Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.himmlischen Würckungen/ am menschlichem Leben. in fürtrefflich-schöner und wundersamer Ordnung/ um sie herum wan-dern/ damit sie ihr/ als wie ihrer Königin/ die Dienste und Nutzbarkeiten ihrer Kreise mögen erweisen. Und ist dieses/ bey den allerverständigsten so wol Natur-als Sternkündigern/ fest gestellet/ Gott habe solchen Him- mels-Kugeln die allerheilsamsten Kräffte eingeschaffen; auf daß/ aus den- selben/ wie aus reichen Schatz-Truhen/ die Nider-Welt begabt und ge- labt würde. Diesem nach ist nicht allein der Mensch/ sondern auch alle ir- dische/ so wol belebte/ als unbelebte/ Kreatur/ deß himmlischen Einflusses/ jedes zu seiner Zeit und Art/ theilhafftig; und derhalben der angeführte Gegenwurff von keinem rechten Nachdruck: das Clima/ (wodurch Sal- masius gemeiniglich nur einen gewissen Theil der Lufft und Erden verste- het) verursachet ein langes und kurtzes Leben; imgleichen der Eltern Sa- men/ und die Speisordnung/ und Mässigkeit; derhalben thut das Ge- stirn dabey nichts. Als die Holländer etlichen barbarischen ungläubigen Völckern anzeigeten/ sie beteten allein denjenigen GOtt an/ welcher auch ihnen/ (den Heiden) aus grosser Güte/ Getreid/ und allerley herrliche Früchte bescherete: antworteten ihnen die ungläubige Einfalt; sie wüssten sich keinem GOtt/ für dasjenige/ verpflichtet/ was ihnen ihre Arbeit und Mühe zuwegen brächte. Fast gleiches Schlages ist erst-angemeldter Be- weisthum. Wenn die Lufft dem Menschen wol- oder übelthut; muß dar- um das Gestirn/ unsers leiblichen Zustandes gantz müssig gehen; da doch eben von dem Gestirn/ die Lufft ihre beste Krafft hat. Oder wenn nicht eben allezeit die Lufft; sondern manchesmal auch die gute Ordnung dem Menschen/ in einer rauhen ungesunden Lufft/ seine Gesundheit vermar- melt; und nichts destoweniger dennoch die Lufft eine Ursacherin der Ge- sund- oder Kranckheit seyn kan; nachdem der Leib beschaffen/ der ihrer ge- niesst: wenn/ sag ich/ auch wol die blosse augeborne daurhaffte Natur- Art/ so von dem wolgetemperirten Samen herrühret/ ohn alles beyde/ ohne die Gunst der Lufft/ und Mässigkeit/ manchem unordentlichen Men- schen das Leben fristet; und man dennoch darum nicht gleich sagen kan/ die Lufft und Speisordnung seyen keine Ursach unseres langen Lebens: mit welchem Recht kan ich denn so unzehlich-viel edle Himmels-Körper/ von der Mitwürckung unserer leiblichen Beschaffenheiten bannisiren; ob gleich bey einem und andren/ die ordentliche Verhaltung/ oder die Lufft/ oder die Materi daraus er gezeuget worden/ entweder das Meiste wür- cket/ oder bisweiien auch wol gar ein anders/ als das/ wozu ihm die Eigen- schafft deß Gestirns eine Bequemlichkeit gegeben? Jch zweiffle nicht ein- mal/ daß der Mensch/ so von frischen gesunden Eltern/ in einer gesunden Lufft/ geboren/ hernach auch mässig und ordentlich lebt/ den Leib nicht mit weichen P p ij
