und Verzeihung, wie sie Eifersucht, Ver- läumdung, Rache, Verherung u. s. w. besitzt. Die früheste Völkerkunde zeigt, neben der Eris und ihrem Erynoien und Harpyen Ge- folge, eine Urania, die alles in Lichtglanz auflöst, und noch weiter hinauf, ist die alte Hecate, die schaffende, Wachsthum, Leben- gebende, zugleich strafende und rächende Na- tur- und Schicksalsgöttinn.
Das Prinzip, von dem, was in seiner ungetheilten Ursprünglichkeit, erhaben und rein ist, wird hier noch in den Kampf irdi- scher Bewegungen hineingezogen, in zwei Hälften zerfallend, und als Gut und Bö- se erscheinen.
Der Geist, welcher von den Frauen ausgeht, ist aus eben diesem Grunde ein Doppelter.
Die höhere, die christlich romantische Poesie, hat das Prinzip selbst zum Gegen- stande ihrer Verherrlichung gewählt, und das Jdeal, in urbildlicher Realität verkörpert.
Aus diesem Gesichtspunkte betrachtet,
und Verzeihung, wie ſie Eiferſucht, Ver- laͤumdung, Rache, Verherung u. ſ. w. beſitzt. Die fruͤheſte Voͤlkerkunde zeigt, neben der Eris und ihrem Erynoien und Harpyen Ge- folge, eine Urania, die alles in Lichtglanz aufloͤſt, und noch weiter hinauf, iſt die alte Hecate, die ſchaffende, Wachsthum, Leben- gebende, zugleich ſtrafende und raