nur zu. Die gepriesene Natürlichkeit macht die unausstehlichsten Tyrannen der Gesell- schaft.
Also widernatürliches Anerzie- hen täuschender Aeußerlichkeiten, könnte hierauf eingewandt werden, darauf käme es bei dem an, was man gesellige Bildung nennt?
Es klingt so; aber es ist nicht so.
Freilich läßt es sich nicht läugnen, ohne Erziehung gibt es keine Wohlgezogenheit. Und eben so, ohne Zwang gibt es keine bes- sere Natur. Das Gesetz muß in Ueberein- stimmung bringen, was die Willkühr zer- stückelt hat.
Wie aber, mag sich, von diesem Grund- satze ausgehend, noch irgendwo Unbefangen- heit, freie, innere Bestimmung, absichtsloses Denken und Empfinden retten, wenn Alles im Leben Gebot wird? und was schwatzt man noch von Unbewußtheit, von natürli- cher Hingebung, von jenem unwillkührlichen Blitz jugendlicher Sympathie, da der Druck des Gesetzes jedes Entfalten und Erblühen
nur zu. Die geprieſene Natuͤrlichkeit macht die unausſtehlichſten Tyrannen der Geſell- ſchaft.
Alſo widernatuͤrliches Anerzie- hen taͤuſchender Aeußerlichkeiten, koͤnnte hierauf eingewandt werden, darauf kaͤme es bei dem an, was man geſellige Bildung nennt?
Es klingt ſo; aber es iſt nicht ſo.
Freilich laͤßt es ſich nicht laͤugnen, ohne Erziehung gibt es keine Wohlgezogenheit. Und eben ſo, ohne Zwang gibt es keine beſ- ſere Natur. Das Geſetz muß in Ueberein- ſtimmung bringen, was die Willkuͤhr zer- ſtuͤckelt hat.
Wie aber, mag ſich, von dieſem Grund- ſatze ausgehend, noch irgendwo Unbefangen- heit, freie, innere Beſtimmung, abſichtsloſes Denken und Empfinden retten, wenn Alles im Leben Gebot wird? und was ſchwatzt man noch von Unbewußtheit, von natuͤrli- cher Hingebung, von jenem unwillkuͤhrlichen Blitz jugendlicher Sympathie, da der Druck des Geſetzes jedes Entfalten und Erbluͤhen
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nur zu. Die geprieſene Natuͤrlichkeit macht
die unausſtehlichſten Tyrannen der Geſell-
ſchaft.
Alſo widernatuͤrliches Anerzie-
hen taͤuſchender Aeußerlichkeiten,
koͤnnte hierauf eingewandt werden, darauf
kaͤme es bei dem an, was man geſellige
Bildung nennt?
Es klingt ſo; aber es iſt nicht ſo.
Freilich laͤßt es ſich nicht laͤugnen, ohne
Erziehung gibt es keine Wohlgezogenheit.
Und eben ſo, ohne Zwang gibt es keine beſ-
ſere Natur. Das Geſetz muß in Ueberein-
ſtimmung bringen, was die Willkuͤhr zer-
ſtuͤckelt hat.
Wie aber, mag ſich, von dieſem Grund-
ſatze ausgehend, noch irgendwo Unbefangen-
heit, freie, innere Beſtimmung, abſichtsloſes
Denken und Empfinden retten, wenn Alles
im Leben Gebot wird? und was ſchwatzt
man noch von Unbewußtheit, von natuͤrli-
cher Hingebung, von jenem unwillkuͤhrlichen
Blitz jugendlicher Sympathie, da der Druck
des Geſetzes jedes Entfalten und Erbluͤhen
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/31>, abgerufen am 27.07.2024.
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