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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Von den Kometen/ oder Stern-Ruten.
begehet auch bisweilen der fürtreffliche Herr Gerike. Aber daß die Ko-
meten/ in wurcklicher B. findung/ keinen irregulirten Lauff führen; hab
ich zuvor/ aus der Cometographia Herrn Hevelii/ angezeigt. Daß die
Kometen keinezusammengerollote Lufft-Wolcke/ noch in der Erd-Lufft
seyen; ist hoffentlich eben so wol sartsam erwiesen. Daß nicht ein jeder
die Parallax (Gesicht-Aendrung/ oder Abweichung) richtig finde/ geb ich
gerne: daß aber niemand dieselbe solte recht erfahren/ wird erstgelobter
Author/ in benanntem Buche/ viel anders erweisen. Aber eben hieraus/
daß zuletzt die Parallax/ an manchem Kometen/ sich verliert/ erhellets/
daß er weit höher/ denn in unserer Lufft/ schweben müsse. Daß die Ko-
meten nicht alle/ wie der Mond/ in aller Welt/ überall gesehen werden/
gestehe ich gern: wenn sie aber darum/ in der Lufft seyn müssten/ und nicht
am Himmel; würden etliche Gestirne/ unter dem südlichem Welt-An-
gel/ nicht am Himmel stehen; weil sie auch nicht der gantzen Welt zu Au-
gen kommen.

Es lässt sich aber dieser Schluß unterdessen gar fein also umwenden:
Weil etliche grosse Kometen/ in der gantzen Welt/ geschaut worden; so
folget/ daß solche Kometen nicht in unserer Erd-Lufft/ sondern viel höher
gangen. Denn man weiß/ daß der Komet deß Jahrs 1618. von einem
Polo zum andren/ durch alle Himmels-Kreise gangen/ und der gantzen
Welt erschienen. (a) So erfährt man/ daß auch theils andre Kometen nicht
allein/ in der alten/ sondern auch neuen Welt/ wiewol in dieser bisweilen
an der Figur in etwas verändert/ gesehen worden.

(a) Schei-
ner. lib. 4.
Rosae Urs.
part. 2. c.
27. fol.
940.

Wider eben diese Meinung deß Herrn Geriken/ kämpffen nicht al-
lein die Beweisthümer/ welche der Herr Adlerhaupt selbst/ uns aus
dem Herrn Wigelio fürgelegt; sondern auch diejenige Gleichniß/ wo-
durch er die Bedeutung und Beschaffenheit der Parallax oder Gesichts-
Aenderung/ aus einem/ mir gleichfalls wolbewusten Mathematico/ er-
kläret hat. Massen dieser letzter selbige Gleichniß/ zu dem Ende/ ange-
zogen/ daß er damit beweise/ es könne kein Komet/ sonderlich der/ so im
Jahr 1661. geschienen/ in der Lufft sitzen. Denn solches erhellet/ aus
diesen seinen Worten: Wie nun/ aus unterschiedlicher Nah-
oder Fern-haltung deß Fingers/ ein unterschiedlicher bald
klein/ bald grosser Sprung/ an der Wand/ gemercker wird:
also wenn ein Komet so gar nidrig/ und nahe bey der Erden
wäre/ würde er von unterschiedlichen Orten anzusehen alle-
zeit bey andren Fixsternen erscheinen: Weil er aber allenthal-
ben/ bey eben denselbigen/ in acht genommen worden; als
muß er nothwendig sehr hoch von der Erden erhaben gewest
seyn.


Der-
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Von den Kometen/ oder Stern-Ruten.
begehet auch bisweilen der fuͤrtreffliche Herꝛ Gerike. Aber daß die Ko-
meten/ in wurcklicher B. findung/ keinen irregulirten Lauff fuͤhren; hab
ich zuvor/ aus der Cometographia Herꝛn Hevelii/ angezeigt. Daß die
Kometen keinezuſammengerollote Lufft-Wolcke/ noch in der Erd-Lufft
ſeyen; iſt hoffentlich eben ſo wol ſartſam erwieſen. Daß nicht ein jeder
die Parallax (Geſicht-Aendrung/ oder Abweichung) richtig finde/ geb ich
gerne: daß aber niemand dieſelbe ſolte recht erfahren/ wird erſtgelobter
Author/ in benanntem Buche/ viel anders erweiſen. Aber eben hieraus/
daß zuletzt die Parallax/ an manchem Kometen/ ſich verliert/ erhellets/
daß er weit hoͤher/ denn in unſerer Lufft/ ſchweben muͤſſe. Daß die Ko-
meten nicht alle/ wie der Mond/ in aller Welt/ uͤberall geſehen werden/
geſtehe ich gern: wenn ſie aber darum/ in der Lufft ſeyn muͤſſten/ und nicht
am Himmel; wuͤrden etliche Geſtirne/ unter dem ſuͤdlichem Welt-An-
gel/ nicht am Himmel ſtehen; weil ſie auch nicht der gantzen Welt zu Au-
gen kommen.

Es laͤſſt ſich aber dieſer Schluß unterdeſſen gar fein alſo umwenden:
Weil etliche groſſe Kometen/ in der gantzen Welt/ geſchaut worden; ſo
folget/ daß ſolche Kometen nicht in unſerer Erd-Lufft/ ſondern viel hoͤher
gangen. Denn man weiß/ daß der Komet deß Jahrs 1618. von einem
Polo zum andren/ durch alle Himmels-Kreiſe gangen/ und der gantzen
Welt erſchienẽ. (a) So erfaͤhrt man/ daß auch theils andre Kometen nicht
allein/ in der alten/ ſondern auch neuen Welt/ wiewol in dieſer bisweilen
an der Figur in etwas veraͤndert/ geſehen worden.

