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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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Gabe, und der, welchem sie zuerst angehörte,
und vom Strome genommen ward, hat wohl
gar das liebe Leben drum lassen müssen. --
Er wird ja nicht grade! meinte Undine und
schenkte dem Ritter lächelnd ein. Der aber
sagte: bei meiner höchsten Ehre, alter Vater,
wüßt' ich ihn zu finden und zu retten, mich soll-
te kein Gang in die Nacht hinaus dauern, und
keine Gefahr. Soviel aber kann ich Euch ver-
sichern, komm' ich je wieder zu bewohntern Lan-
den, so will ich ihn oder seine Erben schon aus-
findig machen, und diesen Wein doppelt und
dreifach ersetzen. -- Das freute den alten
Mann; er nickte dem Ritter billigend zu, und
trank nun seinen Becher mit besserm Gewissen
und Behagen leer. Undine aber sagte zu Huld-
branden: mit der Entschädigung und mit Dei-
nem Golde halt' es, wie Du willst. Das aber
mit dem Nachlaufen und Suchen war dumm
geredet. Ich weinte mir die Augen aus, wenn
Du darüber verloren gingst, und nicht wahr,

Gabe, und der, welchem ſie zuerſt angehoͤrte,
und vom Strome genommen ward, hat wohl
gar das liebe Leben drum laſſen muͤſſen. —
Er wird ja nicht grade! meinte Undine und
ſchenkte dem Ritter laͤchelnd ein. Der aber
ſagte: bei meiner hoͤchſten Ehre, alter Vater,
wuͤßt’ ich ihn zu finden und zu retten, mich ſoll-
te kein Gang in die Nacht hinaus dauern, und
keine Gefahr. Soviel aber kann ich Euch ver-
ſichern, komm’ ich je wieder zu bewohntern Lan-
den, ſo will ich ihn oder ſeine Erben ſchon aus-
findig machen, und dieſen Wein doppelt und
dreifach erſetzen. — Das freute den alten
Mann; er nickte dem Ritter billigend zu, und
trank nun ſeinen Becher mit beſſerm Gewiſſen
und Behagen leer. Undine aber ſagte zu Huld-
branden: mit der Entſchaͤdigung und mit Dei-
nem Golde halt’ es, wie Du willſt. Das aber
mit dem Nachlaufen und Suchen war dumm
geredet. Ich weinte mir die Augen aus, wenn
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[56/0070] Gabe, und der, welchem ſie zuerſt angehoͤrte, und vom Strome genommen ward, hat wohl gar das liebe Leben drum laſſen muͤſſen. — Er wird ja nicht grade! meinte Undine und ſchenkte dem Ritter laͤchelnd ein. Der aber ſagte: bei meiner hoͤchſten Ehre, alter Vater, wuͤßt’ ich ihn zu finden und zu retten, mich ſoll- te kein Gang in die Nacht hinaus dauern, und keine Gefahr. Soviel aber kann ich Euch ver- ſichern, komm’ ich je wieder zu bewohntern Lan- den, ſo will ich ihn oder ſeine Erben ſchon aus- findig machen, und dieſen Wein doppelt und dreifach erſetzen. — Das freute den alten Mann; er nickte dem Ritter billigend zu, und trank nun ſeinen Becher mit beſſerm Gewiſſen und Behagen leer. Undine aber ſagte zu Huld- branden: mit der Entſchaͤdigung und mit Dei- nem Golde halt’ es, wie Du willſt. Das aber mit dem Nachlaufen und Suchen war dumm geredet. Ich weinte mir die Augen aus, wenn Du daruͤber verloren gingſt, und nicht wahr,

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/70>, abgerufen am 03.05.2024.