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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Von den Kometen/ oder Stern-Ruten.

Der Komet 1652. wird eben so wol/ unter die grossen billig gezehlt.Der Komet
1652.

Die Länge seines Schweiffs hat man/ auf vier Grad/ geschätzt. Er schien
gemeinlich etwas tunckel und blaß/ wie ein finstrer Stern: wiewol der
Schwantz insgemein deß Abends klärer/ denn deß Morgends/ sich sehen
ließ. Herr Hevelius hat/ mit einem gewaltig-langem Stern-Rohr/ wel-
ches die Saturnische Gefährten sonst gar deutlich entdeckt/ gemercket/ daß
der Teller oder Kopff ein sehr schwaches Liecht/ und/ gegen dem Schwan-
tze zu/ vier oder fünff kleine Körperlein oder Kerne/ so etwas dicker/ als der
übrige Leib/ darunter zween auch ein wenig grösser/ denn die übrige drey.
Wiewol überdas noch andre sehr subtile/ hie und da/ an der Scheiben/
sich eräugeten/ aber kaum zu erkennen waren. Nach der rechten Seiten
hin/ erblickte man ein krumm-gelencktes Liecht/ welches aber weit heller
schien/ denn der übrige Theil deß gantzen Körpers; nicht anders/ als ob
viel subtilste Körper- oder Stücklein sich/ in einen Klumpen/ zusammen-
gefügt hätten. Jedoch war selbiges Liecht so starck und frisch nicht/ wie
der andren Sterne oder Planeten ihres; sonder ein wenig blasser/ oder
tunckler. Am 10. Jenner (1653.) kunnte man ihn zu Dantzig/ mit
freyem Gesichte/ nicht wol mehr erkennen: Aber/ durch ein langes Fern-
Rohr ließ er sich noch ein wenig sehen. Der Kopff war/ beydes an der
Grösse und Liecht/ gewaltig verschmälert: übergrösserte gleichwol annoch
die Sterne erster Ordnung. Der Körper aber war sehr luckerich/ also/
daß man keine Kerne mehr darinn erblickte. Denn die Materi war zer-
streuet/ und gantz erblasset/ wie ein Schatten/ gleichsam mit subtilen Li-
nien durchstrichen.

Winterschild. Jch vermeine/ an den Kometen unserer Zeit/ für-
nemlich an dem von 1664. und 1665. habe sich gleichfalls viel Merckwür-
diges eräuget.

Goldstern. Das kan ihm der Herr leicht einbilden. Und ich war
eben gesonnen ihrer auch/ mit wenigem/ zu gedencken. Denn was hätten
wir für einen Kometen-Discurs geführt/ so diese zween nicht auch in et-
was mit berührt würden? für welchen doch so viel tausend Menschen sich
entsetzeten?

Winterschild. Vieltausend haben ihn eben so wol mehr/ aus
blosser Curiosität/ weder mit einiger Gemüts-Bewegung/ angeschaut/
als ein blosses Werck der Natur/ darüber man sich ja so wenig/ als wie
über andre gewöhnliche Sterne/ hätte zu verwundern.

Goldstern. Zumal diejenige/ welche es für ein astrologisches Ge-Petiti Mei-
nung von
den Kome-
ten.

schwätz/ und falsche Einbildung deß gemeinen Volcks achten. Unter de-
nen der Frantzösische Author Petitus: welcher/ in einer Dissertation von

der
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Von den Kometen/ oder Stern-Ruten.

Der Komet 1652. wird eben ſo wol/ unter die groſſen billig gezehlt.Der Komet
1652.

Die Laͤnge ſeines Schweiffs hat man/ auf vier Grad/ geſchaͤtzt. Er ſchien
gemeinlich etwas tunckel und blaß/ wie ein finſtrer Stern: wiewol der
Schwantz insgemein deß Abends klaͤrer/ denn deß Morgends/ ſich ſehen
ließ. Herꝛ Hevelius hat/ mit einem gewaltig-langem Stern-Rohr/ wel-
ches die Saturniſche Gefaͤhrten ſonſt gar deutlich entdeckt/ gemercket/ daß
der Teller oder Kopff ein ſehr ſchwaches Liecht/ und/ gegen dem Schwan-
tze zu/ vier oder fuͤnff kleine Koͤrperlein oder Kerne/ ſo etwas dicker/ als der
uͤbrige Leib/ darunter zween auch ein wenig groͤſſer/ denn die uͤbrige drey.
Wiewol uͤberdas noch andre ſehr ſubtile/ hie und da/ an der Scheiben/
ſich eraͤugeten/ aber kaum zu erkennen waren. Nach der rechten Seiten
hin/ erblickte man ein krumm-gelencktes Liecht/ welches aber weit heller
ſchien/ denn der uͤbrige Theil deß gantzen Koͤrpers; nicht anders/ als ob
viel ſubtilſte Koͤrper- oder Stuͤcklein ſich/ in einen Klumpen/ zuſammen-
gefuͤgt haͤtten. Jedoch war ſelbiges Liecht ſo ſtarck und friſch nicht/ wie
der andren Sterne oder Planeten ihres; ſonder ein wenig blaſſer/ oder
tunckler. Am 10. Jenner (1653.) kunnte man ihn zu Dantzig/ mit
freyem Geſichte/ nicht wol mehr erkennen: Aber/ durch ein langes Fern-
Rohr ließ er ſich noch ein wenig ſehen. Der Kopff war/ beydes an der
Groͤſſe und Liecht/ gewaltig verſchmaͤlert: uͤbergroͤſſerte gleichwol annoch
die Sterne erſter Ordnung. Der Koͤrper aber war ſehr luckerich/ alſo/
daß man keine Kerne mehr darinn erblickte. Denn die Materi war zer-
ſtreuet/ und gantz erblaſſet/ wie ein Schatten/ gleichſam mit ſubtilen Li-
nien durchſtrichen.

