fallen, alte Leute von ihren Sitzen zu verja- gen? -- Setzt Euch, mein junger Herr, fuhr sie, gegen den Ritter gewandt, fort; es steht dorten noch ein recht artiges Sesselein, nur müßt Ihr nicht allzu ungestüm damit hin und her rutschen, denn das eine Bein ist nicht all- zufeste mehr. -- Der Ritter holte den Ses- sel achtsam herbei, ließ sich freundlich darauf nie- der, und es war ihm zu Muthe, als sei er mit diesem kleinen Haushalt verwandt, und eben jetzt aus der Ferne dahin heim gekehrt.
Die drei guten Leute fingen an, höchst freund- lich und vertraulich mit einander zu sprechen. Vom Walde, nach welchem sich der Ritter einige Male erkundigte, wollte der alte Mann freilich nicht viel wissen; am wenigsten, meinte er, passe sich das Reden davon jetzt in der einbrechenden Nacht; aber von ihrer Wirthschaft und sonstigem Treiben erzählten die beiden Eheleute desto mehr, und hörten auch gerne zu, als ihnen der Ritters- mann von seinen Reisen vorsprach, und daß er eine Burg an den Quellen der Donau habe,
fallen, alte Leute von ihren Sitzen zu verja- gen? — Setzt Euch, mein junger Herr, fuhr ſie, gegen den Ritter gewandt, fort; es ſteht dorten noch ein recht artiges Seſſelein, nur muͤßt Ihr nicht allzu ungeſtuͤm damit hin und her rutſchen, denn das eine Bein iſt nicht all- zufeſte mehr. — Der Ritter holte den Seſ- ſel achtſam herbei, ließ ſich freundlich darauf nie- der, und es war ihm zu Muthe, als ſei er mit dieſem kleinen Haushalt verwandt, und eben jetzt aus der Ferne dahin heim gekehrt.
Die drei guten Leute fingen an, hoͤchſt freund- lich und vertraulich mit einander zu ſprechen. Vom Walde, nach welchem ſich der Ritter einige Male erkundigte, wollte der alte Mann freilich nicht viel wiſſen; am wenigſten, meinte er, paſſe ſich das Reden davon jetzt in der einbrechenden Nacht; aber von ihrer Wirthſchaft und ſonſtigem Treiben erzaͤhlten die beiden Eheleute deſto mehr, und hoͤrten auch gerne zu, als ihnen der Ritters- mann von ſeinen Reiſen vorſprach, und daß er eine Burg an den Quellen der Donau habe,
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fallen, alte Leute von ihren Sitzen zu verja-
gen? — Setzt Euch, mein junger Herr, fuhr
ſie, gegen den Ritter gewandt, fort; es ſteht
dorten noch ein recht artiges Seſſelein, nur
muͤßt Ihr nicht allzu ungeſtuͤm damit hin und
her rutſchen, denn das eine Bein iſt nicht all-
zufeſte mehr. — Der Ritter holte den Seſ-
ſel achtſam herbei, ließ ſich freundlich darauf nie-
der, und es war ihm zu Muthe, als ſei er mit
dieſem kleinen Haushalt verwandt, und eben
jetzt aus der Ferne dahin heim gekehrt.
Die drei guten Leute fingen an, hoͤchſt freund-
lich und vertraulich mit einander zu ſprechen.
Vom Walde, nach welchem ſich der Ritter einige
Male erkundigte, wollte der alte Mann freilich
nicht viel wiſſen; am wenigſten, meinte er, paſſe
ſich das Reden davon jetzt in der einbrechenden
Nacht; aber von ihrer Wirthſchaft und ſonſtigem
Treiben erzaͤhlten die beiden Eheleute deſto mehr,
und hoͤrten auch gerne zu, als ihnen der Ritters-
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/23>, abgerufen am 17.02.2025.
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