Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

den Fingern hin und her werfend. Als der Köhler zuerst mit Frau und Kind herantrat, stand der Mann höflich grüßend von seinem Sitze auf, doch plötzlich ward sein Gesicht hell wie die Freude, und ein Zug weichen Mitleids um den Mund, sagte was in seinem Herzen vorging. Er nahm den Knaben auf den Arm, hertzte und küßte ihn, streichelte der Köhlerin blasse Wange, und eilte, nach einer flüchtigen Unterredung, dem Marquis, voll Bereitwilligkeit, ihn und die Seinen aufzunehmen, entgegen. Es bedurfte wenig Worte, um daß alle befreundet in das Haus traten. Auch Felicitas, die Hausfrau, zeigte sich wohlmeinend; und gewohnt, die geschäftigen Hände flink zu rühren, hatte sie alles bald angeordnet, Zimmer geräumt, jeden seinen Platz angewiesen, Erfrischungen herbeigeschafft; und wohl fühlend, daß Ruhe das Nothwendigste sei, was die armen Erschöpften bedürften, diese im Hause geboten, und sich mit den Ihren zurückgezogen.

Es gab auch wirklich Niemand unter ihnen, welcher den Schlaf nicht gesucht und gefunden hätte. Er legte sich besonders den beiden Schwestern so bleiern auf Auge und Bewußtsein, daß andern Tages beider Erwachen recht beklemmend war. Das ungewohnte Zimmer, das fremde Bett, die eigens dem Bedarf angepaßten bürgerlichen

den Fingern hin und her werfend. Als der Köhler zuerst mit Frau und Kind herantrat, stand der Mann höflich grüßend von seinem Sitze auf, doch plötzlich ward sein Gesicht hell wie die Freude, und ein Zug weichen Mitleids um den Mund, sagte was in seinem Herzen vorging. Er nahm den Knaben auf den Arm, hertzte und küßte ihn, streichelte der Köhlerin blasse Wange, und eilte, nach einer flüchtigen Unterredung, dem Marquis, voll Bereitwilligkeit, ihn und die Seinen aufzunehmen, entgegen. Es bedurfte wenig Worte, um daß alle befreundet in das Haus traten. Auch Felicitas, die Hausfrau, zeigte sich wohlmeinend; und gewohnt, die geschäftigen Hände flink zu rühren, hatte sie alles bald angeordnet, Zimmer geräumt, jeden seinen Platz angewiesen, Erfrischungen herbeigeschafft; und wohl fühlend, daß Ruhe das Nothwendigste sei, was die armen Erschöpften bedürften, diese im Hause geboten, und sich mit den Ihren zurückgezogen.

Es gab auch wirklich Niemand unter ihnen, welcher den Schlaf nicht gesucht und gefunden hätte. Er legte sich besonders den beiden Schwestern so bleiern auf Auge und Bewußtsein, daß andern Tages beider Erwachen recht beklemmend war. Das ungewohnte Zimmer, das fremde Bett, die eigens dem Bedarf angepaßten bürgerlichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0081" n="74"/>
den Fingern hin und her werfend. Als der Köhler zuerst mit Frau und Kind herantrat, stand der Mann höflich grüßend von seinem Sitze auf, doch plötzlich ward sein Gesicht hell wie die Freude, und ein Zug weichen Mitleids um den Mund, sagte was in seinem Herzen vorging. Er nahm den Knaben auf den Arm, hertzte und küßte ihn, streichelte der Köhlerin blasse Wange, und eilte, nach einer flüchtigen Unterredung, dem Marquis, voll Bereitwilligkeit, ihn und die Seinen aufzunehmen, entgegen. Es bedurfte wenig Worte, um daß alle befreundet in das Haus traten. Auch Felicitas, die Hausfrau, zeigte sich wohlmeinend; und gewohnt, die geschäftigen Hände flink zu rühren, hatte sie alles bald angeordnet, Zimmer geräumt, jeden seinen Platz angewiesen, Erfrischungen herbeigeschafft; und wohl fühlend, daß Ruhe das Nothwendigste sei, was die armen Erschöpften bedürften, diese im Hause geboten, und sich mit den Ihren zurückgezogen.</p>
          <p>Es gab auch wirklich Niemand unter ihnen, welcher den Schlaf nicht gesucht und gefunden hätte. Er legte sich besonders den beiden Schwestern so bleiern auf Auge und Bewußtsein, daß andern Tages beider Erwachen recht beklemmend war. Das ungewohnte Zimmer, das fremde Bett, die eigens dem Bedarf angepaßten bürgerlichen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0081] den Fingern hin und her werfend. Als der Köhler zuerst mit Frau und Kind herantrat, stand der Mann höflich grüßend von seinem Sitze auf, doch plötzlich ward sein Gesicht hell wie die Freude, und ein Zug weichen Mitleids um den Mund, sagte was in seinem Herzen vorging. Er nahm den Knaben auf den Arm, hertzte und küßte ihn, streichelte der Köhlerin blasse Wange, und eilte, nach einer flüchtigen Unterredung, dem Marquis, voll Bereitwilligkeit, ihn und die Seinen aufzunehmen, entgegen. Es bedurfte wenig Worte, um daß alle befreundet in das Haus traten. Auch Felicitas, die Hausfrau, zeigte sich wohlmeinend; und gewohnt, die geschäftigen Hände flink zu rühren, hatte sie alles bald angeordnet, Zimmer geräumt, jeden seinen Platz angewiesen, Erfrischungen herbeigeschafft; und wohl fühlend, daß Ruhe das Nothwendigste sei, was die armen Erschöpften bedürften, diese im Hause geboten, und sich mit den Ihren zurückgezogen. Es gab auch wirklich Niemand unter ihnen, welcher den Schlaf nicht gesucht und gefunden hätte. Er legte sich besonders den beiden Schwestern so bleiern auf Auge und Bewußtsein, daß andern Tages beider Erwachen recht beklemmend war. Das ungewohnte Zimmer, das fremde Bett, die eigens dem Bedarf angepaßten bürgerlichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T15:02:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T15:02:16Z)
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T15:02:16Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/81
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/81>, abgerufen am 23.11.2024.