nur das fremde Urtheil über Dinge, die man nicht kennt. Das Meiste wird jetzt in Auszügen dem Gedächtniß beigebracht. Das gilt vom bellettristischen, so wie von wis- senschaftlichen Werken. Zehn, zwölf Seiten herausreißen, und auf gut Glück hinwerfen, nennt man einen Blick über das Ganze ge- ben! -- So wird mit den Augen allerlei gekostet, ohne daß die Seele etwas davon zu ihrer Nahrung brauchen könnte. Das artig zugerichtete Ambigau dient höchstens dazu, einen Zustand lauer Uebernossenheit zu erzeugen, in welchem das Verlangen nach etwas Neuem erregt ist. Solche Reizmittel sind jetzt in der Litteratur so gänge und ge- be, wie in der Küche,
Und doch hegen Frauen, durch ähnliche moderne Bande mit mehreren Andern zu- sammengehalten, den Glauben, sich einem höhern Streben geweiht zu haben. Sie ge- winnen auch den Ruf davon, da nichts in der Welt so leicht ist, als von dieser Seite zu imponiren. Den Genuß der Eitelkeit abgerechnet, ist es aber nicht mehr hiermit,
nur das fremde Urtheil uͤber Dinge, die man nicht kennt. Das Meiſte wird jetzt in Auszuͤgen dem Gedaͤchtniß beigebracht. Das gilt vom bellettriſtiſchen, ſo wie von wiſ- ſenſchaftlichen Werken. Zehn, zwoͤlf Seiten herausreißen, und auf gut Gluͤck hinwerfen, nennt man einen Blick uͤber das Ganze ge- ben! — So wird mit den Augen allerlei gekoſtet, ohne daß die Seele etwas davon zu ihrer Nahrung brauchen koͤnnte. Das artig zugerichtete Ambigû dient hoͤchſtens dazu, einen Zuſtand lauer Uebernoſſenheit zu erzeugen, in welchem das Verlangen nach etwas Neuem erregt iſt. Solche Reizmittel ſind jetzt in der Litteratur ſo gaͤnge und ge- be, wie in der Kuͤche,
Und doch hegen Frauen, durch aͤhnliche moderne Bande mit mehreren Andern zu- ſammengehalten, den Glauben, ſich einem hoͤhern Streben geweiht zu haben. Sie ge- winnen auch den Ruf davon, da nichts in der Welt ſo leicht iſt, als von dieſer Seite zu imponiren. Den Genuß der Eitelkeit abgerechnet, iſt es aber nicht mehr hiermit,
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nur das fremde Urtheil uͤber Dinge, die
man nicht kennt. Das Meiſte wird jetzt in
Auszuͤgen dem Gedaͤchtniß beigebracht. Das
gilt vom bellettriſtiſchen, ſo wie von wiſ-
ſenſchaftlichen Werken. Zehn, zwoͤlf Seiten
herausreißen, und auf gut Gluͤck hinwerfen,
nennt man einen Blick uͤber das Ganze ge-
ben! — So wird mit den Augen allerlei
gekoſtet, ohne daß die Seele etwas davon
zu ihrer Nahrung brauchen koͤnnte. Das
artig zugerichtete Ambigû dient hoͤchſtens
dazu, einen Zuſtand lauer Uebernoſſenheit
zu erzeugen, in welchem das Verlangen nach
etwas Neuem erregt iſt. Solche Reizmittel
ſind jetzt in der Litteratur ſo gaͤnge und ge-
be, wie in der Kuͤche,
Und doch hegen Frauen, durch aͤhnliche
moderne Bande mit mehreren Andern zu-
ſammengehalten, den Glauben, ſich einem
hoͤhern Streben geweiht zu haben. Sie ge-
winnen auch den Ruf davon, da nichts in
der Welt ſo leicht iſt, als von dieſer Seite
zu imponiren. Den Genuß der Eitelkeit
abgerechnet, iſt es aber nicht mehr hiermit,
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/256>, abgerufen am 22.11.2024.
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