Winterſchild. Jch vermeine/ an den Kometen unſerer Zeit/ fuͤr-
nemlich an dem von 1664. und 1665. habe ſich gleichfalls viel Merckwuͤr-
diges eraͤuget.

Goldſtern. Das kan ihm der Herꝛ leicht einbilden. Und ich war
eben geſonnen ihrer auch/ mit wenigem/ zu gedencken. Denn was haͤtten
wir fuͤr einen Kometen-Discurs gefuͤhrt/ ſo dieſe zween nicht auch in et-
was mit beruͤhrt wuͤrden? fuͤr welchen doch ſo viel tauſend Menſchen ſich
entſetzeten?

Winterſchild. Vieltauſend haben ihn eben ſo wol mehr/ aus
bloſſer Curioſitaͤt/ weder mit einiger Gemuͤts-Bewegung/ angeſchaut/
als ein bloſſes Werck der Natur/ daruͤber man ſich ja ſo wenig/ als wie
uͤber andre gewoͤhnliche Sterne/ haͤtte zu verwundern.

Goldſtern. Zumal diejenige/ welche es fuͤr ein aſtrologiſches Ge-Petiti Mei-
nung von
den Kome-
ten.

ſchwaͤtz/ und falſche Einbildung deß gemeinen Volcks achten. Unter de-
nen der Frantzoͤſiſche Author Petitus: welcher/ in einer Diſſertation von

der
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[1309/1383] Von den Kometen/ oder Stern-Ruten. Der Komet 1652. wird eben ſo wol/ unter die groſſen billig gezehlt. Die Laͤnge ſeines Schweiffs hat man/ auf vier Grad/ geſchaͤtzt. Er ſchien gemeinlich etwas tunckel und blaß/ wie ein finſtrer Stern: wiewol der Schwantz insgemein deß Abends klaͤrer/ denn deß Morgends/ ſich ſehen ließ. Herꝛ Hevelius hat/ mit einem gewaltig-langem Stern-Rohr/ wel- ches die Saturniſche Gefaͤhrten ſonſt gar deutlich entdeckt/ gemercket/ daß der Teller oder Kopff ein ſehr ſchwaches Liecht/ und/ gegen dem Schwan- tze zu/ vier oder fuͤnff kleine Koͤrperlein oder Kerne/ ſo etwas dicker/ als der uͤbrige Leib/ darunter zween auch ein wenig groͤſſer/ denn die uͤbrige drey. Wiewol uͤberdas noch andre ſehr ſubtile/ hie und da/ an der Scheiben/ ſich eraͤugeten/ aber kaum zu erkennen waren. Nach der rechten Seiten hin/ erblickte man ein krumm-gelencktes Liecht/ welches aber weit heller ſchien/ denn der uͤbrige Theil deß gantzen Koͤrpers; nicht anders/ als ob viel ſubtilſte Koͤrper- oder Stuͤcklein ſich/ in einen Klumpen/ zuſammen- gefuͤgt haͤtten. Jedoch war ſelbiges Liecht ſo ſtarck und friſch nicht/ wie der andren Sterne oder Planeten ihres; ſonder ein wenig blaſſer/ oder tunckler. Am 10. Jenner (1653.) kunnte man ihn zu Dantzig/ mit freyem Geſichte/ nicht wol mehr erkennen: Aber/ durch ein langes Fern- Rohr ließ er ſich noch ein wenig ſehen. Der Kopff war/ beydes an der Groͤſſe und Liecht/ gewaltig verſchmaͤlert: uͤbergroͤſſerte gleichwol annoch die Sterne erſter Ordnung. Der Koͤrper aber war ſehr luckerich/ alſo/ daß man keine Kerne mehr darinn erblickte. Denn die Materi war zer- ſtreuet/ und gantz erblaſſet/ wie ein Schatten/ gleichſam mit ſubtilen Li- nien durchſtrichen. Der Komet 1652. Winterſchild. Jch vermeine/ an den Kometen unſerer Zeit/ fuͤr- nemlich an dem von 1664. und 1665. habe ſich gleichfalls viel Merckwuͤr- diges eraͤuget. Goldſtern. Das kan ihm der Herꝛ leicht einbilden. Und ich war eben geſonnen ihrer auch/ mit wenigem/ zu gedencken. Denn was haͤtten wir fuͤr einen Kometen-Discurs gefuͤhrt/ ſo dieſe zween nicht auch in et- was mit beruͤhrt wuͤrden? fuͤr welchen doch ſo viel tauſend Menſchen ſich entſetzeten? Winterſchild. Vieltauſend haben ihn eben ſo wol mehr/ aus bloſſer Curioſitaͤt/ weder mit einiger Gemuͤts-Bewegung/ angeſchaut/ als ein bloſſes Werck der Natur/ daruͤber man ſich ja ſo wenig/ als wie uͤber andre gewoͤhnliche Sterne/ haͤtte zu verwundern. Goldſtern. Zumal diejenige/ welche es fuͤr ein aſtrologiſches Ge- ſchwaͤtz/ und falſche Einbildung deß gemeinen Volcks achten. Unter de- nen der Frantzoͤſiſche Author Petitus: welcher/ in einer Diſſertation von der Petiti Mei- nung von den Kome- ten. C c c c c c c c iij

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 1309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1383>, abgerufen am 23.12.2024.