rath habt Ihr denn gethan, daß Ihr Eure Verwandten nicht mehr kennt? Wißt Ihr denn nicht vom Oheim Kühleborn, der Euch auf sei- nem Rücken so treu in diese Gegend trug? -- Ich bitte Euch aber, entgegnete Undine, daß Ihr Euch nicht wieder vor mir sehn laßt. Jetzt fürcht' ich Euch; und soll mein Mann mich scheuen lernen, wenn er mich in so seltsamer Gesellschaft und Verwandtschaft sieht? -- Nicht- chen, sagte Kühleborn, Ihr müßt nicht vergessen, daß ich hier zum Geleiter bei Euch bin; die spukenden Erdgeister möchten sonst dummen Spaß mit Euch treiben. Laßt mich also doch immer ruhig mitgehn; der alte Priester dort wußte sich übrigens meiner besser zu erinnern, als Ihr es zu thun scheint, denn er versicherte vorhin, ich käme ihm sehr bekannt vor und ich müsse wohl mit im Nachen gewesen sein, auf dem er in's Wasser fiel. Das war ich auch freilich, denn ich war just die Wasserhose, die ihn herausriß, und schwemmte ihn hernach zu Deiner Trauung vollends an's Land.
rath habt Ihr denn gethan, daß Ihr Eure Verwandten nicht mehr kennt? Wißt Ihr denn nicht vom Oheim Kuͤhleborn, der Euch auf ſei- nem Ruͤcken ſo treu in dieſe Gegend trug? — Ich bitte Euch aber, entgegnete Undine, daß Ihr Euch nicht wieder vor mir ſehn laßt. Jetzt fuͤrcht’ ich Euch; und ſoll mein Mann mich ſcheuen lernen, wenn er mich in ſo ſeltſamer Geſellſchaft und Verwandtſchaft ſieht? — Nicht- chen, ſagte Kuͤhleborn, Ihr muͤßt nicht vergeſſen, daß ich hier zum Geleiter bei Euch bin; die ſpukenden Erdgeiſter moͤchten ſonſt dummen Spaß mit Euch treiben. Laßt mich alſo doch immer ruhig mitgehn; der alte Prieſter dort wußte ſich uͤbrigens meiner beſſer zu erinnern, als Ihr es zu thun ſcheint, denn er verſicherte vorhin, ich kaͤme ihm ſehr bekannt vor und ich muͤſſe wohl mit im Nachen geweſen ſein, auf dem er in’s Waſſer fiel. Das war ich auch freilich, denn ich war juſt die Waſſerhoſe, die ihn herausriß, und ſchwemmte ihn hernach zu Deiner Trauung vollends an’s Land.
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rath habt Ihr denn gethan, daß Ihr Eure
Verwandten nicht mehr kennt? Wißt Ihr denn
nicht vom Oheim Kuͤhleborn, der Euch auf ſei-
nem Ruͤcken ſo treu in dieſe Gegend trug? —
Ich bitte Euch aber, entgegnete Undine, daß
Ihr Euch nicht wieder vor mir ſehn laßt. Jetzt
fuͤrcht’ ich Euch; und ſoll mein Mann mich
ſcheuen lernen, wenn er mich in ſo ſeltſamer
Geſellſchaft und Verwandtſchaft ſieht? — Nicht-
chen, ſagte Kuͤhleborn, Ihr muͤßt nicht vergeſſen,
daß ich hier zum Geleiter bei Euch bin; die
ſpukenden Erdgeiſter moͤchten ſonſt dummen Spaß
mit Euch treiben. Laßt mich alſo doch immer
ruhig mitgehn; der alte Prieſter dort wußte ſich
uͤbrigens meiner beſſer zu erinnern, als Ihr es
zu thun ſcheint, denn er verſicherte vorhin, ich
kaͤme ihm ſehr bekannt vor und ich muͤſſe wohl
mit im Nachen geweſen ſein, auf dem er in’s
Waſſer fiel. Das war ich auch freilich, denn
ich war juſt die Waſſerhoſe, die ihn herausriß,
und ſchwemmte ihn hernach zu Deiner Trauung
vollends an’s Land.
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/108>, abgerufen am 23.07.2024.
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