Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.himmlischen Würckungen/ am menschlichem Leben. und sprechen/ hiedurch werde die perspiration oder Verdunstung gehin-dert/ und viel Flüsse erzeugt. Man findt/ unter ihnen/ keine schielende/ blödsichtige/ lahme/ oder höckrige: da doch die Kinder niemals/ in Win- deln/ oder Tüchlein/ gewickelt werden; wie man/ mit unsren Europaei- schen Unmündlingen/ umgehet Man badet sie offt/ in kaltem Wasser. Welches auch die Erwachsene gar sehr im Brauch haben; so wol aus Lie- be der Reinlichkeit/ so diesem Volck angeboren; als zur Erfrischung deß Leibes/ und Befestigung der Gesundheit. Massen sie denn wunderselten erkrancken: weil sie/ erstlich/ von gesunden starcken Eltern/ erzeugt wer- den/ hernach eine unvergleichlich-gute klare Lufft schöpffen/ drittens keine Sorgen ans Hertz kommen lassen/ keine geitzige Reichthümer kennen noch verlangen/ auch keiner leiblichen Wollüste pflegen. (a) Hist. Natur. & Med. In- diae occi- dental. fol. 12. Adlerhaupt. Daran ligt freylich viel/ daß man die Jugend nicht Was nun einer gleich für Speise und Tranck wählet: so ist solches eine
himmliſchen Wuͤrckungen/ am menſchlichem Leben. und ſprechen/ hiedurch werde die perſpiration oder Verdunſtung gehin-dert/ und viel Fluͤſſe erzeugt. Man findt/ unter ihnen/ keine ſchielende/ bloͤdſichtige/ lahme/ oder hoͤckrige: da doch die Kinder niemals/ in Win- deln/ oder Tuͤchlein/ gewickelt werden; wie man/ mit unſren Europæi- ſchen Unmuͤndlingen/ umgehet Man badet ſie offt/ in kaltem Waſſer. Welches auch die Erwachſene gar ſehr im Brauch haben; ſo wol aus Lie- be der Reinlichkeit/ ſo dieſem Volck angeboren; als zur Erfriſchung deß Leibes/ und Befeſtigung der Geſundheit. Maſſen ſie denn wunderſelten erkrancken: weil ſie/ erſtlich/ von geſunden ſtarcken Eltern/ erzeugt wer- den/ hernach eine unvergleichlich-gute klare Lufft ſchoͤpffen/ drittens keine Sorgen ans Hertz kommen laſſen/ keine geitzige Reichthuͤmer kennen noch verlangen/ auch keiner leiblichen Wolluͤſte pflegen. (a) Hiſt. Natur. & Med. In- diæ occi- dental. fol. 12. Adlerhaupt. Daran ligt freylich viel/ daß man die Jugend nicht Was nun einer gleich fuͤr Speiſe und Tranck waͤhlet: ſo iſt ſolches eine
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himmliſchen Wuͤrckungen/ am menſchlichem Leben.
und ſprechen/ hiedurch werde die perſpiration oder Verdunſtung gehin-
dert/ und viel Fluͤſſe erzeugt. Man findt/ unter ihnen/ keine ſchielende/
bloͤdſichtige/ lahme/ oder hoͤckrige: da doch die Kinder niemals/ in Win-
deln/ oder Tuͤchlein/ gewickelt werden; wie man/ mit unſren Europæi-
ſchen Unmuͤndlingen/ umgehet Man badet ſie offt/ in kaltem Waſſer.
Welches auch die Erwachſene gar ſehr im Brauch haben; ſo wol aus Lie-
be der Reinlichkeit/ ſo dieſem Volck angeboren; als zur Erfriſchung deß
Leibes/ und Befeſtigung der Geſundheit. Maſſen ſie denn wunderſelten
erkrancken: weil ſie/ erſtlich/ von geſunden ſtarcken Eltern/ erzeugt wer-
den/ hernach eine unvergleichlich-gute klare Lufft ſchoͤpffen/ drittens keine
Sorgen ans Hertz kommen laſſen/ keine geitzige Reichthuͤmer kennen noch
verlangen/ auch keiner leiblichen Wolluͤſte pflegen. (a)
Adlerhaupt. Daran ligt freylich viel/ daß man die Jugend nicht
zaͤrtlich erziehe/ ſo man tapffere daurhaffte/ und altende Maͤnner daraus
zu haben wuͤnſchet. Es ſtecken auch viel Kraͤffte/ ſo wol in der Speiſe/ als
im Getraͤncke. Man ſetzt uͤberhaupt einen dreyfachen Unterſcheid deß
Getrancks. Etliche Voͤlcker trincken Waſſer; etliche Wein; etliche ge-
machtes oder zubereitetes Getraͤnck. Der Groͤnlaͤnder Malvaſier iſt das
Fett (oder der Traan) von den Seefiſchen. Jn Holland leſchen ſich viel
Bauren mit Molcken. Die Maſſageten/ Hunnen/ und Tartern/ miſche-
ten Milch und Roß-Blut/ untereinander/ fuͤr den Durſt: Und manche
Jndianer laben ſich/ mit ihrem Zucker-Safft. Unter dieſen allen/ haben
die Alten an den Waſſer-trinckern das laͤngſte Leben geſpuͤhrt. Weßwe-
gen ich auch/ das lange Leben der Egypter nicht allein ihrer Maͤſſigkeit/
ſondern auch dem trefflich geſundem Trunck deß Nilwaſſers zuſchreibe.
Die Speiſe betreffend; theilt Salmaſius die Leute insgemein ab/ in Fleiſch-
Kaͤs-Fiſch- und Breyfreſſer. Die Roͤmer und Africaner ſchlugen ehe deſſen
das Maul voll Brey: der Hollaͤnder beiſt in ſeinem Kaͤs: die Engellaͤnder
ſchlingen gern Fleiſch/ weßwegen ſie dieſer Author carnivoros Anglos die
Engliſche Fleiſch-Schlucker nennet. Etliche eſſen gern viel Kraͤuter; wie
die heutige Welſchen. Dieſe geben eine gelindere Nahrung: daher ſie
auch/ zur Geſundheit/ und langem Leben/ dienſamer. Jn der Schweitz
liebt man die Milch-Speiſen. Es haben ſich auch ehemaln gefunden/
die nichts/ als Honig/ geſſen.
Dreyfacher
Unterſcheid
deß Ge-
traͤncks.
Allgemei-
ner Unter-
ſcheid der
Speiſen.
Was nun einer gleich fuͤr Speiſe und Tranck waͤhlet: ſo iſt ſolches
doch allein nicht gnug/ den Leib/ bey gutem Zuſtande/ lange zu friſten:
ſondern die Guͤte der Lufft muß mit dazukommen. Denn ob Jemand
noch ſo maͤſſig lebte/ noch ſo geſunde Speiſen aͤſſe; was wuͤrde es viel helf-
fen/ imfall er ſich/ in einer verderbten Lufft/ aufhielte? oder wie wuͤrde
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