Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

geselligen Treibens. Umstände, wie äußere
Veranlassungen führen sie wieder und wie-
der zusammen. Sie begegneten sich so oft,
sie glauben den Wink des Geschickes nicht
länger verkennen zu dürfen, sie schließen den
Bund stiller, anspruchloser, ewiger Freund-
schaft. Wie steht von da der Mann, ent-
weder zu der Unvermählten, welche nie sein
werden kann, oder zu der Vermählten, die
schon das Eigenthum eines Andern ist?

Was das Gefühl beschleichen; was
plötzlich in einer Brust da sein kann, ohne
Vorahndung und Bewußtsein, das ist das
Gefahrbringendste von allem Verlockenden
der großen und beschränktern Welt. Hier
gilt kein Bekämpfen und Abwehren. Der
Feind ist da. Jn lässiger Träumerei hat
man ihn kommen sehen, mit ihm verkehrt,
ohne ihn zu erkennen, Es hilft nichts, das
unrechte Wort für die wahre Bedeutung ein-
schwärzen zu wollen. Ueberhaupt ist wenig
mehr vom Willen die Rede. Gewohnheit
sagt man mit Recht, wird zur andern Na-
tur. Man hat sich in ein Gefühl, in einen

geſelligen Treibens. Umſtaͤnde, wie aͤußere
Veranlaſſungen fuͤhren ſie wieder und wie-
der zuſammen. Sie begegneten ſich ſo oft,
ſie glauben den Wink des Geſchickes nicht
laͤnger verkennen zu duͤrfen, ſie ſchließen den
Bund ſtiller, anſpruchloſer, ewiger Freund-
ſchaft. Wie ſteht von da der Mann, ent-
weder zu der Unvermaͤhlten, welche nie ſein
werden kann, oder zu der Vermaͤhlten, die
ſchon das Eigenthum eines Andern iſt?

Was das Gefuͤhl beſchleichen; was
ploͤtzlich in einer Bruſt da ſein kann, ohne
Vorahndung und Bewußtſein, das iſt das
Gefahrbringendſte von allem Verlockenden
der großen und beſchraͤnktern Welt. Hier
gilt kein Bekaͤmpfen und Abwehren. Der
Feind iſt da. Jn laͤſſiger Traͤumerei hat
man ihn kommen ſehen, mit ihm verkehrt,
ohne ihn zu erkennen, Es hilft nichts, das
unrechte Wort fuͤr die wahre Bedeutung ein-
ſchwaͤrzen zu wollen. Ueberhaupt iſt wenig
mehr vom Willen die Rede. Gewohnheit
ſagt man mit Recht, wird zur andern Na-
tur. Man hat ſich in ein Gefuͤhl, in einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0264" n="260"/>
ge&#x017F;elligen Treibens. Um&#x017F;ta&#x0364;nde, wie a&#x0364;ußere<lb/>
Veranla&#x017F;&#x017F;ungen fu&#x0364;hren &#x017F;ie wieder und wie-<lb/>
der zu&#x017F;ammen. Sie begegneten &#x017F;ich &#x017F;o oft,<lb/>
&#x017F;ie glauben den Wink des Ge&#x017F;chickes nicht<lb/>
la&#x0364;nger verkennen zu du&#x0364;rfen, &#x017F;ie &#x017F;chließen den<lb/>
Bund &#x017F;tiller, an&#x017F;pruchlo&#x017F;er, ewiger Freund-<lb/>
&#x017F;chaft. Wie &#x017F;teht von da der Mann, ent-<lb/>
weder zu der Unverma&#x0364;hlten, welche nie &#x017F;ein<lb/>
werden kann, oder zu der Verma&#x0364;hlten, die<lb/>
&#x017F;chon das Eigenthum eines Andern i&#x017F;t?</p><lb/>
          <p>Was das Gefu&#x0364;hl be&#x017F;chleichen; was<lb/>
plo&#x0364;tzlich in einer Bru&#x017F;t <hi rendition="#g">da</hi> &#x017F;ein kann, ohne<lb/>
Vorahndung und Bewußt&#x017F;ein, das i&#x017F;t das<lb/>
Gefahrbringend&#x017F;te von allem Verlockenden<lb/>
der großen und be&#x017F;chra&#x0364;nktern Welt. Hier<lb/>
gilt kein Beka&#x0364;mpfen und Abwehren. Der<lb/>
Feind i&#x017F;t da. Jn la&#x0364;&#x017F;&#x017F;iger Tra&#x0364;umerei hat<lb/>
man ihn kommen &#x017F;ehen, mit ihm verkehrt,<lb/>
ohne ihn zu erkennen, Es hilft nichts, das<lb/>
unrechte Wort fu&#x0364;r die wahre Bedeutung ein-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;rzen zu wollen. Ueberhaupt i&#x017F;t wenig<lb/>
mehr vom Willen die Rede. Gewohnheit<lb/>
&#x017F;agt man mit Recht, wird zur andern Na-<lb/>
tur. Man hat &#x017F;ich in ein Gefu&#x0364;hl, in einen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0264] geſelligen Treibens. Umſtaͤnde, wie aͤußere Veranlaſſungen fuͤhren ſie wieder und wie- der zuſammen. Sie begegneten ſich ſo oft, ſie glauben den Wink des Geſchickes nicht laͤnger verkennen zu duͤrfen, ſie ſchließen den Bund ſtiller, anſpruchloſer, ewiger Freund- ſchaft. Wie ſteht von da der Mann, ent- weder zu der Unvermaͤhlten, welche nie ſein werden kann, oder zu der Vermaͤhlten, die ſchon das Eigenthum eines Andern iſt? Was das Gefuͤhl beſchleichen; was ploͤtzlich in einer Bruſt da ſein kann, ohne Vorahndung und Bewußtſein, das iſt das Gefahrbringendſte von allem Verlockenden der großen und beſchraͤnktern Welt. Hier gilt kein Bekaͤmpfen und Abwehren. Der Feind iſt da. Jn laͤſſiger Traͤumerei hat man ihn kommen ſehen, mit ihm verkehrt, ohne ihn zu erkennen, Es hilft nichts, das unrechte Wort fuͤr die wahre Bedeutung ein- ſchwaͤrzen zu wollen. Ueberhaupt iſt wenig mehr vom Willen die Rede. Gewohnheit ſagt man mit Recht, wird zur andern Na- tur. Man hat ſich in ein Gefuͤhl, in einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/264
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/264>, abgerufen am 25.11.2024.