Die Gesellschaft verlor sich bei kaum ein- gebrochner Nacht; nicht aufgelöst durch des Bräu- tigams hoffende Ungeduld, wie sonsten Hochzeit- versammlungen, sondern nur ganz trüb und schwer auseinander gedrückt, durch freudlose Schwer- muth und Unheil kündende Ahnungen. Ber- talda ging mit ihren Frauen, der Ritter mit seinen Dienern, sich auszukleiden: von dem scher- zend fröhlichen Geleit der Jungfrauen und Jung- gesellen bei Braut und Bräutigam war an die- sem trüben Feste die Rede nicht.
Bertalda wollte sich aufheitern; sie ließ ei- nen prächtigen Schmuck, den Huldbrand ihr ge- schenkt hatte, samt reichen Gewanden und Schlei- ern, vor sich ausbreiten, ihren morgenden Anzug auf's Schönste und Heiterste daraus zu wählen. Ihre Dienerinnen freuten sich des Anlasses, Vieles und Fröhliches der jungen Herrin vorzu- sprechen, wobei sie nicht ermangelten, die Schön- heit der Neuvermählten mit den lebhaftesten Worten zu preisen. Man vertiefte sich mehr und mehr in diese Betrachtungen, bis endlich Ber-
Die Geſellſchaft verlor ſich bei kaum ein- gebrochner Nacht; nicht aufgeloͤſt durch des Braͤu- tigams hoffende Ungeduld, wie ſonſten Hochzeit- verſammlungen, ſondern nur ganz truͤb und ſchwer auseinander gedruͤckt, durch freudloſe Schwer- muth und Unheil kuͤndende Ahnungen. Ber- talda ging mit ihren Frauen, der Ritter mit ſeinen Dienern, ſich auszukleiden: von dem ſcher- zend froͤhlichen Geleit der Jungfrauen und Jung- geſellen bei Braut und Braͤutigam war an die- ſem truͤben Feſte die Rede nicht.
Bertalda wollte ſich aufheitern; ſie ließ ei- nen praͤchtigen Schmuck, den Huldbrand ihr ge- ſchenkt hatte, ſamt reichen Gewanden und Schlei- ern, vor ſich ausbreiten, ihren morgenden Anzug auf’s Schoͤnſte und Heiterſte daraus zu waͤhlen. Ihre Dienerinnen freuten ſich des Anlaſſes, Vieles und Froͤhliches der jungen Herrin vorzu- ſprechen, wobei ſie nicht ermangelten, die Schoͤn- heit der Neuvermaͤhlten mit den lebhafteſten Worten zu preiſen. Man vertiefte ſich mehr und mehr in dieſe Betrachtungen, bis endlich Ber-
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Die Geſellſchaft verlor ſich bei kaum ein-
gebrochner Nacht; nicht aufgeloͤſt durch des Braͤu-
tigams hoffende Ungeduld, wie ſonſten Hochzeit-
verſammlungen, ſondern nur ganz truͤb und
ſchwer auseinander gedruͤckt, durch freudloſe Schwer-
muth und Unheil kuͤndende Ahnungen. Ber-
talda ging mit ihren Frauen, der Ritter mit
ſeinen Dienern, ſich auszukleiden: von dem ſcher-
zend froͤhlichen Geleit der Jungfrauen und Jung-
geſellen bei Braut und Braͤutigam war an die-
ſem truͤben Feſte die Rede nicht.
Bertalda wollte ſich aufheitern; ſie ließ ei-
nen praͤchtigen Schmuck, den Huldbrand ihr ge-
ſchenkt hatte, ſamt reichen Gewanden und Schlei-
ern, vor ſich ausbreiten, ihren morgenden Anzug
auf’s Schoͤnſte und Heiterſte daraus zu waͤhlen.
Ihre Dienerinnen freuten ſich des Anlaſſes,
Vieles und Froͤhliches der jungen Herrin vorzu-
ſprechen, wobei ſie nicht ermangelten, die Schoͤn-
heit der Neuvermaͤhlten mit den lebhafteſten
Worten zu preiſen. Man vertiefte ſich mehr und
mehr in dieſe Betrachtungen, bis endlich Ber-
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/192>, abgerufen am 03.07.2024.
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