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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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Kleine stand so hübsch geschmückt und holdseelig
vor uns, daß dem Priester alsbald sein ganzes
Herz vor ihr aufging, und sie wußte ihm so
artig zu schmeicheln, und mitunter so drollig
zu trotzen, daß er sich endlich auf keinen der
Gründe, die er gegen den Namen Undine
vorräthig gehabt hatte, mehr besinnen konnte.
Sie ward denn also Undine getauft, und be-
trug sich während der heiligen Handlung außer-
ordentlich sittig und an[m]uthig, so wild und un-
stät sie auch übrigens immer war. Denn da-
rin hat meine Frau ganz Recht: was Tüchti-
ges haben wir mit ihr auszustehen gehabt. Wenn
ich Euch erzählen sollte --

Der Ritter unterbrach den Fischer, um ihn
auf ein Geräusch, wie von gewaltig rauschenden
Wasserfluthen, aufmerksam zu machen, das er
schon früher zwischen den Reden des Alten ver-
nommen hatte, und das nun mit wachsendem
Ungestüm vor den Hüttenfenstern dahin strömte.
Beide sprangen nach der Thür. Da sahen sie
draußen im jetzt aufgegangnen Mondenlicht den

Kleine ſtand ſo huͤbſch geſchmuͤckt und holdſeelig
vor uns, daß dem Prieſter alsbald ſein ganzes
Herz vor ihr aufging, und ſie wußte ihm ſo
artig zu ſchmeicheln, und mitunter ſo drollig
zu trotzen, daß er ſich endlich auf keinen der
Gruͤnde, die er gegen den Namen Undine
vorraͤthig gehabt hatte, mehr beſinnen konnte.
Sie ward denn alſo Undine getauft, und be-
trug ſich waͤhrend der heiligen Handlung außer-
ordentlich ſittig und an[m]uthig, ſo wild und un-
ſtaͤt ſie auch uͤbrigens immer war. Denn da-
rin hat meine Frau ganz Recht: was Tuͤchti-
ges haben wir mit ihr auszuſtehen gehabt. Wenn
ich Euch erzaͤhlen ſollte —

Der Ritter unterbrach den Fiſcher, um ihn
auf ein Geraͤuſch, wie von gewaltig rauſchenden
Waſſerfluthen, aufmerkſam zu machen, das er
ſchon fruͤher zwiſchen den Reden des Alten ver-
nommen hatte, und das nun mit wachſendem
Ungeſtuͤm vor den Huͤttenfenſtern dahin ſtroͤmte.
Beide ſprangen nach der Thuͤr. Da ſahen ſie
draußen im jetzt aufgegangnen Mondenlicht den

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[26/0040] Kleine ſtand ſo huͤbſch geſchmuͤckt und holdſeelig vor uns, daß dem Prieſter alsbald ſein ganzes Herz vor ihr aufging, und ſie wußte ihm ſo artig zu ſchmeicheln, und mitunter ſo drollig zu trotzen, daß er ſich endlich auf keinen der Gruͤnde, die er gegen den Namen Undine vorraͤthig gehabt hatte, mehr beſinnen konnte. Sie ward denn alſo Undine getauft, und be- trug ſich waͤhrend der heiligen Handlung außer- ordentlich ſittig und anmuthig, ſo wild und un- ſtaͤt ſie auch uͤbrigens immer war. Denn da- rin hat meine Frau ganz Recht: was Tuͤchti- ges haben wir mit ihr auszuſtehen gehabt. Wenn ich Euch erzaͤhlen ſollte — Der Ritter unterbrach den Fiſcher, um ihn auf ein Geraͤuſch, wie von gewaltig rauſchenden Waſſerfluthen, aufmerkſam zu machen, das er ſchon fruͤher zwiſchen den Reden des Alten ver- nommen hatte, und das nun mit wachſendem Ungeſtuͤm vor den Huͤttenfenſtern dahin ſtroͤmte. Beide ſprangen nach der Thuͤr. Da ſahen ſie draußen im jetzt aufgegangnen Mondenlicht den

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/40>, abgerufen am 28.11.2024.