Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Kometen/ oder Stern-Ruten.
continuirlich noch beständig alle zugleich/ sondern bald dieser bald jener/
also/ daß einer und andrer bisweilen überhupffet wurde/ hervor; gleich-
wie/ am klaren Himmel/ die kleinste Fixsternen dem freyen Auge erschei-
nen. So sassen auch nunmehr jede Sternlein viel weiter voneinander/
als voriger Tagen etc.

Uberdas ist der Kometen-Kopff/ vom ersten/ bis zum 24. Decem-
ber/ in gewisser Proportion/ allezeit gewachsen; hingegen aber fort und
fort bleicher worden: also/ daß das Haupt/ am 1. Dec. am kleinsten/ und
am 24. zum grössesten erschienen. Mit freyem Gesicht aber sahe man
das Widrige/ nemlich am 1. Dec. ihn am grössesten/ und am 24. viel
kleiner/ nemlich nach Trennung der Sternlein/ und Ringerung deß Glan-
tzes. Fast in gleicher Gestalt hat P. Scheinerus/ zu Jnsbruck/ dieses Ko-
meten-Haupt geschauet: imgleichen Wendelinus/ welcher ihn/ wie
gleichsam eine dreyfache Kugel/ oder wie einen großmächtigen glühenden
Ofen/ darinn drey grosse Feuer-Kohlen ligen/ so gar hell glühen angesehen.
Von dem Schweiffe dieses Kometen ist vorhin schon etwas gesagt worden/
und/ unter andren/ dieses/ daß/ mitten durch denselbigen/ nach der Län-
ge/ ein hell-klarer Strich/ wie ein weisses Baum-Marck/ herausgegan-
gen; wie nicht wemger dieses/ daß/ in besagtem Jahr/ vier unterschiedli-
che Komet-Sternen sich angezeigt.

Pater Gassendus schreibt/ er habe seinen ungleichen/ rauhen/ undGassendi.
gleichsam gekräuselten Schweiff gegen Nidergang gerichtet/ und densel-
ben zwischen dem Arcturo (oder Fuhrmann) und der Korn-Aehre/ über
40. Grad weit hinausgestreckt; beym Kopffe zwar enge gehalten/ hernach
aber immer erbreitet/ also/ daß er endlich fast dieselbige Breite gewonnen/
welche zwischen den Schalen der Wage begriffen war. Er ging nicht
gerad aus/ sondern krümmete sich in etwas gegen Mittag zu. Seine
Farbe verglich sich nicht übel der Milch-Bahn; war doch gleichwol sicht-
barer. Und also hat man ihn anfangs gesehen. Folgender Tagen/
aber verlohr der Schweiff allgemach seine Krümme/ warff sich gerade
hinaus/ und beharrete schier 20. Tage in gleicher Grösse: nahm hernach
immer ab/ bis er sich mit dem Kopffe schier vermengte/ und man/ an dem
gantzen Kometen/ weiter nichts spührete/ als eine weisse Farbe/ nach Art
der finstren Sternen/ und der Krippen. Sein eigener Lauff ging
Nordwerts/ doch mit einer Neigung gegen Nidergang. Aber dieser
sein eigener Lauff fiel schier alle Tage etwas ungleich/ und hörete endlich
auf/ zwischen den äussersten Sternen deß Drachen-Schwantzes/ bey dem
Nord-Pol/ mitten im Jenner.

Sonst ist er/ aus dem Scorpion/ in den Krebs/ geloffen/ und schien/

als
C c c c c c c c ij

Von den Kometen/ oder Stern-Ruten.
continuirlich noch beſtaͤndig alle zugleich/ ſondern bald dieſer bald jener/
alſo/ daß einer und andrer bisweilen uͤberhupffet wurde/ hervor; gleich-
wie/ am klaren Himmel/ die kleinſte Fixſternen dem freyen Auge erſchei-
nen. So ſaſſen auch nunmehr jede Sternlein viel weiter voneinander/
als voriger Tagen ꝛc.

Uberdas iſt der Kometen-Kopff/ vom erſten/ bis zum 24. Decem-
ber/ in gewiſſer Proportion/ allezeit gewachſen; hingegen aber fort und
fort bleicher worden: alſo/ daß das Haupt/ am 1. Dec. am kleinſten/ und
am 24. zum groͤſſeſten erſchienen. Mit freyem Geſicht aber ſahe man
das Widrige/ nemlich am 1. Dec. ihn am groͤſſeſten/ und am 24. viel
kleiner/ nemlich nach Trennung der Sternlein/ und Ringerung deß Glan-
tzes. Faſt in gleicher Geſtalt hat P. Scheinerus/ zu Jnsbruck/ dieſes Ko-
meten-Haupt geſchauet: imgleichen Wendelinus/ welcher ihn/ wie
gleichſam eine dreyfache Kugel/ oder wie einen großmaͤchtigen gluͤhenden
Ofen/ darinn drey groſſe Feuer-Kohlen ligen/ ſo gar hell gluͤhen angeſehen.
Von dem Schweiffe dieſes Kometẽ iſt vorhin ſchon etwas geſagt worden/
und/ unter andren/ dieſes/ daß/ mitten durch denſelbigen/ nach der Laͤn-
ge/ ein hell-klarer Strich/ wie ein weiſſes Baum-Marck/ herausgegan-
gen; wie nicht wemger dieſes/ daß/ in beſagtem Jahr/ vier unterſchiedli-
che Komet-Sternen ſich angezeigt.

Pater Gaſſendus ſchreibt/ er habe ſeinen ungleichen/ rauhen/ undGaſſendi.
gleichſam gekraͤuſelten Schweiff gegen Nidergang gerichtet/ und denſel-
ben zwiſchen dem Arcturo (oder Fuhrmann) und der Korn-Aehre/ uͤber
40. Grad weit hinausgeſtreckt; beym Kopffe zwar enge gehalten/ hernach
aber immer erbreitet/ alſo/ daß er endlich faſt dieſelbige Breite gewonnen/
welche zwiſchen den Schalen der Wage begriffen war. Er ging nicht
gerad aus/ ſondern kruͤmmete ſich in etwas gegen Mittag zu. Seine
Farbe verglich ſich nicht uͤbel der Milch-Bahn; war doch gleichwol ſicht-
barer. Und alſo hat man ihn anfangs geſehen. Folgender Tagen/
aber verlohr der Schweiff allgemach ſeine Kruͤmme/ warff ſich gerade
hinaus/ und beharrete ſchier 20. Tage in gleicher Groͤſſe: nahm hernach
immer ab/ bis er ſich mit dem Kopffe ſchier vermengte/ und man/ an dem
gantzen Kometen/ weiter nichts ſpuͤhrete/ als eine weiſſe Farbe/ nach Art
der finſtren Sternen/ und der Krippen. Sein eigener Lauff ging
Nordwerts/ doch mit einer Neigung gegen Nidergang. Aber dieſer
ſein eigener Lauff fiel ſchier alle Tage etwas ungleich/ und hoͤrete endlich
auf/ zwiſchen den aͤuſſerſten Sternen deß Drachen-Schwantzes/ bey dem
Nord-Pol/ mitten im Jenner.

Sonſt iſt er/ aus dem Scorpion/ in den Krebs/ geloffen/ und ſchien/

als
C c c c c c c c ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1381" n="1307"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Kometen/ oder Stern-Ruten.</hi></fw><lb/>
continuirlich noch be&#x017F;ta&#x0364;ndig alle zugleich/ &#x017F;ondern bald die&#x017F;er bald jener/<lb/>
al&#x017F;o/ daß einer und andrer bisweilen u&#x0364;berhupffet wurde/ hervor; gleich-<lb/>
wie/ am klaren Himmel/ die klein&#x017F;te Fix&#x017F;ternen dem freyen Auge er&#x017F;chei-<lb/>
nen. So &#x017F;a&#x017F;&#x017F;en auch nunmehr jede Sternlein viel weiter voneinander/<lb/>
als voriger Tagen &#xA75B;c.</p><lb/>
        <p>Uberdas i&#x017F;t der Kometen-Kopff/ vom er&#x017F;ten/ bis zum 24. Decem-<lb/>
ber/ in gewi&#x017F;&#x017F;er Proportion/ allezeit gewach&#x017F;en; hingegen aber fort und<lb/>
fort bleicher worden: al&#x017F;o/ daß das Haupt/ am 1. Dec. am klein&#x017F;ten/ und<lb/>
am 24. zum gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten er&#x017F;chienen. Mit freyem Ge&#x017F;icht aber &#x017F;ahe man<lb/>
das Widrige/ nemlich am 1. Dec. ihn am gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten/ und am 24. viel<lb/>
kleiner/ nemlich nach Trennung der Sternlein/ und Ringerung deß Glan-<lb/>
tzes. Fa&#x017F;t in gleicher Ge&#x017F;talt hat P. Scheinerus/ zu Jnsbruck/ die&#x017F;es Ko-<lb/>
meten-Haupt ge&#x017F;chauet: imgleichen Wendelinus/ welcher ihn/ wie<lb/>
gleich&#x017F;am eine dreyfache Kugel/ oder wie einen großma&#x0364;chtigen glu&#x0364;henden<lb/>
Ofen/ darinn drey gro&#x017F;&#x017F;e Feuer-Kohlen ligen/ &#x017F;o gar hell glu&#x0364;hen ange&#x017F;ehen.<lb/>
Von dem Schweiffe die&#x017F;es Komete&#x0303; i&#x017F;t vorhin &#x017F;chon etwas ge&#x017F;agt worden/<lb/>
und/ unter andren/ die&#x017F;es/ daß/ mitten durch den&#x017F;elbigen/ nach der La&#x0364;n-<lb/>
ge/ ein hell-klarer Strich/ wie ein wei&#x017F;&#x017F;es Baum-Marck/ herausgegan-<lb/>
gen; wie nicht wemger die&#x017F;es/ daß/ in be&#x017F;agtem Jahr/ vier unter&#x017F;chiedli-<lb/>
che Komet-Sternen &#x017F;ich angezeigt.</p><lb/>
        <p>Pater Ga&#x017F;&#x017F;endus &#x017F;chreibt/ er habe &#x017F;einen ungleichen/ rauhen/ und<note place="right">Ga&#x017F;&#x017F;endi.</note><lb/>
gleich&#x017F;am gekra&#x0364;u&#x017F;elten Schweiff gegen Nidergang gerichtet/ und den&#x017F;el-<lb/>
ben zwi&#x017F;chen dem <hi rendition="#aq">Arcturo</hi> (oder Fuhrmann) und der Korn-Aehre/ u&#x0364;ber<lb/>
40. Grad weit hinausge&#x017F;treckt; beym Kopffe zwar enge gehalten/ hernach<lb/>
aber immer erbreitet/ al&#x017F;o/ daß er endlich fa&#x017F;t die&#x017F;elbige Breite gewonnen/<lb/>
welche zwi&#x017F;chen den Schalen der Wage begriffen war. Er ging nicht<lb/>
gerad aus/ &#x017F;ondern kru&#x0364;mmete &#x017F;ich in etwas gegen Mittag zu. Seine<lb/>
Farbe verglich &#x017F;ich nicht u&#x0364;bel der Milch-Bahn; war doch gleichwol &#x017F;icht-<lb/>
barer. Und al&#x017F;o hat man ihn anfangs ge&#x017F;ehen. Folgender Tagen/<lb/>
aber verlohr der Schweiff allgemach &#x017F;eine Kru&#x0364;mme/ warff &#x017F;ich gerade<lb/>
hinaus/ und beharrete &#x017F;chier 20. Tage in gleicher Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e: nahm hernach<lb/>
immer ab/ bis er &#x017F;ich mit dem Kopffe &#x017F;chier vermengte/ und man/ an dem<lb/>
gantzen Kometen/ weiter nichts &#x017F;pu&#x0364;hrete/ als eine wei&#x017F;&#x017F;e Farbe/ nach Art<lb/>
