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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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ob Du Dir etwas aus uns machst. Aber kom-
me mir nicht, wie ein Fräulein; wie eine Fi-
scherdirne komm'! -- Da will ich denn thun,
wie er gesagt hat, denn von aller Welt bin ich
verlaßen, und will als ein armes Fischerkind
bei den ärmlichen Aeltern einsam leben und ster-
ben. Vor dem Wald graut es mich freilich sehr.
Es sollen abscheuliche Gespenster drinnen hausen,
und ich bin so furchtsam. Aber was hilft's? --
Hierher kam ich nur noch, um bei der edlen
Frau von Ringstetten Verzeihung dafür zu erfle-
hen, daß ich mich Gestern so ungebührlich erzeigte.
Ich fühle wohl, Ihr habt es gut gemeint, hol-
de Dame, aber Ihr wußtet nicht, wie Ihr mich
verletzen würdet, und da strömte mir denn in
der Angst und Ueberraschung gar manch unsin-
nig verwegnes Wort über die Lippen. Ach ver-
zeiht, verzeiht! Ich bin ja so unglücklich schon.
Denkt nur selbsten, was ich noch Gestern in
der Frühe war, noch Gestern zu Anfang Eures
Festes, und was nun Heut! --

Die Worte gingen ihr unter in einem

ob Du Dir etwas aus uns machſt. Aber kom-
me mir nicht, wie ein Fraͤulein; wie eine Fi-
ſcherdirne komm’! — Da will ich denn thun,
wie er geſagt hat, denn von aller Welt bin ich
verlaßen, und will als ein armes Fiſcherkind
bei den aͤrmlichen Aeltern einſam leben und ſter-
ben. Vor dem Wald graut es mich freilich ſehr.
Es ſollen abſcheuliche Geſpenſter drinnen hauſen,
und ich bin ſo furchtſam. Aber was hilft’s? —
Hierher kam ich nur noch, um bei der edlen
Frau von Ringſtetten Verzeihung dafuͤr zu erfle-
hen, daß ich mich Geſtern ſo ungebuͤhrlich erzeigte.
Ich fuͤhle wohl, Ihr habt es gut gemeint, hol-
de Dame, aber Ihr wußtet nicht, wie Ihr mich
verletzen wuͤrdet, und da ſtroͤmte mir denn in
der Angſt und Ueberraſchung gar manch unſin-
nig verwegnes Wort uͤber die Lippen. Ach ver-
zeiht, verzeiht! Ich bin ja ſo ungluͤcklich ſchon.
Denkt nur ſelbſten, was ich noch Geſtern in
der Fruͤhe war, noch Geſtern zu Anfang Eures
Feſtes, und was nun Heut! —

Die Worte gingen ihr unter in einem

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[119/0133] ob Du Dir etwas aus uns machſt. Aber kom- me mir nicht, wie ein Fraͤulein; wie eine Fi- ſcherdirne komm’! — Da will ich denn thun, wie er geſagt hat, denn von aller Welt bin ich verlaßen, und will als ein armes Fiſcherkind bei den aͤrmlichen Aeltern einſam leben und ſter- ben. Vor dem Wald graut es mich freilich ſehr. Es ſollen abſcheuliche Geſpenſter drinnen hauſen, und ich bin ſo furchtſam. Aber was hilft’s? — Hierher kam ich nur noch, um bei der edlen Frau von Ringſtetten Verzeihung dafuͤr zu erfle- hen, daß ich mich Geſtern ſo ungebuͤhrlich erzeigte. Ich fuͤhle wohl, Ihr habt es gut gemeint, hol- de Dame, aber Ihr wußtet nicht, wie Ihr mich verletzen wuͤrdet, und da ſtroͤmte mir denn in der Angſt und Ueberraſchung gar manch unſin- nig verwegnes Wort uͤber die Lippen. Ach ver- zeiht, verzeiht! Ich bin ja ſo ungluͤcklich ſchon. Denkt nur ſelbſten, was ich noch Geſtern in der Fruͤhe war, noch Geſtern zu Anfang Eures Feſtes, und was nun Heut! — Die Worte gingen ihr unter in einem

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/133>, abgerufen am 26.11.2024.