Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

Bild:
<< vorherige Seite

fallen, alte Leute von ihren Sitzen zu verja-
gen? -- Setzt Euch, mein junger Herr, fuhr
sie, gegen den Ritter gewandt, fort; es steht
dorten noch ein recht artiges Sesselein, nur
müßt Ihr nicht allzu ungestüm damit hin und
her rutschen, denn das eine Bein ist nicht all-
zufeste mehr. -- Der Ritter holte den Ses-
sel achtsam herbei, ließ sich freundlich darauf nie-
der, und es war ihm zu Muthe, als sei er mit
diesem kleinen Haushalt verwandt, und eben
jetzt aus der Ferne dahin heim gekehrt.

Die drei guten Leute fingen an, höchst freund-
lich und vertraulich mit einander zu sprechen.
Vom Walde, nach welchem sich der Ritter einige
Male erkundigte, wollte der alte Mann freilich
nicht viel wissen; am wenigsten, meinte er, passe
sich das Reden davon jetzt in der einbrechenden
Nacht; aber von ihrer Wirthschaft und sonstigem
Treiben erzählten die beiden Eheleute desto mehr,
und hörten auch gerne zu, als ihnen der Ritters-
mann von seinen Reisen vorsprach, und daß er
eine Burg an den Quellen der Donau habe,

fallen, alte Leute von ihren Sitzen zu verja-
gen? — Setzt Euch, mein junger Herr, fuhr
ſie, gegen den Ritter gewandt, fort; es ſteht
dorten noch ein recht artiges Seſſelein, nur
muͤßt Ihr nicht allzu ungeſtuͤm damit hin und
her rutſchen, denn das eine Bein iſt nicht all-
zufeſte mehr. — Der Ritter holte den Seſ-
ſel achtſam herbei, ließ ſich freundlich darauf nie-
der, und es war ihm zu Muthe, als ſei er mit
dieſem kleinen Haushalt verwandt, und eben
jetzt aus der Ferne dahin heim gekehrt.

Die drei guten Leute fingen an, hoͤchſt freund-
lich und vertraulich mit einander zu ſprechen.
Vom Walde, nach welchem ſich der Ritter einige
Male erkundigte, wollte der alte Mann freilich
nicht viel wiſſen; am wenigſten, meinte er, paſſe
ſich das Reden davon jetzt in der einbrechenden
Nacht; aber von ihrer Wirthſchaft und ſonſtigem
Treiben erzaͤhlten die beiden Eheleute deſto mehr,
und hoͤrten auch gerne zu, als ihnen der Ritters-
mann von ſeinen Reiſen vorſprach, und daß er
eine Burg an den Quellen der Donau habe,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0023" n="9"/>
fallen, alte Leute von ihren Sitzen zu verja-<lb/>
gen? &#x2014; Setzt Euch, mein junger Herr, fuhr<lb/>
&#x017F;ie, gegen den Ritter gewandt, fort; es &#x017F;teht<lb/>
dorten noch ein recht artiges Se&#x017F;&#x017F;elein, nur<lb/>
mu&#x0364;ßt Ihr nicht allzu unge&#x017F;tu&#x0364;m damit hin und<lb/>
her rut&#x017F;chen, denn das eine Bein i&#x017F;t nicht all-<lb/>
zufe&#x017F;te mehr. &#x2014; Der Ritter holte den Se&#x017F;-<lb/>
&#x017F;el acht&#x017F;am herbei, ließ &#x017F;ich freundlich darauf nie-<lb/>
der, und es war ihm zu Muthe, als &#x017F;ei er mit<lb/>
die&#x017F;em kleinen Haushalt verwandt, und eben<lb/>
jetzt aus der Ferne dahin heim gekehrt.</p><lb/>
          <p>Die drei guten Leute fingen an, ho&#x0364;ch&#x017F;t freund-<lb/>
lich und vertraulich mit einander zu &#x017F;prechen.<lb/>
Vom Walde, nach welchem &#x017F;ich der Ritter einige<lb/>
Male erkundigte, wollte der alte Mann freilich<lb/>
nicht viel wi&#x017F;&#x017F;en; am wenig&#x017F;ten, meinte er, pa&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ich das Reden davon jetzt in der einbrechenden<lb/>
Nacht; aber von ihrer Wirth&#x017F;chaft und &#x017F;on&#x017F;tigem<lb/>
Treiben erza&#x0364;hlten die beiden Eheleute de&#x017F;to mehr,<lb/>
und ho&#x0364;rten auch gerne zu, als ihnen der Ritters-<lb/>
mann von &#x017F;einen Rei&#x017F;en vor&#x017F;prach, und daß er<lb/>
eine Burg an den Quellen der Donau habe,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0023] fallen, alte Leute von ihren Sitzen zu verja- gen? — Setzt Euch, mein junger Herr, fuhr ſie, gegen den Ritter gewandt, fort; es ſteht dorten noch ein recht artiges Seſſelein, nur muͤßt Ihr nicht allzu ungeſtuͤm damit hin und her rutſchen, denn das eine Bein iſt nicht all- zufeſte mehr. — Der Ritter holte den Seſ- ſel achtſam herbei, ließ ſich freundlich darauf nie- der, und es war ihm zu Muthe, als ſei er mit dieſem kleinen Haushalt verwandt, und eben jetzt aus der Ferne dahin heim gekehrt. Die drei guten Leute fingen an, hoͤchſt freund- lich und vertraulich mit einander zu ſprechen. Vom Walde, nach welchem ſich der Ritter einige Male erkundigte, wollte der alte Mann freilich nicht viel wiſſen; am wenigſten, meinte er, paſſe ſich das Reden davon jetzt in der einbrechenden Nacht; aber von ihrer Wirthſchaft und ſonſtigem Treiben erzaͤhlten die beiden Eheleute deſto mehr, und hoͤrten auch gerne zu, als ihnen der Ritters- mann von ſeinen Reiſen vorſprach, und daß er eine Burg an den Quellen der Donau habe,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/23
Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/23>, abgerufen am 26.04.2024.