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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Von dem Einfluß deß Gestirns/ Stuffen-Jahren/ etc.
und wird/ von seinem Weibe/ vielmals gefragt/ durch was für Kunst/
oder List/ er doch immermehr seine Feinde also glücklich überwünde/ ohne
Gewehr/ und Völcker; welches er doch nicht entdecken wollen. Als
aber/ eines Tages/ der Kriegsmann nicht daheim; kommet sie ihm bey
die Truhen/ darinn/ ihres Vermutens/ das Geheimniß musste verbor-
gen liegen/ und findet allda das abscheuliche Haupt/ geht alsobald damit
fort/ und wirfft es ins Wasser.

Aus welcher Geschicht zu ersehen/ wie geschäfftig der Teufel sich er-
weise/ aus einem Tode/ viel tausend Leichen zu erwecken. Und mit glei-
chem Absehen/ wohnet dieser böser Klingen-Schmied auch ohne Zwei-
fel der Zubereitung solcher Schwerdter bey/ womit allezeit Unglück ge-
schicht.

Winterschild. Mir kommen gewißlich dergleichen magische Sa-
chen/ die man aus der Natur herleiten will/ nicht viel besser für/ als der
Mahometisten ihre Angehenge: welche/ zu ihren Talismannen/ oder
Krafft-Bildern/ insgemein den Namen GOttes/ oder etlicher Göttlicher
Eigenschafften/ gebrauchen; auch bisweilen dabey das Gestirn beobach-
ten/ bisweilen aber nicht.

Abenpharagi, ein Nubianischer Scribent von Marocco/ setzt/ in
seinem Beschreibungs-Buche/ (a) ein Geheimniß menschlicher Gestalt/(a) citante
Kirchero in
Oedip.

wider alles Ubel Leibes und der Seelen: welche Figur er/ vermittelst eini-
ger Arabischer Namen und Buchstaben/ bildet; gäntzlichen Wahns/ es
lige viel daran/ daß die Littern deß jenigen Thiers Gestalt ausbilden/ da-Arabische
Talisman-
nen.

für man sich hüten/ oder auch Nutzen davon haben will. Zum Exempel/
wider den Scorpion-Biß/ formiren sie/ aus ihren Buchstaben/ Scorpio-
nen; wider den Fraß der Heuschrecken und Raupen/ eine Heuschreck/
oder Raupe.

Für das allerkräfftigste und fürnehmste Telesma, oder Krafft-
Bild/
aber/ welches ihnen alle ersinnliche Güter der Welt zuwegen brin-
gen kan (wie sie schwätzen) geben sie dieses folgende aus/ so uns erstgenann-
ter Arabischer Scribent selber beschreiben soll.

Nimm (sagt er) kleinen Sand/ und proeparirte Fellen/ und etwas
Tons/ oder Erden-Leims; alles/ im Namen dessen/ welchem du wol wilst:
hernach einen Theil vom Saltze der Fische/ und von der Spinnen. Von
solchem allen/ werde eine menschliche Figur gemacht/ im Namen dessen/
welchen du wilt; und im Namen seiner Mutter. Besagte Figur aber
muß gemacht werden/ aus weissem/ oder gelben/ rohen Wachse/ und das
Sigill deß artzeneylichen Angehengs (Amuleti) darüber geschrieben wer-
den/ nach der Litter-Ordnung eines gewissen Arabischen Worts. Den

ersten

Von dem Einfluß deß Geſtirns/ Stuffen-Jahren/ ꝛc.
und wird/ von ſeinem Weibe/ vielmals gefragt/ durch was fuͤr Kunſt/
oder Liſt/ er doch immermehr ſeine Feinde alſo gluͤcklich uͤberwuͤnde/ ohne
Gewehr/ und Voͤlcker; welches er doch nicht entdecken wollen. Als
aber/ eines Tages/ der Kriegsmann nicht daheim; kommet ſie ihm bey
die Truhen/ darinn/ ihres Vermutens/ das Geheimniß muſſte verbor-
gen liegen/ und findet allda das abſcheuliche Haupt/ geht alſobald damit
fort/ und wirfft es ins Waſſer.

Aus welcher Geſchicht zu erſehen/ wie geſchaͤfftig der Teufel ſich er-
weiſe/ aus einem Tode/ viel tauſend Leichen zu erwecken. Und mit glei-
chem Abſehen/ wohnet dieſer boͤſer Klingen-Schmied auch ohne Zwei-
fel der Zubereitung ſolcher Schwerdter bey/ womit allezeit Ungluͤck ge-
ſchicht.

Winterſchild. Mir kommen gewißlich dergleichen magiſche Sa-
chen/ die man aus der Natur herleiten will/ nicht viel beſſer fuͤr/ als der
Mahometiſten ihre Angehenge: welche/ zu ihren Talismannen/ oder
Krafft-Bildern/ insgemein den Namen GOttes/ oder etlicher Goͤttlicher
Eigenſchafften/ gebrauchen; auch bisweilen dabey das Geſtirn beobach-
ten/ bisweilen aber nicht.

Abenpharagi, ein Nubianiſcher Scribent von Marocco/ ſetzt/ in
ſeinem Beſchreibungs-Buche/ (a) ein Geheimniß menſchlicher Geſtalt/(a) citante
Kirchero in
Oedip.

wider alles Ubel Leibes und der Seelen: welche Figur er/ vermittelſt eini-
ger Arabiſcher Namen und Buchſtaben/ bildet; gaͤntzlichen Wahns/ es
lige viel daran/ daß die Littern deß jenigen Thiers Geſtalt ausbilden/ da-Arabiſche
Taliſman-
nen.

fuͤr man ſich huͤten/ oder auch Nutzen davon haben will. Zum Exempel/
wider den Scorpion-Biß/ formiren ſie/ aus ihren Buchſtaben/ Scorpio-
nen; wider den Fraß der Heuſchrecken und Raupen/ eine Heuſchreck/
oder Raupe.

Fuͤr das allerkraͤfftigſte und fuͤrnehmſte Teleſma, oder Krafft-
Bild/
aber/ welches ihnen alle erſinnliche Guͤter der Welt zuwegen brin-
gen kan (wie ſie ſchwaͤtzen) geben ſie dieſes folgende aus/ ſo uns erſtgenann-
ter Arabiſcher Scribent ſelber beſchreiben ſoll.

Nimm (ſagt er) kleinen Sand/ und prœparirte Fellen/ und etwas
Tons/ oder Erden-Leims; alles/ im Namen deſſen/ welchem du wol wilſt:
hernach einen Theil vom Saltze der Fiſche/ und von der Spinnen. Von
ſolchem allen/ werde eine menſchliche Figur gemacht/ im Namen deſſen/
welchen du wilt; und im Namen ſeiner Mutter. Beſagte Figur aber
muß gemacht werden/ aus weiſſem/ oder gelben/ rohen Wachſe/ und das
Sigill deß artzeneylichen Angehengs (Amuleti) daruͤber geſchrieben wer-
den/ nach der Litter-Ordnung eines gewiſſen Arabiſchen Worts. Den

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 1431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1509>, abgerufen am 23.12.2024.