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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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vom Himmel.
Stadt/ eine Wohnung/ Haus/ und Hütte GOttes bey den Menschen-
Kindern/ bald das Land der Lebendigen. Die Glückseligkeit der Him-
mels-Kinder wird zwar/ vom Apostel Paulo/ denen Sachen beygerech-
net/ so droben sind; und/ von GOtt dem HErrn/ gesagt/ Er wohne in der
Höhe: aber solches geschicht allein/ nach menschlicher Weise zu reden/ ver-
möge welcher das Höhere oder Obere allezeit dem Nidrigen wird fürge-
zogen; nicht der Meinung/ als ob ein empyraeischer Himmel geschaffen/
und mit demselben das korpörliche Firmament umgeben wäre/ worinn
GOtt wohnete/ als wie in seinem eigenthümlichen Hause: denn aller
Himmel Himmel können Jhn nicht fassen/ sondern weil GOtt/ an dem
Himmel/ die alleraugenscheinlichste Merckzeichen und Zeugnissen seiner
Herrlichkeit/ Ehre/ und Allmacht/ hat aufgerichtet. Paulus nennet den
Himmel das/ was droben ist/ nicht in eigentlicher Bedeutung einer Höhe/
oder hocherhabenen Orts; sondern deß Zustandes/ der Gelegenheit/ Ge-
rechtigkeit/ und himmlischer Freude. Daß auch der HErr Christus sagt/
es seyen viel Wohnungen in seines Vatters Hause; ist nicht/ nach dem
Buchstaben/ zu verstehen; sondern nach menschlicher Red-Art nur gege-
ben: gleichwie der gottselige Kirchen-Lehrer Salvianus (a) den Himmel(a) Lib. 2.
contra Ava-
ritia[m].

der Auserwählten gar zierlich nennet recens aedificium creaturarum,
aureas super rudes coelos Sanctorum omnium domos, aulas gemmis
intermicantibus expolitas, & immortalium metallorum fulgore pre-
tiosas,
das frische oder neue Gebäu der Kreaturen/ die güldenen
Häuser aller Heiligen über den andren schlechten Himmeln/ die
herrlichen Prang-Säle/ so mit schimmernden und funckelnden Edel-
gesteinen ausgeziert/ und von unvergänglichem Gold und Silber
köstlich gläntzen.
Wolte man solches alles/ natürlicher Weise/ deuten;
so müsten auch Stüle/ und Tische/ und Weinstöcke/ und Ströme/ und E-
delgesteine und dergleichen mehr/ womit das himmlische Wesen/ in der H.
Schrifft/ bisweilen wird verglichen/ im Himmel vorhanden seyn. Wenn
aber die Sprache deß H. Geistes/ in diesen Sachen/ einen andren Sinn
begreifft; warum will der Herr denn das jenige/ was wir/ von dem Him-
mel/ glauben/ im übrigen auf Jüdische und Saracenische Weise/ deuten?

Schönwald. Jch habe allbereit vorhin gemeldet/ daß die Jüden
und Saracenen/ mit fleischlichen und fabelhafften Sachen/ aufgezogen
kommen/ auch solche den einfältigen Leuten für Gewiß eiten verkauffen;
die H. Schrifft aber solche Woise nicht führe: ob sie gleich bisweilen das
himmlische Wolleben/ und unbegreiffliche Freuden-Wes n/ durch begreiff-
liche und bekandte Zeichen uns Kindern fürmahlet. Gleichwie nun sol-
ches der H. Schrifft nicht zu verargen/ wenn sie etliche Fürbilder und

