fahren sei, weshalb er auch seinen Hut ganz sittig vor dem näherkommenden Herrn abzog, und gelassen bei seinen Netzen verblieb. Da hielt der Ritter stille, und fragte, ob er wohl mit seinem Pferde auf diese Nacht hier Unter- kommen und Pflege finden könne? -- Was Euer Pferd betrifft, lieber Herr, entgegnete der Fischer, so weiß ich ihm keinen bessern Stall anzuweisen, als diese beschattete Wiese, und kein besseres Futter, als das Gras, wel- ches darauf wächst. Euch selbst aber will ich gerne in meinem kleinen Hause mit Abend- brod und Nachtlager bewirthen, so gut es unser Einer hat. -- Der Ritter war damit ganz wohl zufrieden, er stieg von seinem Rosse, welches die beiden gemeinschaftlich losgürteten und loszügelten, und ließ es alsdann auf den blumigen Anger hinlaufen, zu seinem Wirthe sprechend: hätt' ich Euch auch minder gastlich und wohlmeinend gefunden, mein lieber alter Fischer, Ihr wäret mich dennoch wohl für Heute nicht wieder losgeworden, denn, wie ich sehe,
fahren ſei, weshalb er auch ſeinen Hut ganz ſittig vor dem naͤherkommenden Herrn abzog, und gelaſſen bei ſeinen Netzen verblieb. Da hielt der Ritter ſtille, und fragte, ob er wohl mit ſeinem Pferde auf dieſe Nacht hier Unter- kommen und Pflege finden koͤnne? — Was Euer Pferd betrifft, lieber Herr, entgegnete der Fiſcher, ſo weiß ich ihm keinen beſſern Stall anzuweiſen, als dieſe beſchattete Wieſe, und kein beſſeres Futter, als das Gras, wel- ches darauf waͤchſt. Euch ſelbſt aber will ich gerne in meinem kleinen Hauſe mit Abend- brod und Nachtlager bewirthen, ſo gut es unſer Einer hat. — Der Ritter war damit ganz wohl zufrieden, er ſtieg von ſeinem Roſſe, welches die beiden gemeinſchaftlich losguͤrteten und loszuͤgelten, und ließ es alsdann auf den blumigen Anger hinlaufen, zu ſeinem Wirthe ſprechend: haͤtt’ ich Euch auch minder gaſtlich und wohlmeinend gefunden, mein lieber alter Fiſcher, Ihr waͤret mich dennoch wohl fuͤr Heute nicht wieder losgeworden, denn, wie ich ſehe,
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fahren ſei, weshalb er auch ſeinen Hut ganz
ſittig vor dem naͤherkommenden Herrn abzog,
und gelaſſen bei ſeinen Netzen verblieb. Da
hielt der Ritter ſtille, und fragte, ob er wohl
mit ſeinem Pferde auf dieſe Nacht hier Unter-
kommen und Pflege finden koͤnne? — Was
Euer Pferd betrifft, lieber Herr, entgegnete
der Fiſcher, ſo weiß ich ihm keinen beſſern
Stall anzuweiſen, als dieſe beſchattete Wieſe,
und kein beſſeres Futter, als das Gras, wel-
ches darauf waͤchſt. Euch ſelbſt aber will ich
gerne in meinem kleinen Hauſe mit Abend-
brod und Nachtlager bewirthen, ſo gut es
unſer Einer hat. — Der Ritter war damit
ganz wohl zufrieden, er ſtieg von ſeinem Roſſe,
welches die beiden gemeinſchaftlich losguͤrteten
und loszuͤgelten, und ließ es alsdann auf den
blumigen Anger hinlaufen, zu ſeinem Wirthe
ſprechend: haͤtt’ ich Euch auch minder gaſtlich
und wohlmeinend gefunden, mein lieber alter
Fiſcher, Ihr waͤret mich dennoch wohl fuͤr Heute
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/21>, abgerufen am 16.02.2025.
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