(a) Schei-
ner. lib. 4.
Roſæ Urſ.
part. 2. c.
27. fol.
940.

Wider eben dieſe Meinung deß Herꝛn Geriken/ kaͤmpffen nicht al-
lein die Beweisthuͤmer/ welche der Herꝛ Adlerhaupt ſelbſt/ uns aus
dem Herꝛn Wigelio fuͤrgelegt; ſondern auch diejenige Gleichniß/ wo-
durch er die Bedeutung und Beſchaffenheit der Parallax oder Geſichts-
Aenderung/ aus einem/ mir gleichfalls wolbewuſten Mathematico/ er-
klaͤret hat. Maſſen dieſer letzter ſelbige Gleichniß/ zu dem Ende/ ange-
zogen/ daß er damit beweiſe/ es koͤnne kein Komet/ ſonderlich der/ ſo im
Jahr 1661. geſchienen/ in der Lufft ſitzen. Denn ſolches erhellet/ aus
dieſen ſeinen Worten: Wie nun/ aus unterſchiedlicher Nah-
oder Fern-haltung deß Fingers/ ein unterſchiedlicher bald
klein/ bald groſſer Sprung/ an der Wand/ gemercker wird:
alſo wenn ein Komet ſo gar nidrig/ und nahe bey der Erden
waͤre/ wuͤrde er von unterſchiedlichen Orten anzuſehen alle-
zeit bey andren Fixſternen erſcheinen: Weil er aber allenthal-
ben/ bey eben denſelbigen/ in acht genommen worden; als
muß er nothwendig ſehr hoch von der Erden erhaben geweſt
ſeyn.


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[1193/1263] Von den Kometen/ oder Stern-Ruten. begehet auch bisweilen der fuͤrtreffliche Herꝛ Gerike. Aber daß die Ko- meten/ in wurcklicher B. findung/ keinen irregulirten Lauff fuͤhren; hab ich zuvor/ aus der Cometographia Herꝛn Hevelii/ angezeigt. Daß die Kometen keinezuſammengerollote Lufft-Wolcke/ noch in der Erd-Lufft ſeyen; iſt hoffentlich eben ſo wol ſartſam erwieſen. Daß nicht ein jeder die Parallax (Geſicht-Aendrung/ oder Abweichung) richtig finde/ geb ich gerne: daß aber niemand dieſelbe ſolte recht erfahren/ wird erſtgelobter Author/ in benanntem Buche/ viel anders erweiſen. Aber eben hieraus/ daß zuletzt die Parallax/ an manchem Kometen/ ſich verliert/ erhellets/ daß er weit hoͤher/ denn in unſerer Lufft/ ſchweben muͤſſe. Daß die Ko- meten nicht alle/ wie der Mond/ in aller Welt/ uͤberall geſehen werden/ geſtehe ich gern: wenn ſie aber darum/ in der Lufft ſeyn muͤſſten/ und nicht am Himmel; wuͤrden etliche Geſtirne/ unter dem ſuͤdlichem Welt-An- gel/ nicht am Himmel ſtehen; weil ſie auch nicht der gantzen Welt zu Au- gen kommen. Es laͤſſt ſich aber dieſer Schluß unterdeſſen gar fein alſo umwenden: Weil etliche groſſe Kometen/ in der gantzen Welt/ geſchaut worden; ſo folget/ daß ſolche Kometen nicht in unſerer Erd-Lufft/ ſondern viel hoͤher gangen. Denn man weiß/ daß der Komet deß Jahrs 1618. von einem Polo zum andren/ durch alle Himmels-Kreiſe gangen/ und der gantzen Welt erſchienẽ. (a) So erfaͤhrt man/ daß auch theils andre Kometen nicht allein/ in der alten/ ſondern auch neuen Welt/ wiewol in dieſer bisweilen an der Figur in etwas veraͤndert/ geſehen worden. Wider eben dieſe Meinung deß Herꝛn Geriken/ kaͤmpffen nicht al- lein die Beweisthuͤmer/ welche der Herꝛ Adlerhaupt ſelbſt/ uns aus dem Herꝛn Wigelio fuͤrgelegt; ſondern auch diejenige Gleichniß/ wo- durch er die Bedeutung und Beſchaffenheit der Parallax oder Geſichts- Aenderung/ aus einem/ mir gleichfalls wolbewuſten Mathematico/ er- klaͤret hat. Maſſen dieſer letzter ſelbige Gleichniß/ zu dem Ende/ ange- zogen/ daß er damit beweiſe/ es koͤnne kein Komet/ ſonderlich der/ ſo im Jahr 1661. geſchienen/ in der Lufft ſitzen. Denn ſolches erhellet/ aus dieſen ſeinen Worten: Wie nun/ aus unterſchiedlicher Nah- oder Fern-haltung deß Fingers/ ein unterſchiedlicher bald klein/ bald groſſer Sprung/ an der Wand/ gemercker wird: alſo wenn ein Komet ſo gar nidrig/ und nahe bey der Erden waͤre/ wuͤrde er von unterſchiedlichen Orten anzuſehen alle- zeit bey andren Fixſternen erſcheinen: Weil er aber allenthal- ben/ bey eben denſelbigen/ in acht genommen worden; als muß er nothwendig ſehr hoch von der Erden erhaben geweſt ſeyn. Der- M m m m m m m

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 1193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1263>, abgerufen am 23.12.2024.