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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

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dieses weidet sich daran, wie sich der ket-
zerische Gedanke an das eigne falsche Licht
weidet.

Hierin liegt nichts Unbegreifliches. Was
einzig dem Moment Fülle und Dauer geben
kann, sind Geist und Gefühl. Wenn das
Letztere zu besonnener Bewachung gezwun-
gen ist, sucht sein sorgloserer Begleiter desto
feinern Verkehr. Nur wo sich die Oppo-
sitionen berühren, giebt es Funken. Je
rascher der Wirbel diese zündet, je mehr
vergißt man den Heerd, dem sie entsteigen.
Ein jeder sucht Licht und Wärme im Le-
ben; wo er sie findet ist ihm wohl. Die
Strömungen des Jnnern stocken so leicht!
Was sie in Bewegung setzt, muß immer
willkommen erscheinen. Gesellt sich nun zu
der Gabe frappante Paradoxen, mit über-
raschendem Feuer aufzustellen, noch Anmuth
und Welterfahrung, so ist ein solcher He-
ros du Sallons gewiß, die Gemüther nach
seinem Willen zu lenken, und seinen Geist
zu dem Geist der Unterhaltung zu machen.

Man wirft den Frauen vor, daß sie

dieſes weidet ſich daran, wie ſich der ket-
zeriſche Gedanke an das eigne falſche Licht
weidet.

Hierin liegt nichts Unbegreifliches. Was
einzig dem Moment Fuͤlle und Dauer geben
kann, ſind Geiſt und Gefuͤhl. Wenn das
Letztere zu beſonnener Bewachung gezwun-
gen iſt, ſucht ſein ſorgloſerer Begleiter deſto
feinern Verkehr. Nur wo ſich die Oppo-
ſitionen beruͤhren, giebt es Funken. Je
raſcher der Wirbel dieſe zuͤndet, je mehr
vergißt man den Heerd, dem ſie entſteigen.
Ein jeder ſucht Licht und Waͤrme im Le-
ben; wo er ſie findet iſt ihm wohl. Die
Stroͤmungen des Jnnern ſtocken ſo leicht!
Was ſie in Bewegung ſetzt, muß immer
willkommen erſcheinen. Geſellt ſich nun zu
der Gabe frappante Paradoxen, mit uͤber-
raſchendem Feuer aufzuſtellen, noch Anmuth
und Welterfahrung, ſo iſt ein ſolcher He-
ros du Sallons gewiß, die Gemuͤther nach
ſeinem Willen zu lenken, und ſeinen Geiſt
zu dem Geiſt der Unterhaltung zu machen.

Man wirft den Frauen vor, daß ſie

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[196/0200] dieſes weidet ſich daran, wie ſich der ket- zeriſche Gedanke an das eigne falſche Licht weidet. Hierin liegt nichts Unbegreifliches. Was einzig dem Moment Fuͤlle und Dauer geben kann, ſind Geiſt und Gefuͤhl. Wenn das Letztere zu beſonnener Bewachung gezwun- gen iſt, ſucht ſein ſorgloſerer Begleiter deſto feinern Verkehr. Nur wo ſich die Oppo- ſitionen beruͤhren, giebt es Funken. Je raſcher der Wirbel dieſe zuͤndet, je mehr vergißt man den Heerd, dem ſie entſteigen. Ein jeder ſucht Licht und Waͤrme im Le- ben; wo er ſie findet iſt ihm wohl. Die Stroͤmungen des Jnnern ſtocken ſo leicht! Was ſie in Bewegung ſetzt, muß immer willkommen erſcheinen. Geſellt ſich nun zu der Gabe frappante Paradoxen, mit uͤber- raſchendem Feuer aufzuſtellen, noch Anmuth und Welterfahrung, ſo iſt ein ſolcher He- ros du Sallons gewiß, die Gemuͤther nach ſeinem Willen zu lenken, und ſeinen Geiſt zu dem Geiſt der Unterhaltung zu machen. Man wirft den Frauen vor, daß ſie

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/200>, abgerufen am 02.05.2024.