugeln/ oder andre Kunſt-
wercke/ zu ſchaͤtzen/ darinn man aller Planeten Lauff und Bewegungen
findet: gleichwie jene glaͤſerne Kugel geweſen/ darinn Koͤnig Sapor ge-
ſeſſen/ und unter ſich den Stern-Lauff geſehen; und das groſſe kunſtrei-
che Uhrwerck/ ſo Kaͤiſer Maximilian dem Turckiſchen Sultan geſchenckt;
darinn alle Planeten ihren Lauff gehalten.
Winterſchild. Solche groſſe Wercke zu machen/ bedarff ſchlech-
ter Kunſt; wenn man nur verſtehet/ zu welcher Zeit ein jeglicher Planet
ſeinen Lauff verrichte/ auch die Raͤder deßUhrwercks recht proportioniret/
und in gewiſſe Theile abgetheilet werden. Geſtaltſam dergleichen Kunſt-
werck/ noch heut zu Tage/ in dem Kunſt-Zimmer deß Großhertzogs von
Florentz anzutreffen. Pater Kircher hat ein neues Mittel erfunden/
ſolche Bewegungen artlich zu weiſen; nemlich eine gantz-runde Kugel
von Glaſe/ welche oben ſo weit geoͤffnet iſt/ daß man eine kleine metalline
Kugel (ſo aber nicht eiſern ſeyn muß/) kan hinein ſencken. Solche kleine
Kugel mag man/ in der Mitte/ in 2. gleiche Theile oͤffnen/ und wieder ſo
feſt zuſchlieſſen/ daß keine Lufft dazwiſchen kan hinein ſchleichen. Zufor-
derſt aber muß gleichwol ein gutes Stuͤck vom Magnet-Stein darinn
mit Pech dergeſtalt befeſtiget werden/ daß die Axe deſſelbigen/ mit der Erd-
Linie/ gleichſtreiche/ und beſagte kleinere Kugel/ mit den Erd-Kugel-Li-
nien/ bemahlet ſeyn. Deßgleichen muͤſſen die himmliſche Zeichen/ ſamt
den Geſtirnen/ an der groſſen Glas-Kugel/ nach der Sternkunſt/ ver-
zeichnet werden. So denn die kleinere Kugel/ in der groͤſſern/ zwiſchen
dem Oleo Tartari oder Wein-Stein-Oel/ und Spiritu vini, oder Wein-
Geiſt/
Glaͤſerne
Kugel/ dar-
an der Lauff
deß Geſtiꝛns
fuͤrgebildet
wird.
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