als mit jeder, an sich, eben so zwecklosen Spielerei. Sie sehen nur ein bischen anders dabei aus, ernsthast, wichtig, mit einer Mi- ne, als warteten sie just den Moment ab, wo der Orakelspruch ihren Lippen entschwe- ben solle.
Das Gebildetsein, in diesem Sin- ne, gehört zu dem allgemeiner gewordenen Luxus der Zeit. Ohne Kunstsinn, Kunstur- theile, ja, ohne Besitz von Kunstwerken, giebt es keine ächte Elegance. Seit Frankreich, während der Revolution, Griechen und Rö- mer wieder in die Mode brachte, lernte man sich drappiren und costumiren. Von der eignen Porson, die nach Modellen umgebil- det ward, ging man zu Geräthen und Ge- bäuden über. Man stellte so das Vergan- gene dar. Mit der nähern Bekanntschaft entwickelte sich eine Art Jdeen-Verwandt- schaft in der Gegenwart. Der Sinn nahm wirklich eine andre Richtung. Allmählig verwandelte sich die Scene. Die Richtung blieb, aber sie fand ein neues Feld, das sie zu ihrer Heimath machte. Der Trieb, sich
als mit jeder, an ſich, eben ſo zweckloſen Spielerei. Sie ſehen nur ein bischen anders dabei aus, ernſthaſt, wichtig, mit einer Mi- ne, als warteten ſie juſt den Moment ab, wo der Orakelſpruch ihren Lippen entſchwe- ben ſolle.
Das Gebildetſein, in dieſem Sin- ne, gehoͤrt zu dem allgemeiner gewordenen Luxus der Zeit. Ohne Kunſtſinn, Kunſtur- theile, ja, ohne Beſitz von Kunſtwerken, giebt es keine aͤchte Elegance. Seit Frankreich, waͤhrend der Revolution, Griechen und Roͤ- mer wieder in die Mode brachte, lernte man ſich drappiren und coſtumiren. Von der eignen Porſon, die nach Modellen umgebil- det ward, ging man zu Geraͤthen und Ge- baͤuden uͤber. Man ſtellte ſo das Vergan- gene dar. Mit der naͤhern Bekanntſchaft entwickelte ſich eine Art Jdeen-Verwandt- ſchaft in der Gegenwart. Der Sinn nahm wirklich eine andre Richtung. Allmaͤhlig verwandelte ſich die Scene. Die Richtung blieb, aber ſie fand ein neues Feld, das ſie zu ihrer Heimath machte. Der Trieb, ſich
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als mit jeder, an ſich, eben ſo zweckloſen
Spielerei. Sie ſehen nur ein bischen anders
dabei aus, ernſthaſt, wichtig, mit einer Mi-
ne, als warteten ſie juſt den Moment ab,
wo der Orakelſpruch ihren Lippen entſchwe-
ben ſolle.
Das Gebildetſein, in dieſem Sin-
ne, gehoͤrt zu dem allgemeiner gewordenen
Luxus der Zeit. Ohne Kunſtſinn, Kunſtur-
theile, ja, ohne Beſitz von Kunſtwerken, giebt
es keine aͤchte Elegance. Seit Frankreich,
waͤhrend der Revolution, Griechen und Roͤ-
mer wieder in die Mode brachte, lernte man
ſich drappiren und coſtumiren. Von der
eignen Porſon, die nach Modellen umgebil-
det ward, ging man zu Geraͤthen und Ge-
baͤuden uͤber. Man ſtellte ſo das Vergan-
gene dar. Mit der naͤhern Bekanntſchaft
entwickelte ſich eine Art Jdeen-Verwandt-
ſchaft in der Gegenwart. Der Sinn nahm
wirklich eine andre Richtung. Allmaͤhlig
verwandelte ſich die Scene. Die Richtung
blieb, aber ſie fand ein neues Feld, das ſie
zu ihrer Heimath machte. Der Trieb, ſich
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/257>, abgerufen am 22.11.2024.
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