Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.wohlbekannten Treppen hinauf, die wohlbekann- Der Ritter aber hatte seine Diener entla- wohlbekannten Treppen hinauf, die wohlbekann- Der Ritter aber hatte ſeine Diener entla- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0196" n="182"/> wohlbekannten Treppen hinauf, die wohlbekann-<lb/> ten Hallen durch, immer in ihren Thraͤnen<lb/> ſtill. Ach, wie ſo anders war ſie einſtens hier<lb/> umher gewandelt! —</p><lb/> <p>Der Ritter aber hatte ſeine Diener entla-<lb/> ßen. Halbausgekleidet, im betruͤbten Sinnen,<lb/> ſtand er vor einem großen Spiegel; die Kerze<lb/> brannte dunkel neben ihm. Da klopfte es an<lb/> die Thuͤr mit leiſem, leiſem, Finger. Undine<lb/> hatte ſonſt wohl ſo geklopft, wenn ſie ihn freund-<lb/> lich necken wollte. — Es iſt Alles nur Phan-<lb/> taſterei! ſagte er zu ſich ſelbſt. Ich muß in’s<lb/> Hochzeitbett. — Das mußt Du, aber in ein<lb/> kaltes! hoͤrte er eine weinende Stimme drau-<lb/> ßen vor dem Gemache ſagen, und dann ſah<lb/> er im Spiegel, wie die Thuͤre aufging, lang-<lb/> ſam, langſam, und wie die weiße Wandrerin<lb/> hereintrat, und ſittig das Schloß wieder hinter<lb/> ſich zudruͤckte. Sie haben den Brunnen aufge-<lb/> macht, ſagte ſie leiſe, und nun bin ich hier, und<lb/> nun mußt Du ſterben. — Er fuͤhlte in ſeinem<lb/> ſtockenden Herzen, daß es auch gar nicht anders<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [182/0196]
wohlbekannten Treppen hinauf, die wohlbekann-
ten Hallen durch, immer in ihren Thraͤnen
ſtill. Ach, wie ſo anders war ſie einſtens hier
umher gewandelt! —
Der Ritter aber hatte ſeine Diener entla-
ßen. Halbausgekleidet, im betruͤbten Sinnen,
ſtand er vor einem großen Spiegel; die Kerze
brannte dunkel neben ihm. Da klopfte es an
die Thuͤr mit leiſem, leiſem, Finger. Undine
hatte ſonſt wohl ſo geklopft, wenn ſie ihn freund-
lich necken wollte. — Es iſt Alles nur Phan-
taſterei! ſagte er zu ſich ſelbſt. Ich muß in’s
Hochzeitbett. — Das mußt Du, aber in ein
kaltes! hoͤrte er eine weinende Stimme drau-
ßen vor dem Gemache ſagen, und dann ſah
er im Spiegel, wie die Thuͤre aufging, lang-
ſam, langſam, und wie die weiße Wandrerin
hereintrat, und ſittig das Schloß wieder hinter
ſich zudruͤckte. Sie haben den Brunnen aufge-
macht, ſagte ſie leiſe, und nun bin ich hier, und
nun mußt Du ſterben. — Er fuͤhlte in ſeinem
ſtockenden Herzen, daß es auch gar nicht anders
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