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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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seiner Aussage nach, die weichste Baumwolle in
Ballen lag, und so möge er sie bis nach Burg
Ringstetten führen; der Ritter wolle den Zug
zu Pferde begleiten. Aber das Roß schien von
seinem vorigen Toben zu erschöpft, um noch sei-
nen Herrn so weit zu tragen, weshalb diesem
der Kärrner zuredete, mit Bertalden in den
Wagen zu steigen. Das Pferd könne man ja
hinten anbinden. -- Es geht Bergunter, sagte
er, und da wird's meinen Schimmeln leicht. --
Der Ritter nahm dies Erbieten an, er bestieg
mit Bertalden den Wagen, der Hengst folgte
geduldig nach, und rüstig und achtsam schritt der
Fuhrmann beiher.

In der Stille der tiefer dunkelnden Nacht,
aus der das Gewitter immer ferner und schweig-
samer abdonnerte, in dem behaglichen Gefühl
der Sicherheit und des bequemen Fortkommens,
entspann sich zwischen Huldbrand und Bertalda
ein trauliches Gespräch. Mit schmeichelnden
Worten schalt er sie um ihr trotziges Flüchten;
mit Demuth und Rührung entschuldigte sie sich,

K 2

ſeiner Ausſage nach, die weichſte Baumwolle in
Ballen lag, und ſo moͤge er ſie bis nach Burg
Ringſtetten fuͤhren; der Ritter wolle den Zug
zu Pferde begleiten. Aber das Roß ſchien von
ſeinem vorigen Toben zu erſchoͤpft, um noch ſei-
nen Herrn ſo weit zu tragen, weshalb dieſem
der Kaͤrrner zuredete, mit Bertalden in den
Wagen zu ſteigen. Das Pferd koͤnne man ja
hinten anbinden. — Es geht Bergunter, ſagte
er, und da wird’s meinen Schimmeln leicht. —
Der Ritter nahm dies Erbieten an, er beſtieg
mit Bertalden den Wagen, der Hengſt folgte
geduldig nach, und ruͤſtig und achtſam ſchritt der
Fuhrmann beiher.

In der Stille der tiefer dunkelnden Nacht,
aus der das Gewitter immer ferner und ſchweig-
ſamer abdonnerte, in dem behaglichen Gefuͤhl
der Sicherheit und des bequemen Fortkommens,
entſpann ſich zwiſchen Huldbrand und Bertalda
ein trauliches Geſpraͤch. Mit ſchmeichelnden
Worten ſchalt er ſie um ihr trotziges Fluͤchten;
mit Demuth und Ruͤhrung entſchuldigte ſie ſich,

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[147/0161] ſeiner Ausſage nach, die weichſte Baumwolle in Ballen lag, und ſo moͤge er ſie bis nach Burg Ringſtetten fuͤhren; der Ritter wolle den Zug zu Pferde begleiten. Aber das Roß ſchien von ſeinem vorigen Toben zu erſchoͤpft, um noch ſei- nen Herrn ſo weit zu tragen, weshalb dieſem der Kaͤrrner zuredete, mit Bertalden in den Wagen zu ſteigen. Das Pferd koͤnne man ja hinten anbinden. — Es geht Bergunter, ſagte er, und da wird’s meinen Schimmeln leicht. — Der Ritter nahm dies Erbieten an, er beſtieg mit Bertalden den Wagen, der Hengſt folgte geduldig nach, und ruͤſtig und achtſam ſchritt der Fuhrmann beiher. In der Stille der tiefer dunkelnden Nacht, aus der das Gewitter immer ferner und ſchweig- ſamer abdonnerte, in dem behaglichen Gefuͤhl der Sicherheit und des bequemen Fortkommens, entſpann ſich zwiſchen Huldbrand und Bertalda ein trauliches Geſpraͤch. Mit ſchmeichelnden Worten ſchalt er ſie um ihr trotziges Fluͤchten; mit Demuth und Ruͤhrung entſchuldigte ſie ſich, K 2

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/161>, abgerufen am 04.05.2024.