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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

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ward die geistig, unsichtbare Herrschaft des
weiblichen Geschlechtes nur als eine Heil-
und Seegenbringende im Mittelalter aner-
kannt, woraus die veränderte Stellung der
Frauen von dem Zeitpunkte herüber zu
uns gekommen ist, und sich gewissermaaßen
so erhalten hat.

Jede Wahrheit ist durch den Mißbrauch
ihrer Form dem Anschein der Lüge, folglich
der Verkennung ausgesetzt, Was zu hand-
haben ist, damit wird gespielt! Jegliches
nutzt sich ab. Das Spiel mit verbrückeln-
dem Tand ergötzt niemandem. Man erneuet
was nicht herzustellen ist. Das Gefäß schafft
sich wohl wieder. Es gefällt; und wird denn
doch als etwas Gemachtes zweck- und nutzlos
bei Seite geschoben. Die Bedeutung ist mit
dem verschleuderten, oder vergessenen Jnhal-
te verloren gegangen. So hört man den
heiligsten Jnstitutionen Hohn sprechen, weil
die Fläche wohl zu überschauen, in die Tiefe
aber schwer zu dringen ifl. Man fühlt sich
jetzt oft geneigt, die religiöse Ergebung der
Ritter gegen ihre Damen für ein phantasti-

ward die geiſtig, unſichtbare Herrſchaft des
weiblichen Geſchlechtes nur als eine Heil-
und Seegenbringende im Mittelalter aner-
kannt, woraus die veraͤnderte Stellung der
Frauen von dem Zeitpunkte heruͤber zu
uns gekommen iſt, und ſich gewiſſermaaßen
ſo erhalten hat.

Jede Wahrheit iſt durch den Mißbrauch
ihrer Form dem Anſchein der Luͤge, folglich
der Verkennung ausgeſetzt, Was zu hand-
haben iſt, damit wird geſpielt! Jegliches
nutzt ſich ab. Das Spiel mit verbruͤckeln-
dem Tand ergoͤtzt niemandem. Man erneuet
was nicht herzuſtellen iſt. Das Gefaͤß ſchafft
ſich wohl wieder. Es gefaͤllt; und wird denn
doch als etwas Gemachtes zweck- und nutzlos
bei Seite geſchoben. Die Bedeutung iſt mit
dem verſchleuderten, oder vergeſſenen Jnhal-
te verloren gegangen. So hoͤrt man den
heiligſten Jnſtitutionen Hohn ſprechen, weil
die Flaͤche wohl zu uͤberſchauen, in die Tiefe
aber ſchwer zu dringen ifl. Man fuͤhlt ſich
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[167/0171] ward die geiſtig, unſichtbare Herrſchaft des weiblichen Geſchlechtes nur als eine Heil- und Seegenbringende im Mittelalter aner- kannt, woraus die veraͤnderte Stellung der Frauen von dem Zeitpunkte heruͤber zu uns gekommen iſt, und ſich gewiſſermaaßen ſo erhalten hat. Jede Wahrheit iſt durch den Mißbrauch ihrer Form dem Anſchein der Luͤge, folglich der Verkennung ausgeſetzt, Was zu hand- haben iſt, damit wird geſpielt! Jegliches nutzt ſich ab. Das Spiel mit verbruͤckeln- dem Tand ergoͤtzt niemandem. Man erneuet was nicht herzuſtellen iſt. Das Gefaͤß ſchafft ſich wohl wieder. Es gefaͤllt; und wird denn doch als etwas Gemachtes zweck- und nutzlos bei Seite geſchoben. Die Bedeutung iſt mit dem verſchleuderten, oder vergeſſenen Jnhal- te verloren gegangen. So hoͤrt man den heiligſten Jnſtitutionen Hohn ſprechen, weil die Flaͤche wohl zu uͤberſchauen, in die Tiefe aber ſchwer zu dringen ifl. Man fuͤhlt ſich jetzt oft geneigt, die religioͤſe Ergebung der Ritter gegen ihre Damen fuͤr ein phantaſti-

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/171>, abgerufen am 28.11.2024.