solch' unnatürliches Gebot wäre durch nichts zu rechtfertigen. Und dennoch schwankt die Meinung zwischen Ueber- und Unterschätzen dessen, was wir Talente nennen.
Wenn man von einer Seite jenen ar- tigen Fertigkeiten einen Werth beilegt, als seien sie ausreichend, die Bestimmung, eines ganzen Dasein zu füllen, und so wenig Um- stände mit dem Begriff, wie mit dem Na- men Kunst macht, daß selbst die Gaukeleien der Mode in dies Gebiet gezogen werden, so fahren Andre wieder höhnend und sehr un- barmherzig über jeden Versuch schuldloser Kunsttändeleien hin, wollen sie in keiner Art gelten lassen, und beweisen, daß es damit nichts sei, als Wahn und Blendwerk.
Es ist vielleicht die Schuld der Erstern, wenn es diese allzuhoch nehmen.
Nichts wirft so augenblicklich auf die entgegengesetzte Seite, als Uebertreibung, und namentlich vornehmes Prunken mit Ga- ben und Richtungen, welche Eitelkeit sich selbst andichtete.
Es herrscht im Allgemeinen der stille
ſolch’ unnatuͤrliches Gebot waͤre durch nichts zu rechtfertigen. Und dennoch ſchwankt die Meinung zwiſchen Ueber- und Unterſchaͤtzen deſſen, was wir Talente nennen.
Wenn man von einer Seite jenen ar- tigen Fertigkeiten einen Werth beilegt, als ſeien ſie ausreichend, die Beſtimmung, eines ganzen Daſein zu fuͤllen, und ſo wenig Um- ſtaͤnde mit dem Begriff, wie mit dem Na- men Kunſt macht, daß ſelbſt die Gaukeleien der Mode in dies Gebiet gezogen werden, ſo fahren Andre wieder hoͤhnend und ſehr un- barmherzig uͤber jeden Verſuch ſchuldloſer Kunſttaͤndeleien hin, wollen ſie in keiner Art gelten laſſen, und beweiſen, daß es damit nichts ſei, als Wahn und Blendwerk.
Es iſt vielleicht die Schuld der Erſtern, wenn es dieſe allzuhoch nehmen.
Nichts wirft ſo augenblicklich auf die entgegengeſetzte Seite, als Uebertreibung, und namentlich vornehmes Prunken mit Ga- ben und Richtungen, welche Eitelkeit ſich ſelbſt andichtete.
Es herrſcht im Allgemeinen der ſtille
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ſolch’ unnatuͤrliches Gebot waͤre durch nichts
zu rechtfertigen. Und dennoch ſchwankt die
Meinung zwiſchen Ueber- und Unterſchaͤtzen
deſſen, was wir Talente nennen.
Wenn man von einer Seite jenen ar-
tigen Fertigkeiten einen Werth beilegt, als
ſeien ſie ausreichend, die Beſtimmung, eines
ganzen Daſein zu fuͤllen, und ſo wenig Um-
ſtaͤnde mit dem Begriff, wie mit dem Na-
men Kunſt macht, daß ſelbſt die Gaukeleien
der Mode in dies Gebiet gezogen werden, ſo
fahren Andre wieder hoͤhnend und ſehr un-
barmherzig uͤber jeden Verſuch ſchuldloſer
Kunſttaͤndeleien hin, wollen ſie in keiner Art
gelten laſſen, und beweiſen, daß es damit
nichts ſei, als Wahn und Blendwerk.
Es iſt vielleicht die Schuld der Erſtern,
wenn es dieſe allzuhoch nehmen.
Nichts wirft ſo augenblicklich auf die
entgegengeſetzte Seite, als Uebertreibung,
und namentlich vornehmes Prunken mit Ga-
ben und Richtungen, welche Eitelkeit ſich
ſelbſt andichtete.
Es herrſcht im Allgemeinen der ſtille
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/82>, abgerufen am 27.07.2024.
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