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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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hatten, sing der ungebändigte Kühleborn ganz
unverholen an, seine hier eingreifende Macht
zu zeigen. Es blieben zwar blos Neckereien,
weil Undine oftmals in die empörten Wellen
oder in die hemmenden Winde hineinschalt, und
sich dann die Gewalt des Feindseeligen augen-
blicklich in Demuth ergab; aber wieder kamen
die Angriffe, und wieder brauchte es der Mah-
nung Undinens, so daß die Lustigkeit der kleinen
Reisegesellschaft eine gänzliche Störung erlitt.
Dabei zischelten sich noch immer die Fährleute
zagend in die Ohren, und sahen mistrauisch
auf die drei Herrschaften, deren Diener selbsten
mehr und mehr etwas Unheimliches zu ahnen
begannen, und ihre Gebieter mit seltsamen
Blicken verfolgten. Huldbrand sagte öfters bei
sich im stillen Gemüthe: das kommt davon,
wenn Gleich sich nicht zu Gleich gesellt, wenn
Mensch und Meerfräulein ein wunderliches
Bündniß schließen. -- Sich entschuldigend, wie
wir es denn überhaupt lieben, dachte er freilich
oftmals dabei: ich hab' es ja nicht gewußt, daß

hatten, ſing der ungebaͤndigte Kuͤhleborn ganz
unverholen an, ſeine hier eingreifende Macht
zu zeigen. Es blieben zwar blos Neckereien,
weil Undine oftmals in die empoͤrten Wellen
oder in die hemmenden Winde hineinſchalt, und
ſich dann die Gewalt des Feindſeeligen augen-
blicklich in Demuth ergab; aber wieder kamen
die Angriffe, und wieder brauchte es der Mah-
nung Undinens, ſo daß die Luſtigkeit der kleinen
Reiſegeſellſchaft eine gaͤnzliche Stoͤrung erlitt.
Dabei ziſchelten ſich noch immer die Faͤhrleute
zagend in die Ohren, und ſahen mistrauiſch
auf die drei Herrſchaften, deren Diener ſelbſten
mehr und mehr etwas Unheimliches zu ahnen
begannen, und ihre Gebieter mit ſeltſamen
Blicken verfolgten. Huldbrand ſagte oͤfters bei
ſich im ſtillen Gemuͤthe: das kommt davon,
wenn Gleich ſich nicht zu Gleich geſellt, wenn
Menſch und Meerfraͤulein ein wunderliches
Buͤndniß ſchließen. — Sich entſchuldigend, wie
wir es denn uͤberhaupt lieben, dachte er freilich
oftmals dabei: ich hab’ es ja nicht gewußt, daß

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[155/0169] hatten, ſing der ungebaͤndigte Kuͤhleborn ganz unverholen an, ſeine hier eingreifende Macht zu zeigen. Es blieben zwar blos Neckereien, weil Undine oftmals in die empoͤrten Wellen oder in die hemmenden Winde hineinſchalt, und ſich dann die Gewalt des Feindſeeligen augen- blicklich in Demuth ergab; aber wieder kamen die Angriffe, und wieder brauchte es der Mah- nung Undinens, ſo daß die Luſtigkeit der kleinen Reiſegeſellſchaft eine gaͤnzliche Stoͤrung erlitt. Dabei ziſchelten ſich noch immer die Faͤhrleute zagend in die Ohren, und ſahen mistrauiſch auf die drei Herrſchaften, deren Diener ſelbſten mehr und mehr etwas Unheimliches zu ahnen begannen, und ihre Gebieter mit ſeltſamen Blicken verfolgten. Huldbrand ſagte oͤfters bei ſich im ſtillen Gemuͤthe: das kommt davon, wenn Gleich ſich nicht zu Gleich geſellt, wenn Menſch und Meerfraͤulein ein wunderliches Buͤndniß ſchließen. — Sich entſchuldigend, wie wir es denn uͤberhaupt lieben, dachte er freilich oftmals dabei: ich hab’ es ja nicht gewußt, daß

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/169>, abgerufen am 23.11.2024.