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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Von den Kometen/ oder Stern-Ruten.
sthene/ imgleichen Josephus (a) berichtet/ achtzig Tage aneinander ge-
feuret.

Massen auch Cornelius Gemma (b) schreibt/ als Mithridates zur
Welt geboren/ nemlich im Jahr der Welt 3780. vor der heilwertigsten
Geburt 183. habe man einen solchen Kometen 80. Tage lang geschaut/
gegen welchem der Sonnen-Glantz schier tunckel geschienen; und dersel-
be den vierdten Theil deß Himmels eingenommen.

Dergleichen wunder-grosse Kometen hat man auch/ im Jahr Chri-
sti 945. 1106. 1240. 1264. und 1471. mit Entsetzen/ erblickt; wie die
historische Beschreibungen der Kometen beglauben. Absonderlich soll
derjenige/ im Jahr 1264. da Papst Urbanus gestorben/ einen gewaltig-
langen und breiten Besem geführt haben. Doch muß derjenige/ des-
sen das dreyhundert ein und siebentzigste Jahr vor Christi Geburt ansich-
tig worden/ auch keinen geringen haben nach sich geschleppt: angemerckt
derselbe seinen Glantz/ bis auf den dritten Theil deß Himmels ausge-
streckt. (c)

Und hat zweiffelsfrey auch der eine ungemeine Grösse gehabt/ wel-
cher nach dem Tode Demetrii/ Königs in Syrien/ kurtz vor dem Achai-
schem Kriege/ nicht kleiner als die Sonne/ geschienen/ und Anfangs zwar
einen feurig-roten klar-scheinenden Teller gehabt; hernach aber so wol an
der Grösse/ als Klarheit/ allgemach eingebüsst/ und zuletzt gar verschwun-
den: wie Seneca meldet. (d)

Adlerhaupt. Nicht gering können auch die Kometen gewest seyn/
so den beyden Jahren 1505. und 1506. gesehen worden. Jener ist/ um
Michaelis/ erschienen/ um den Neumond deß Novembers: da er/ unge-
fähr vier Uhr vor Tage/ herfürgebrochen/ und bis acht Uhr auf den Tag
gestanden/ in den Städten so wol/ als auf dem Lande/ schön und helle/ ge-
leuchtet/ wiewol nicht so gar liecht/ als wie der Mond/ dennoch in solcher
Masse/ daß man/ früh Morgens vor Tage/ bey seinem Glantze/ reisen
können: und ist derselbe allererst/ um die Fasten deß folgenden 1506.
Jahrs/ verschwunden. (e)

Winterschild. Hiemit wird vermutlich eben derjenige gemeint/
der/ wie H. Mutius berichtet (f) in besagtem 1505. Jahr/ zu Cöln er-
blickt worden/ als eben damals Käiser Maximilian Reichs-Tag gehal-
ten: welchem Kometen der Scribent eine ungewöhnliche Grösse und Ge-

stalt/
(a) Lib. 12. Antiquit. Judaic. c. 3.
(b) In Cosmoc. 1. [1]. c. 8.
(c) Arist. l. 1. Meteor. 6.
(d) l. 7. c. 15.
(e) Ut Appendix Fasciculi Tempor. memorat.
(f) In Chron. German. lib. 30. p. 312.
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Von den Kometen/ oder Stern-Ruten.
ſthene/ imgleichen Joſephus (a) berichtet/ achtzig Tage aneinander ge-
feuret.

Maſſen auch Cornelius Gemma (b) ſchreibt/ als Mithridates zur
Welt geboren/ nemlich im Jahr der Welt 3780. vor der heilwertigſten
Geburt 183. habe man einen ſolchen Kometen 80. Tage lang geſchaut/
gegen welchem der Sonnen-Glantz ſchier tunckel geſchienen; und derſel-
be den vierdten Theil deß Himmels eingenommen.

Dergleichen wunder-groſſe Kometen hat man auch/ im Jahr Chri-
ſti 945. 1106. 1240. 1264. und 1471. mit Entſetzen/ erblickt; wie die
hiſtoriſche Beſchreibungen der Kometen beglauben. Abſonderlich ſoll
derjenige/ im Jahr 1264. da Papſt Urbanus geſtorben/ einen gewaltig-
langen und breiten Beſem gefuͤhrt haben. Doch muß derjenige/ deſ-
ſen das dreyhundert ein und ſiebentzigſte Jahr vor Chriſti Geburt anſich-
tig worden/ auch keinen geringen haben nach ſich geſchleppt: angemerckt
derſelbe ſeinen Glantz/ bis auf den dritten Theil deß Himmels ausge-
ſtreckt. (c)

Und hat zweiffelsfrey auch der eine ungemeine Groͤſſe gehabt/ wel-
cher nach dem Tode Demetrii/ Koͤnigs in Syrien/ kurtz vor dem Achai-
ſchem Kriege/ nicht kleiner als die Sonne/ geſchienen/ und Anfangs zwar
einen feurig-roten klar-ſcheinenden Teller gehabt; hernach aber ſo wol an
der Groͤſſe/ als Klarheit/ allgemach eingebuͤſſt/ und zuletzt gar verſchwun-
den: wie Seneca meldet. (d)