himmliſchen Wuͤrckungen/ am menſchlichem Leben. in fuͤrtrefflich-ſchoͤner und wunderſamer Ordnung/ um ſie herum wan-dern/ damit ſie ihr/ als wie ihrer Koͤnigin/ die Dienſte und Nutzbarkeiten ihrer Kreiſe moͤgen erweiſen. Und iſt dieſes/ bey den allerverſtaͤndigſten ſo wol Natur-als Sternkuͤndigern/ feſt geſtellet/ Gott habe ſolchen Him- mels-Kugeln die allerheilſamſten Kraͤffte eingeſchaffen; auf daß/ aus den- ſelben/ wie aus reichen Schatz-Truhen/ die Nider-Welt begabt und ge- labt wuͤrde. Dieſem nach iſt nicht allein der Menſch/ ſondern auch alle ir- diſche/ ſo wol belebte/ als unbelebte/ Kreatur/ deß himmliſchen Einfluſſes/ jedes zu ſeiner Zeit und Art/ theilhafftig; und derhalben der angefuͤhrte Gegenwurff von keinem rechten Nachdruck: das Clima/ (wodurch Sal- maſius gemeiniglich nur einen gewiſſen Theil der Lufft und Erden verſte- het) verurſachet ein langes und kurtzes Leben; imgleichen der Eltern Sa- men/ und die Speisordnung/ und Maͤſſigkeit; derhalben thut das Ge- ſtirn dabey nichts. Als die Hollaͤnder etlichen barbariſchen unglaͤubigen Voͤlckern anzeigeten/ ſie beteten allein denjenigen GOtt an/ welcher auch ihnen/ (den Heiden) aus groſſer Guͤte/ Getreid/ und allerley herꝛliche Fruͤchte beſcherete: antworteten ihnen die unglaͤubige Einfalt; ſie wuͤſſten ſich keinem GOtt/ fuͤr dasjenige/ verpflichtet/ was ihnen ihre Arbeit und Muͤhe zuwegen braͤchte. Faſt gleiches Schlages iſt erſt-angemeldter Be- weisthum. Wenn die Lufft dem Menſchen wol- oder uͤbelthut; muß dar- um das Geſtirn/ unſers leiblichen Zuſtandes gantz muͤſſig gehen; da doch eben von dem Geſtirn/ die Lufft ihre beſte Krafft hat. Oder wenn nicht eben allezeit die Lufft; ſondern manchesmal auch die gute Ordnung dem Menſchen/ in einer rauhen ungeſunden Lufft/ ſeine Geſundheit vermar- melt; und nichts deſtoweniger dennoch die Lufft eine Urſacherin der Ge- ſund- oder Kranckheit ſeyn kan; nachdem der Leib beſchaffen/ der ihrer ge- nieſſt: wenn/ ſag ich/ auch wol die bloſſe augeborne daurhaffte Natur- Art/ ſo von dem wolgetemperirten Samen herruͤhret/ ohn alles beyde/ ohne die Gunſt der Lufft/ und Maͤſſigkeit/ manchem unordentlichen Men- ſchen das Leben friſtet; und man dennoch darum nicht gleich ſagen kan/ die Lufft und Speisordnung ſeyen keine Urſach unſeres langen Lebens: mit welchem Recht kan ich denn ſo unzehlich-viel edle Himmels-Koͤrper/ von der Mitwuͤrckung unſerer leiblichen Beſchaffenheiten banniſiren; ob gleich bey einem und andren/ die ordentliche Verhaltung/ oder die Lufft/ oder die Materi daraus er gezeuget worden/ entweder das Meiſte wuͤr- cket/ oder bisweiien auch wol gar ein anders/ als das/ wozu ihm die Eigen- ſchafft deß Geſtirns eine Bequemlichkeit gegeben? Jch zweiffle nicht ein- mal/ daß der Menſch/ ſo von friſchen geſunden Eltern/ in einer geſunden Lufft/ geboren/ hernach auch maͤſſig und ordentlich lebt/ den Leib nicht mit weichen P p ij
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himmliſchen Wuͤrckungen/ am menſchlichem Leben.
