Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

Bild:
<< vorherige Seite

ihres Herrn standen die gehorsamen Schimmel.
Er kam gegen den Ritter heran, und half ihm,
das schäumende Thier bändigen. -- Ich merke
wohl, sagte er dabei, was der Bestie fehlt. Als
ich zuerst durch diese Gegend zog, ging es mei-
nen Pferden nicht besser. Das macht, hier
wohnt ein böser Wassernix, der an solchen Nek-
kereien Lust hat. Aber ich hab' ein Sprüchlein
gelernt; wenn Ihr mir vergönnen wolltet, dem
Rosse das in's Ohr zu sagen, so sollt' es gleich
so ruhig stehn, wie meine Schimmel da. --
Versucht Eu'r Heil, und helft nur bald! schrie
der ungeduldige Ritter. Da bog der Fuhrmann
den Kopf des bäumenden Pferdes zu sich herun-
ter, und sagte ihm einige Worte in's Ohr.
Augenblicklich stand der Hengst gezähmt und
friedlich still, und nur sein erhitztes Keuchen und
Dampfen zeugte noch von der vorherigen Un-
bändigkeit. Es war nicht viel Zeit für Huld-
branden, lange zu fragen, wie dies zugegangen
sei. Er ward mit dem Kärrner einig, daß er
Bertalden auf den Wagen nehmen solle, wo,

ihres Herrn ſtanden die gehorſamen Schimmel.
Er kam gegen den Ritter heran, und half ihm,
das ſchaͤumende Thier baͤndigen. — Ich merke
wohl, ſagte er dabei, was der Beſtie fehlt. Als
ich zuerſt durch dieſe Gegend zog, ging es mei-
nen Pferden nicht beſſer. Das macht, hier
wohnt ein boͤſer Waſſernix, der an ſolchen Nek-
kereien Luſt hat. Aber ich hab’ ein Spruͤchlein
gelernt; wenn Ihr mir vergoͤnnen wolltet, dem
Roſſe das in’s Ohr zu ſagen, ſo ſollt’ es gleich
ſo ruhig ſtehn, wie meine Schimmel da. —
Verſucht Eu’r Heil, und helft nur bald! ſchrie
der ungeduldige Ritter. Da bog der Fuhrmann
den Kopf des baͤumenden Pferdes zu ſich herun-
ter, und ſagte ihm einige Worte in’s Ohr.
Augenblicklich ſtand der Hengſt gezaͤhmt und
friedlich ſtill, und nur ſein erhitztes Keuchen und
Dampfen zeugte noch von der vorherigen Un-
baͤndigkeit. Es war nicht viel Zeit fuͤr Huld-
branden, lange zu fragen, wie dies zugegangen
ſei. Er ward mit dem Kaͤrrner einig, daß er
Bertalden auf den Wagen nehmen ſolle, wo,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0160" n="146"/>
ihres Herrn &#x017F;tanden die gehor&#x017F;amen Schimmel.<lb/>
Er kam gegen den Ritter heran, und half ihm,<lb/>
das &#x017F;cha&#x0364;umende Thier ba&#x0364;ndigen. &#x2014; Ich merke<lb/>
wohl, &#x017F;agte er dabei, was der Be&#x017F;tie fehlt. Als<lb/>
ich zuer&#x017F;t durch die&#x017F;e Gegend zog, ging es mei-<lb/>
nen Pferden nicht be&#x017F;&#x017F;er. Das macht, hier<lb/>
wohnt ein bo&#x0364;&#x017F;er Wa&#x017F;&#x017F;ernix, der an &#x017F;olchen Nek-<lb/>
kereien Lu&#x017F;t hat. Aber ich hab&#x2019; ein Spru&#x0364;chlein<lb/>
gelernt; wenn Ihr mir vergo&#x0364;nnen wolltet, dem<lb/>
Ro&#x017F;&#x017F;e das in&#x2019;s Ohr zu &#x017F;agen, &#x017F;o &#x017F;ollt&#x2019; es gleich<lb/>
&#x017F;o ruhig &#x017F;tehn, wie meine Schimmel da. &#x2014;<lb/>
Ver&#x017F;ucht Eu&#x2019;r Heil, und helft nur bald! &#x017F;chrie<lb/>
der ungeduldige Ritter. Da bog der Fuhrmann<lb/>
den Kopf des ba&#x0364;umenden Pferdes zu &#x017F;ich herun-<lb/>
ter, und &#x017F;agte ihm einige Worte in&#x2019;s Ohr.<lb/>
Augenblicklich &#x017F;tand der Heng&#x017F;t geza&#x0364;hmt und<lb/>
friedlich &#x017F;till, und nur &#x017F;ein erhitztes Keuchen und<lb/>
Dampfen zeugte noch von der vorherigen Un-<lb/>
ba&#x0364;ndigkeit. Es war nicht viel Zeit fu&#x0364;r Huld-<lb/>
branden, lange zu fragen, wie dies zugegangen<lb/>
&#x017F;ei. Er ward mit dem Ka&#x0364;rrner einig, daß er<lb/>
Bertalden auf den Wagen nehmen &#x017F;olle, wo,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0160] ihres Herrn ſtanden die gehorſamen Schimmel. Er kam gegen den Ritter heran, und half ihm, das ſchaͤumende Thier baͤndigen. — Ich merke wohl, ſagte er dabei, was der Beſtie fehlt. Als ich zuerſt durch dieſe Gegend zog, ging es mei- nen Pferden nicht beſſer. Das macht, hier wohnt ein boͤſer Waſſernix, der an ſolchen Nek- kereien Luſt hat. Aber ich hab’ ein Spruͤchlein gelernt; wenn Ihr mir vergoͤnnen wolltet, dem Roſſe das in’s Ohr zu ſagen, ſo ſollt’ es gleich ſo ruhig ſtehn, wie meine Schimmel da. — Verſucht Eu’r Heil, und helft nur bald! ſchrie der ungeduldige Ritter. Da bog der Fuhrmann den Kopf des baͤumenden Pferdes zu ſich herun- ter, und ſagte ihm einige Worte in’s Ohr. Augenblicklich ſtand der Hengſt gezaͤhmt und friedlich ſtill, und nur ſein erhitztes Keuchen und Dampfen zeugte noch von der vorherigen Un- baͤndigkeit. Es war nicht viel Zeit fuͤr Huld- branden, lange zu fragen, wie dies zugegangen ſei. Er ward mit dem Kaͤrrner einig, daß er Bertalden auf den Wagen nehmen ſolle, wo,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/160
Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/160>, abgerufen am 28.11.2024.