Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.vom Himmel. wird auch/ aus den Krügen/ den aller edelsten Wein einschencken/ wel-chen Adam/ im Paradeis/ in einen guten Weinkeller/ eingelegt: da- bey werden denn alle selige Menschen (v[o]rab die redlichen Hebraeer) nider- sitzen/ unter der ausgebreiteten Haut deß erwürgten Leviathans/ fein vertraulich miteinander Zechen und einer dem Andren so tapffer Bescheid thun/ daß ein Becher/ aus welchem König David trincken soll/ zweyhun- dert und eylff Mäß oder Kannen den himmlischen Zech-Brüdern wird auszutrincken geben/ und also die allergrösseste Hof-Becher in Teutsch- land weit übertreffen. Wenn denn die Tafel aufgehoben; sollen/ aus dem Frauenzimmer/ zierlich-geschmückte Weibsbilder herfür und mit den Manns-Personen an den Tantz gehen. Mit diesen lieblichen Bil- dern/ werden sich die Männer umfahen/ küssen/ und der Venerischen Lust pflegen/ nach allem ihrem Willen. Schönwald. Man mercket gar bald/ daß solcher epicurischer von Winterschild. Jch besorge/ es sey doch eben so wol viel Jrdisches Schönwald. Diese aber verstehen dadurch keine irdische Paläste/ Winterschild. Die Jüden und Araber wollen es nunmehr eben Schönwald. Ob gleich Christliche Scribenten bisweilen den herr- staltsam/ D d iij
vom Himmel. wird auch/ aus den Kruͤgen/ den aller edelſten Wein einſchencken/ wel-chen Adam/ im Paradeis/ in einen guten Weinkeller/ eingelegt: da- bey werden denn alle ſelige Menſchen (v[o]rab die redlichen Hebræer) nider- ſitzen/ unter der ausgebreiteten Haut deß erwuͤrgten Leviathans/ fein vertraulich miteinander Zechen und einer dem Andren ſo tapffer Beſcheid thun/ daß ein Becher/ aus welchem Koͤnig David trincken ſoll/ zweyhun- dert und eylff Maͤß oder Kannen den himmliſchen Zech-Bruͤdern wird auszutrincken geben/ und alſo die allergroͤſſeſte Hof-Becher in Teutſch- land weit uͤbertreffen. Wenn denn die Tafel aufgehoben; ſollen/ aus dem Frauenzimmer/ zierlich-geſchmuͤckte Weibsbilder herfuͤr und mit den Manns-Perſonen an den Tantz gehen. Mit dieſen lieblichen Bil- dern/ werden ſich die Maͤnner umfahen/ kuͤſſen/ und der Veneriſchen Luſt pflegen/ nach allem ihrem Willen. Schoͤnwald. Man mercket gar bald/ daß ſolcher epicuriſcher von Winterſchild. Jch beſorge/ es ſey doch eben ſo wol viel Jrdiſches Schoͤnwald. Dieſe aber verſtehen dadurch keine irdiſche Palaͤſte/ Winterſchild. Die Juͤden und Araber wollen es nunmehr eben Schoͤnwald. Ob gleich Chriſtliche Scribenten bisweilen den herꝛ- ſtaltſam/ D d iij
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vom Himmel.
wird auch/ aus den Kruͤgen/ den aller edelſten Wein einſchencken/ wel-
chen Adam/ im Paradeis/ in einen guten Weinkeller/ eingelegt: da-
bey werden denn alle ſelige Menſchen (vorab die redlichen Hebræer) nider-
ſitzen/ unter der ausgebreiteten Haut deß erwuͤrgten Leviathans/ fein
vertraulich miteinander Zechen und einer dem Andren ſo tapffer Beſcheid
thun/ daß ein Becher/ aus welchem Koͤnig David trincken ſoll/ zweyhun-
dert und eylff Maͤß oder Kannen den himmliſchen Zech-Bruͤdern wird
auszutrincken geben/ und alſo die allergroͤſſeſte Hof-Becher in Teutſch-
land weit uͤbertreffen. Wenn denn die Tafel aufgehoben; ſollen/ aus
dem Frauenzimmer/ zierlich-geſchmuͤckte Weibsbilder herfuͤr und mit
den Manns-Perſonen an den Tantz gehen. Mit dieſen lieblichen Bil-
dern/ werden ſich die Maͤnner umfahen/ kuͤſſen/ und der Veneriſchen Luſt
pflegen/ nach allem ihrem Willen.
Schoͤnwald. Man mercket gar bald/ daß ſolcher epicuriſcher von
den fleiſchlich-geſinneten Juͤden/ ertichteter Himmel/ ein purlautres
laͤcherliches Maͤhrlein ſey: aber was von dem empyræiſchen Glantz-Him-
mel/ geſchrieben wird/ das laͤſt ſich beſſer hoͤren/ und beſcheinigen.
Winterſchild. Jch beſorge/ es ſey doch eben ſo wol viel Jrdiſches
darunter begriffen. Man verlacht die Juͤden und Mahometiſten/ daß
ſie ſtattliche Palaͤſte dem Himmel zueignen: gleichwol thun die Roͤmiſch-
Catholiſche Scribenten/ Bonaventura/ Chaſſanæus/ Cajetanus/ und
andre/ dergleichen.
Schoͤnwald. Dieſe aber verſtehen dadurch keine irdiſche Palaͤſte/
ſondern lauter herꝛliche Wohnungen.
Winterſchild. Die Juͤden und Araber wollen es nunmehr eben
ſo wol geiſtlich erklaͤret wiſſen; ſonderlich Avicenna/ der es alles/ auf ei-
nen andren Verſtand ziehet/ frgebend/ es gebe/ im Himmel/ lauter tu-
gendhaffte und ehrbare Freude; die Lehrer deß Alcorans aber haͤtten ſol-
che himmliſche Wonne den einfaͤltigen Leuten nicht fuͤglicher koͤnnen bey-
bringen/ ohn/ durch die Namen ſolcher Sachen/ die/ auf dieſer Welt/ am
allerergetzlichſten ſind.
Schoͤnwald. Ob gleich Chriſtliche Scribenten bisweilen den herꝛ-
lichen Zuſtand deß Glantz-Himmels/ durch irdiſche und weltliche Sachen/
gleichfalls fuͤrbilden: geſchicht es doch/ bey weitem/ nicht auf ſolche fabel-
haffte Weiſe/ noch mit ſo laͤcherlichen Poſſen/ und uͤppigen fleiſch-geſinne-
ten Fuͤrbildern/ von Veneriſchen Haͤndeln/ und abentheurlichen Maͤhr-
lein; ſondern mit lauter aͤuſſerlichen Zeichen einer fuͤrtrefflichen Zier/
Herꝛlichkeit/ und Erquickung: welche uͤberdas alſo angebracht werden/
daß man handgreifflich ſpuͤren kan/ es ſey eine verbluͤmte Red-Art. Ge-
ſtaltſam/
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