der fin&#x017F;tren Sternen/ und der <hi rendition="#fr">Krippen.</hi> Sein eigener Lauff ging<lb/>
Nordwerts/ doch mit einer Neigung gegen Nidergang. Aber die&#x017F;er<lb/>
&#x017F;ein eigener Lauff fiel &#x017F;chier alle Tage etwas ungleich/ und ho&#x0364;rete endlich<lb/>
auf/ zwi&#x017F;chen den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Sternen deß Drachen-Schwantzes/ bey dem<lb/>
Nord-Pol/ mitten im Jenner.</p><lb/>
        <p>Son&#x017F;t i&#x017F;t er/ aus dem Scorpion/ in den Krebs/ geloffen/ und &#x017F;chien/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c c c c c c c ij</fw><fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1307/1381] Von den Kometen/ oder Stern-Ruten. continuirlich noch beſtaͤndig alle zugleich/ ſondern bald dieſer bald jener/ alſo/ daß einer und andrer bisweilen uͤberhupffet wurde/ hervor; gleich- wie/ am klaren Himmel/ die kleinſte Fixſternen dem freyen Auge erſchei- nen. So ſaſſen auch nunmehr jede Sternlein viel weiter voneinander/ als voriger Tagen ꝛc. Uberdas iſt der Kometen-Kopff/ vom erſten/ bis zum 24. Decem- ber/ in gewiſſer Proportion/ allezeit gewachſen; hingegen aber fort und fort bleicher worden: alſo/ daß das Haupt/ am 1. Dec. am kleinſten/ und am 24. zum groͤſſeſten erſchienen. Mit freyem Geſicht aber ſahe man das Widrige/ nemlich am 1. Dec. ihn am groͤſſeſten/ und am 24. viel kleiner/ nemlich nach Trennung der Sternlein/ und Ringerung deß Glan- tzes. Faſt in gleicher Geſtalt hat P. Scheinerus/ zu Jnsbruck/ dieſes Ko- meten-Haupt geſchauet: imgleichen Wendelinus/ welcher ihn/ wie gleichſam eine dreyfache Kugel/ oder wie einen großmaͤchtigen gluͤhenden Ofen/ darinn drey groſſe Feuer-Kohlen ligen/ ſo gar hell gluͤhen angeſehen. Von dem Schweiffe dieſes Kometẽ iſt vorhin ſchon etwas geſagt worden/ und/ unter andren/ dieſes/ daß/ mitten durch denſelbigen/ nach der Laͤn- ge/ ein hell-klarer Strich/ wie ein weiſſes Baum-Marck/ herausgegan- gen; wie nicht wemger dieſes/ daß/ in beſagtem Jahr/ vier unterſchiedli- che Komet-Sternen ſich angezeigt. Pater Gaſſendus ſchreibt/ er habe ſeinen ungleichen/ rauhen/ und gleichſam gekraͤuſelten Schweiff gegen Nidergang gerichtet/ und denſel- ben zwiſchen dem Arcturo (oder Fuhrmann) und der Korn-Aehre/ uͤber 40. Grad weit hinausgeſtreckt; beym Kopffe zwar enge gehalten/ hernach aber immer erbreitet/ alſo/ daß er endlich faſt dieſelbige Breite gewonnen/ welche zwiſchen den Schalen der Wage begriffen war. Er ging nicht gerad aus/ ſondern kruͤmmete ſich in etwas gegen Mittag zu. Seine Farbe verglich ſich nicht uͤbel der Milch-Bahn; war doch gleichwol ſicht- barer. Und alſo hat man ihn anfangs geſehen. Folgender Tagen/ aber verlohr der Schweiff allgemach ſeine Kruͤmme/ warff ſich gerade hinaus/ und beharrete ſchier 20. Tage in gleicher Groͤſſe: nahm hernach immer ab/ bis er ſich mit dem Kopffe ſchier vermengte/ und man/ an dem gantzen Kometen/ weiter nichts ſpuͤhrete/ als eine weiſſe Farbe/ nach Art der finſtren Sternen/ und der Krippen. Sein eigener Lauff ging Nordwerts/ doch mit einer Neigung gegen Nidergang. Aber dieſer ſein eigener Lauff fiel ſchier alle Tage etwas ungleich/ und hoͤrete endlich auf/ zwiſchen den aͤuſſerſten Sternen deß Drachen-Schwantzes/ bey dem Nord-Pol/ mitten im Jenner. Gaſſendi. Sonſt iſt er/ aus dem Scorpion/ in den Krebs/ geloffen/ und ſchien/ als C c c c c c c c ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1381
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 1307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1381>, abgerufen am 16.06.2024.