in fuͤrtrefflich-ſchoͤner und wunderſamer Ordnung/ um ſie herum wan-
dern/ damit ſie ihr/ als wie ihrer Koͤnigin/ die Dienſte und Nutzbarkeiten
ihrer Kreiſe moͤgen erweiſen. Und iſt dieſes/ bey den allerverſtaͤndigſten
ſo wol Natur-als Sternkuͤndigern/ feſt geſtellet/ Gott habe ſolchen Him-
mels-Kugeln die allerheilſamſten Kraͤffte eingeſchaffen; auf daß/ aus den-
ſelben/ wie aus reichen Schatz-Truhen/ die Nider-Welt begabt und ge-
labt wuͤrde. Dieſem nach iſt nicht allein der Menſch/ ſondern auch alle ir-
diſche/ ſo wol belebte/ als unbelebte/ Kreatur/ deß himmliſchen Einfluſſes/
jedes zu ſeiner Zeit und Art/ theilhafftig; und derhalben der angefuͤhrte
Gegenwurff von keinem rechten Nachdruck: das Clima/ (wodurch Sal-
maſius gemeiniglich nur einen gewiſſen Theil der Lufft und Erden verſte-
het) verurſachet ein langes und kurtzes Leben; imgleichen der Eltern Sa-
men/ und die Speisordnung/ und Maͤſſigkeit; derhalben thut das Ge-
ſtirn dabey nichts. Als die Hollaͤnder etlichen barbariſchen unglaͤubigen
Voͤlckern anzeigeten/ ſie beteten allein denjenigen GOtt an/ welcher auch
ihnen/ (den Heiden) aus groſſer Guͤte/ Getreid/ und allerley herꝛliche
Fruͤchte beſcherete: antworteten ihnen die unglaͤubige Einfalt; ſie wuͤſſten
ſich keinem GOtt/ fuͤr dasjenige/ verpflichtet/ was ihnen ihre Arbeit und
Muͤhe zuwegen braͤchte. Faſt gleiches Schlages iſt erſt-angemeldter Be-
weisthum. Wenn die Lufft dem Menſchen wol- oder uͤbelthut; muß dar-
um das Geſtirn/ unſers leiblichen Zuſtandes gantz muͤſſig gehen; da doch
eben von dem Geſtirn/ die Lufft ihre beſte Krafft hat. Oder wenn nicht
eben allezeit die Lufft; ſondern manchesmal auch die gute Ordnung dem
Menſchen/ in einer rauhen ungeſunden Lufft/ ſeine Geſundheit vermar-
melt; und nichts deſtoweniger dennoch die Lufft eine Urſacherin der Ge-
ſund- oder Kranckheit ſeyn kan; nachdem der Leib beſchaffen/ der ihrer ge-
nieſſt: wenn/ ſag ich/ auch wol die bloſſe augeborne daurhaffte Natur-
Art/ ſo von dem wolgetemperirten Samen herruͤhret/ ohn alles beyde/
ohne die Gunſt der Lufft/ und Maͤſſigkeit/ manchem unordentlichen Men-
ſchen das Leben friſtet; und man dennoch darum nicht gleich ſagen kan/ die
Lufft und Speisordnung ſeyen keine Urſach unſeres langen Lebens: mit
welchem Recht kan ich denn ſo unzehlich-viel edle Himmels-Koͤrper/ von
der Mitwuͤrckung unſerer leiblichen Beſchaffenheiten banniſiren; ob
gleich bey einem und andren/ die ordentliche Verhaltung/ oder die Lufft/
oder die Materi daraus er gezeuget worden/ entweder das Meiſte wuͤr-
cket/ oder bisweiien auch wol gar ein anders/ als das/ wozu ihm die Eigen-
ſchafft deß Geſtirns eine Bequemlichkeit gegeben? Jch zweiffle nicht ein-
mal/ daß der Menſch/ ſo von friſchen geſunden Eltern/ in einer geſunden
Lufft/ geboren/ hernach auch maͤſſig und ordentlich lebt/ den Leib nicht mit
weichen
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