Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.schmerzlichen Thränenstrom, und gleichfalls bit- ſchmerzlichen Thraͤnenſtrom, und gleichfalls bit- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0134" n="120"/> ſchmerzlichen Thraͤnenſtrom, und gleichfalls bit-<lb/> terlich weinend fiel ihr Undine um den Hals.<lb/> Es dauerte lange, bis die tiefgeruͤhrte Frau ein<lb/> Wort hervorbringen konnte; dann aber ſagte<lb/> ſie: Du ſollſt ja mit uns nach Ringſtetten; es<lb/> ſoll ja Alles bleiben, wie es fruͤher abgeredet<lb/> war; nur nenne mich wieder Du, und nicht<lb/> mehr Dame und edle Frau. Sieh’, wir wur-<lb/> den als Kinder mit einander vertauſcht; da<lb/> ſchon verzweigte ſich unſer Geſchick, und wir<lb/> wollen es fuͤrder ſo innig verzweigen, daß es<lb/> keine menſchliche Gewalt zu trennen im Stand<lb/> ſein ſoll. Nur erſt mit uns nach Ringſtetten.<lb/> Wie wir als Schweſtern mit einander theilen<lb/> wollen, beſprechen wir dort. — Bertalda ſah<lb/> ſcheu nach Huldbrand empor. Ihn jammerte<lb/> des ſchoͤnen, bedraͤngten Maͤgdleins; er bot<lb/> ihr die Hand, und redete ihr koſend zu, ſich<lb/> ihm und ſeiner Gattin anzuvertrau’n. — Eu-<lb/> ern Aeltern, ſagte er, ſchicken wir Bothſchaft,<lb/> warum ihr nicht gekommen ſeid; — und noch<lb/> Manches wollte er wegen der guten Fiſchers-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [120/0134]
ſchmerzlichen Thraͤnenſtrom, und gleichfalls bit-
terlich weinend fiel ihr Undine um den Hals.
Es dauerte lange, bis die tiefgeruͤhrte Frau ein
Wort hervorbringen konnte; dann aber ſagte
ſie: Du ſollſt ja mit uns nach Ringſtetten; es
ſoll ja Alles bleiben, wie es fruͤher abgeredet
war; nur nenne mich wieder Du, und nicht
mehr Dame und edle Frau. Sieh’, wir wur-
den als Kinder mit einander vertauſcht; da
ſchon verzweigte ſich unſer Geſchick, und wir
wollen es fuͤrder ſo innig verzweigen, daß es
keine menſchliche Gewalt zu trennen im Stand
ſein ſoll. Nur erſt mit uns nach Ringſtetten.
Wie wir als Schweſtern mit einander theilen
wollen, beſprechen wir dort. — Bertalda ſah
ſcheu nach Huldbrand empor. Ihn jammerte
des ſchoͤnen, bedraͤngten Maͤgdleins; er bot
ihr die Hand, und redete ihr koſend zu, ſich
ihm und ſeiner Gattin anzuvertrau’n. — Eu-
ern Aeltern, ſagte er, ſchicken wir Bothſchaft,
warum ihr nicht gekommen ſeid; — und noch
Manches wollte er wegen der guten Fiſchers-
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