Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.mit dem Springbrunnen Ernst, bis sie gewahr Während Jene noch immer bang' am Fen- mit dem Springbrunnen Ernſt, bis ſie gewahr Waͤhrend Jene noch immer bang’ am Fen- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0195" n="181"/> mit dem Springbrunnen Ernſt, bis ſie gewahr<lb/> ten, daß die aufſteigende Geſtalt ein bleiches,<lb/> weißverſchleiertes Weibsbild war. Das weinte<lb/> bitterlich, das hob die Haͤnde aͤngſtlich ringend<lb/> uͤber das Haupt, und ſchritt mit langſam ern-<lb/> ſtem Gange nach dem Schloßgebaͤu. Ausein-<lb/> ander ſtob das Burggeſind vom Brunnen fort,<lb/> bleich ſtand, Entſetzens ſtarr, mit ihren Diene-<lb/><choice><sic>ninnen</sic><corr>rinnen</corr></choice>, die Braut am Fenſter. Als die Geſtalt<lb/> nun dicht unter deren Kammern hinſchritt, ſchaute<lb/> ſie winſelnd nach ihr empor, und Bertalda meinte,<lb/> unter dem Schleier, Undinens bleiche Geſichts-<lb/> zuͤge zu erkennen. Voruͤber aber zog die Jam-<lb/> mernde, ſchwer, gezwungen, zoͤgernd, wie zum<lb/> Hochgericht. Bertalda ſchrie, man ſolle den Rit-<lb/> ter rufen; es wagte ſich keine der Zofen aus<lb/> der Stelle, und auch die Braut ſelber ver-<lb/> ſtummte wieder, wie vor ihrem eignen Laut er-<lb/> bebend.</p><lb/> <p>Waͤhrend Jene noch immer bang’ am Fen-<lb/> ſter ſtanden, wie Bildſaͤulen regungslos, war die<lb/> ſeltſame Wandrerin in die Burg gelangt, die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0195]
mit dem Springbrunnen Ernſt, bis ſie gewahr
ten, daß die aufſteigende Geſtalt ein bleiches,
weißverſchleiertes Weibsbild war. Das weinte
bitterlich, das hob die Haͤnde aͤngſtlich ringend
uͤber das Haupt, und ſchritt mit langſam ern-
ſtem Gange nach dem Schloßgebaͤu. Ausein-
ander ſtob das Burggeſind vom Brunnen fort,
bleich ſtand, Entſetzens ſtarr, mit ihren Diene-
rinnen, die Braut am Fenſter. Als die Geſtalt
nun dicht unter deren Kammern hinſchritt, ſchaute
ſie winſelnd nach ihr empor, und Bertalda meinte,
unter dem Schleier, Undinens bleiche Geſichts-
zuͤge zu erkennen. Voruͤber aber zog die Jam-
mernde, ſchwer, gezwungen, zoͤgernd, wie zum
Hochgericht. Bertalda ſchrie, man ſolle den Rit-
ter rufen; es wagte ſich keine der Zofen aus
der Stelle, und auch die Braut ſelber ver-
ſtummte wieder, wie vor ihrem eignen Laut er-
bebend.
Waͤhrend Jene noch immer bang’ am Fen-
ſter ſtanden, wie Bildſaͤulen regungslos, war die
ſeltſame Wandrerin in die Burg gelangt, die
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