gemüthlichem Wohlsein auch einen inner- lich fortklingenden Nachhall zurücklassen soll.
Alles das, kann man mir einwenden, mag an sich wahr und richtig sein, und wohl lassen sich die Elemente der Conversa- tion auf die Grund-Jdeen des Umganges überhaupt zurückführen, ja vielleicht hier erst vollständig erfassen, allein das richtige Erkennen giebt noch keinesweges Fertigkeit im Thun. Hierzu gehört Uebung. Ein je- der bekommt erst durch Sprechen eine Spra- che. Wie aber erwirbt sich die der Gesell- schaft, da die Gespräche der Kinder und Schulstuben nur wenig hierzu vorbereiten? Und wie handhabt sich das Späterworbene mit der Unbefangenheit natürlichen, ja un- bewußten Eigenthums? Wie kommt überall die Unabsichtlichkeit mit der steten Berück- sichtigung Anderer zurecht? Es scheint wi- dersprechend, sich in Beziehung zu diesen zu setzen und hierbei nur an sie, nicht an sich selbst denken zu dürfen. Wenn das Selbst- vergessen eine Kunst, oder was dasselbe ist, eine andere erhöhte Natur ist, so würden
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gemuͤthlichem Wohlſein auch einen inner- lich fortklingenden Nachhall zuruͤcklaſſen ſoll.
Alles das, kann man mir einwenden, mag an ſich wahr und richtig ſein, und wohl laſſen ſich die Elemente der Converſa- tion auf die Grund-Jdeen des Umganges uͤberhaupt zuruͤckfuͤhren, ja vielleicht hier erſt vollſtaͤndig erfaſſen, allein das richtige Erkennen giebt noch keinesweges Fertigkeit im Thun. Hierzu gehoͤrt Uebung. Ein je- der bekommt erſt durch Sprechen eine Spra- che. Wie aber erwirbt ſich die der Geſell- ſchaft, da die Geſpraͤche der Kinder und Schulſtuben nur wenig hierzu vorbereiten? Und wie handhabt ſich das Spaͤterworbene mit der Unbefangenheit natuͤrlichen, ja un- bewußten Eigenthums? Wie kommt uͤberall die Unabſichtlichkeit mit der ſteten Beruͤck- ſichtigung Anderer zurecht? Es ſcheint wi- derſprechend, ſich in Beziehung zu dieſen zu ſetzen und hierbei nur an ſie, nicht an ſich ſelbſt denken zu duͤrfen. Wenn das Selbſt- vergeſſen eine Kunſt, oder was daſſelbe iſt, eine andere erhoͤhte Natur iſt, ſo wuͤrden
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gemuͤthlichem Wohlſein auch einen inner-
lich fortklingenden Nachhall zuruͤcklaſſen ſoll.
Alles das, kann man mir einwenden,
mag an ſich wahr und richtig ſein, und
wohl laſſen ſich die Elemente der Converſa-
tion auf die Grund-Jdeen des Umganges
uͤberhaupt zuruͤckfuͤhren, ja vielleicht hier
erſt vollſtaͤndig erfaſſen, allein das richtige
Erkennen giebt noch keinesweges Fertigkeit
im Thun. Hierzu gehoͤrt Uebung. Ein je-
der bekommt erſt durch Sprechen eine Spra-
che. Wie aber erwirbt ſich die der Geſell-
ſchaft, da die Geſpraͤche der Kinder und
Schulſtuben nur wenig hierzu vorbereiten?
Und wie handhabt ſich das Spaͤterworbene
mit der Unbefangenheit natuͤrlichen, ja un-
bewußten Eigenthums? Wie kommt uͤberall
die Unabſichtlichkeit mit der ſteten Beruͤck-
ſichtigung Anderer zurecht? Es ſcheint wi-
derſprechend, ſich in Beziehung zu dieſen zu
ſetzen und hierbei nur an ſie, nicht an ſich
ſelbſt denken zu duͤrfen. Wenn das Selbſt-
vergeſſen eine Kunſt, oder was daſſelbe iſt,
eine andere erhoͤhte Natur iſt, ſo wuͤrden
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/53>, abgerufen am 27.07.2024.
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