Adlerhaupt. Nicht gering koͤnnen auch die Kometen geweſt ſeyn/
ſo den beyden Jahren 1505. und 1506. geſehen worden. Jener iſt/ um
Michaelis/ erſchienen/ um den Neumond deß Novembers: da er/ unge-
faͤhr vier Uhr vor Tage/ herfuͤrgebrochen/ und bis acht Uhr auf den Tag
geſtanden/ in den Staͤdten ſo wol/ als auf dem Lande/ ſchoͤn und helle/ ge-
leuchtet/ wiewol nicht ſo gar liecht/ als wie der Mond/ dennoch in ſolcher
Maſſe/ daß man/ fruͤh Morgens vor Tage/ bey ſeinem Glantze/ reiſen
koͤnnen: und iſt derſelbe allererſt/ um die Faſten deß folgenden 1506.
Jahrs/ verſchwunden. (e)

Winterſchild. Hiemit wird vermutlich eben derjenige gemeint/
der/ wie H. Mutius berichtet (f) in beſagtem 1505. Jahr/ zu Coͤln er-
blickt worden/ als eben damals Kaͤiſer Maximilian Reichs-Tag gehal-
ten: welchem Kometen der Scribent eine ungewoͤhnliche Groͤſſe und Ge-

ſtalt/
(a) Lib. 12. Antiquit. Judaic. c. 3.
(b) In Coſmoc. 1. [1]. c. 8.
(c) Ariſt. l. 1. Meteor. 6.
(d) l. 7. c. 15.
(e) Ut Appendix Faſciculi Tempor. memorat.
(f) In Chron. German. lib. 30. p. 312.
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[1205/1275] Von den Kometen/ oder Stern-Ruten. ſthene/ imgleichen Joſephus (a) berichtet/ achtzig Tage aneinander ge- feuret. Maſſen auch Cornelius Gemma (b) ſchreibt/ als Mithridates zur Welt geboren/ nemlich im Jahr der Welt 3780. vor der heilwertigſten Geburt 183. habe man einen ſolchen Kometen 80. Tage lang geſchaut/ gegen welchem der Sonnen-Glantz ſchier tunckel geſchienen; und derſel- be den vierdten Theil deß Himmels eingenommen. Dergleichen wunder-groſſe Kometen hat man auch/ im Jahr Chri- ſti 945. 1106. 1240. 1264. und 1471. mit Entſetzen/ erblickt; wie die hiſtoriſche Beſchreibungen der Kometen beglauben. Abſonderlich ſoll derjenige/ im Jahr 1264. da Papſt Urbanus geſtorben/ einen gewaltig- langen und breiten Beſem gefuͤhrt haben. Doch muß derjenige/ deſ- ſen das dreyhundert ein und ſiebentzigſte Jahr vor Chriſti Geburt anſich- tig worden/ auch keinen geringen haben nach ſich geſchleppt: angemerckt derſelbe ſeinen Glantz/ bis auf den dritten Theil deß Himmels ausge- ſtreckt. (c) Und hat zweiffelsfrey auch der eine ungemeine Groͤſſe gehabt/ wel- cher nach dem Tode Demetrii/ Koͤnigs in Syrien/ kurtz vor dem Achai- ſchem Kriege/ nicht kleiner als die Sonne/ geſchienen/ und Anfangs zwar einen feurig-roten klar-ſcheinenden Teller gehabt; hernach aber ſo wol an der Groͤſſe/ als Klarheit/ allgemach eingebuͤſſt/ und zuletzt gar verſchwun- den: wie Seneca meldet. (d) Adlerhaupt. Nicht gering koͤnnen auch die Kometen geweſt ſeyn/ ſo den beyden Jahren 1505. und 1506. geſehen worden. Jener iſt/ um Michaelis/ erſchienen/ um den Neumond deß Novembers: da er/ unge- faͤhr vier Uhr vor Tage/ herfuͤrgebrochen/ und bis acht Uhr auf den Tag geſtanden/ in den Staͤdten ſo wol/ als auf dem Lande/ ſchoͤn und helle/ ge- leuchtet/ wiewol nicht ſo gar liecht/ als wie der Mond/ dennoch in ſolcher Maſſe/ daß man/ fruͤh Morgens vor Tage/ bey ſeinem Glantze/ reiſen koͤnnen: und iſt derſelbe allererſt/ um die Faſten deß folgenden 1506. Jahrs/ verſchwunden. (e) Winterſchild. Hiemit wird vermutlich eben derjenige gemeint/ der/ wie H. Mutius berichtet (f) in beſagtem 1505. Jahr/ zu Coͤln er- blickt worden/ als eben damals Kaͤiſer Maximilian Reichs-Tag gehal- ten: welchem Kometen der Scribent eine ungewoͤhnliche Groͤſſe und Ge- ſtalt/ (a) Lib. 12. Antiquit. Judaic. c. 3. (b) In Coſmoc. 1. 1. c. 8. (c) Ariſt. l. 1. Meteor. 6. (d) l. 7. c. 15. (e) Ut Appendix Faſciculi Tempor. memorat. (f) In Chron. German. lib. 30. p. 312. N n n n n n n iij

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 1205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1275>, abgerufen am 05.06.2024.