Ver-
E e

vom Himmel.
Stadt/ eine Wohnung/ Haus/ und Huͤtte GOttes bey den Menſchen-
Kindern/ bald das Land der Lebendigen. Die Gluͤckſeligkeit der Him-
mels-Kinder wird zwar/ vom Apoſtel Paulo/ denen Sachen beygerech-
net/ ſo droben ſind; und/ von GOtt dem HErꝛn/ geſagt/ Er wohne in der
Hoͤhe: aber ſolches geſchicht allein/ nach menſchlicher Weiſe zu reden/ ver-
moͤge welcher das Hoͤhere oder Obere allezeit dem Nidrigen wird fuͤrge-
zogen; nicht der Meinung/ als ob ein empyræiſcher Himmel geſchaffen/
und mit demſelben das korpoͤrliche Firmament umgeben waͤre/ worinn
GOtt wohnete/ als wie in ſeinem eigenthuͤmlichen Hauſe: denn aller
Himmel Himmel koͤnnen Jhn nicht faſſen/ ſondern weil GOtt/ an dem
Himmel/ die alleraugenſcheinlichſte Merckzeichen und Zeugniſſen ſeiner
Herꝛlichkeit/ Ehre/ und Allmacht/ hat aufgerichtet. Paulus nennet den
Himmel das/ was droben iſt/ nicht in eigentlicher Bedeutung einer Hoͤhe/
oder hocherhabenen Orts; ſondern deß Zuſtandes/ der Gelegenheit/ Ge-
rechtigkeit/ und himmliſcher Freude. Daß auch der HErꝛ Chriſtus ſagt/
es ſeyen viel Wohnungen in ſeines Vatters Hauſe; iſt nicht/ nach dem
Buchſtaben/ zu verſtehen; ſondern nach menſchlicher Red-Art nur gege-
ben: gleichwie der gottſelige Kirchen-Lehrer Salvianus (a) den Himmel(a) Lib. 2.
contra Ava-
ritia[m].

der Auserwaͤhlten gar zierlich nennet recens ædificium creaturarum,
aureas ſuper rudes cœlos Sanctorum omnium domos, aulas gemmis
intermicantibus expolitas, & immortalium metallorum fulgore pre-
tioſas,
das friſche oder neue Gebaͤu der Kreaturen/ die guͤldenen
Haͤuſer aller Heiligen uͤber den andren ſchlechten Himmeln/ die
herꝛlichen Prang-Saͤle/ ſo mit ſchimmernden uñ funckelnden Edel-
geſteinen ausgeziert/ und von unvergaͤnglichem Gold und Silber
koͤſtlich glaͤntzen.
Wolte man ſolches alles/ natuͤrlicher Weiſe/ deuten;
ſo muͤſten auch Stuͤle/ und Tiſche/ und Weinſtoͤcke/ und Stroͤme/ und E-
delgeſteine und dergleichen mehr/ womit das himmliſche Weſen/ in der H.
Schrifft/ bisweilen wird verglichen/ im Himmel vorhanden ſeyn. Wenn
aber die Sprache deß H. Geiſtes/ in dieſen Sachen/ einen andren Sinn
begreifft; warum will der Herꝛ denn das jenige/ was wir/ von dem Him-
mel/ glauben/ im uͤbrigen auf Juͤdiſche und Saraceniſche Weiſe/ deuten?

Schoͤnwald. Jch habe allbereit vorhin gemeldet/ daß die Juͤden
und Saracenen/ mit fleiſchlichen und fabelhafften Sachen/ aufgezogen
kommen/ auch ſolche den einfaͤltigen Leuten fuͤr Gewiß eiten verkauffen;
die H. Schrifft aber ſolche Woiſe nicht fuͤhre: ob ſie gleich bisweilen das
himmliſche Wolleben/ und unbegreiffliche Freuden-Weſ n/ durch begreiff-
liche und bekandte Zeichen uns Kindern fuͤrmahlet. Gleichwie nun ſol-
ches der H. Schrifft nicht zu verargen/ wenn ſie etliche Fuͤrbilder und

