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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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und aus Allem, was sie sprach, leuchtete es her-
vor, gleich einer Lampe, die dem Geliebten zwi-
schen Nacht und Geheimniß kund giebt, die Ge-
liebte harre noch sein. Der Ritter fühlte den
Sinn dieser Reden weit mehr, als daß er auf
die Bedeutung der Worte Acht gegeben hätte,
und antwortete auch einzig auf jenen. Da rief
der Fuhrmann plötzlich mit kreischender Stimme:
hoch, Ihr Schimmel! Hoch den Fuß! Nehmt
Euch zusammen, Schimmel! Denkt hübsch, was
Ihr seid! -- Der Ritter beugte sich aus dem
Wagen, und sah, wie die Pferde mitten im
schäumenden Wasser dahin schritten, oder fast
schon schwammen, des Wagens Räder wie Müh-
lenräder blinkten und rauschten, der Kärrner vor
der wachsenden Fluth auf das Fuhrwerk gestie-
gen war. -- Was soll das für ein Weg sein?
Der geht ja mitten in den Strom! rief Huld-
brand seinem Führer zu. -- Nein, Herr, lachte
dieser zurück; es ist grad' umgekehrt. Der
Strom geht mitten in unsern Weg. Seht Euch
nur um, wie Alles übergetreten ist.


und aus Allem, was ſie ſprach, leuchtete es her-
vor, gleich einer Lampe, die dem Geliebten zwi-
ſchen Nacht und Geheimniß kund giebt, die Ge-
liebte harre noch ſein. Der Ritter fuͤhlte den
Sinn dieſer Reden weit mehr, als daß er auf
die Bedeutung der Worte Acht gegeben haͤtte,
und antwortete auch einzig auf jenen. Da rief
der Fuhrmann ploͤtzlich mit kreiſchender Stimme:
hoch, Ihr Schimmel! Hoch den Fuß! Nehmt
Euch zuſammen, Schimmel! Denkt huͤbſch, was
Ihr ſeid! — Der Ritter beugte ſich aus dem
Wagen, und ſah, wie die Pferde mitten im
ſchaͤumenden Waſſer dahin ſchritten, oder faſt
ſchon ſchwammen, des Wagens Raͤder wie Muͤh-
lenraͤder blinkten und rauſchten, der Kaͤrrner vor
der wachſenden Fluth auf das Fuhrwerk geſtie-
gen war. — Was ſoll das fuͤr ein Weg ſein?
Der geht ja mitten in den Strom! rief Huld-
brand ſeinem Fuͤhrer zu. — Nein, Herr, lachte
dieſer zuruͤck; es iſt grad’ umgekehrt. Der
Strom geht mitten in unſern Weg. Seht Euch
nur um, wie Alles uͤbergetreten iſt.


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[148/0162] und aus Allem, was ſie ſprach, leuchtete es her- vor, gleich einer Lampe, die dem Geliebten zwi- ſchen Nacht und Geheimniß kund giebt, die Ge- liebte harre noch ſein. Der Ritter fuͤhlte den Sinn dieſer Reden weit mehr, als daß er auf die Bedeutung der Worte Acht gegeben haͤtte, und antwortete auch einzig auf jenen. Da rief der Fuhrmann ploͤtzlich mit kreiſchender Stimme: hoch, Ihr Schimmel! Hoch den Fuß! Nehmt Euch zuſammen, Schimmel! Denkt huͤbſch, was Ihr ſeid! — Der Ritter beugte ſich aus dem Wagen, und ſah, wie die Pferde mitten im ſchaͤumenden Waſſer dahin ſchritten, oder faſt ſchon ſchwammen, des Wagens Raͤder wie Muͤh- lenraͤder blinkten und rauſchten, der Kaͤrrner vor der wachſenden Fluth auf das Fuhrwerk geſtie- gen war. — Was ſoll das fuͤr ein Weg ſein? Der geht ja mitten in den Strom! rief Huld- brand ſeinem Fuͤhrer zu. — Nein, Herr, lachte dieſer zuruͤck; es iſt grad’ umgekehrt. Der Strom geht mitten in unſern Weg. Seht Euch nur um, wie Alles uͤbergetreten iſt.

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/162>, abgerufen am 28.11.2024.