Ver-
E e
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[217/0249] vom Himmel. Stadt/ eine Wohnung/ Haus/ und Huͤtte GOttes bey den Menſchen- Kindern/ bald das Land der Lebendigen. Die Gluͤckſeligkeit der Him- mels-Kinder wird zwar/ vom Apoſtel Paulo/ denen Sachen beygerech- net/ ſo droben ſind; und/ von GOtt dem HErꝛn/ geſagt/ Er wohne in der Hoͤhe: aber ſolches geſchicht allein/ nach menſchlicher Weiſe zu reden/ ver- moͤge welcher das Hoͤhere oder Obere allezeit dem Nidrigen wird fuͤrge- zogen; nicht der Meinung/ als ob ein empyræiſcher Himmel geſchaffen/ und mit demſelben das korpoͤrliche Firmament umgeben waͤre/ worinn GOtt wohnete/ als wie in ſeinem eigenthuͤmlichen Hauſe: denn aller Himmel Himmel koͤnnen Jhn nicht faſſen/ ſondern weil GOtt/ an dem Himmel/ die alleraugenſcheinlichſte Merckzeichen und Zeugniſſen ſeiner Herꝛlichkeit/ Ehre/ und Allmacht/ hat aufgerichtet. Paulus nennet den Himmel das/ was droben iſt/ nicht in eigentlicher Bedeutung einer Hoͤhe/ oder hocherhabenen Orts; ſondern deß Zuſtandes/ der Gelegenheit/ Ge- rechtigkeit/ und himmliſcher Freude. Daß auch der HErꝛ Chriſtus ſagt/ es ſeyen viel Wohnungen in ſeines Vatters Hauſe; iſt nicht/ nach dem Buchſtaben/ zu verſtehen; ſondern nach menſchlicher Red-Art nur gege- ben: gleichwie der gottſelige Kirchen-Lehrer Salvianus (a) den Himmel der Auserwaͤhlten gar zierlich nennet recens ædificium creaturarum, aureas ſuper rudes cœlos Sanctorum omnium domos, aulas gemmis intermicantibus expolitas, & immortalium metallorum fulgore pre- tioſas, das friſche oder neue Gebaͤu der Kreaturen/ die guͤldenen Haͤuſer aller Heiligen uͤber den andren ſchlechten Himmeln/ die herꝛlichen Prang-Saͤle/ ſo mit ſchimmernden uñ funckelnden Edel- geſteinen ausgeziert/ und von unvergaͤnglichem Gold und Silber koͤſtlich glaͤntzen. Wolte man ſolches alles/ natuͤrlicher Weiſe/ deuten; ſo muͤſten auch Stuͤle/ und Tiſche/ und Weinſtoͤcke/ und Stroͤme/ und E- delgeſteine und dergleichen mehr/ womit das himmliſche Weſen/ in der H. Schrifft/ bisweilen wird verglichen/ im Himmel vorhanden ſeyn. Wenn aber die Sprache deß H. Geiſtes/ in dieſen Sachen/ einen andren Sinn begreifft; warum will der Herꝛ denn das jenige/ was wir/ von dem Him- mel/ glauben/ im uͤbrigen auf Juͤdiſche und Saraceniſche Weiſe/ deuten? (a) Lib. 2. contra Ava- ritiam. Schoͤnwald. Jch habe allbereit vorhin gemeldet/ daß die Juͤden und Saracenen/ mit fleiſchlichen und fabelhafften Sachen/ aufgezogen kommen/ auch ſolche den einfaͤltigen Leuten fuͤr Gewiß eiten verkauffen; die H. Schrifft aber ſolche Woiſe nicht fuͤhre: ob ſie gleich bisweilen das himmliſche Wolleben/ und unbegreiffliche Freuden-Weſ n/ durch begreiff- liche und bekandte Zeichen uns Kindern fuͤrmahlet. Gleichwie nun ſol- ches der H. Schrifft nicht zu verargen/ wenn ſie etliche Fuͤrbilder und Ver- E e

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/249>, abgerufen am 22.12.2024.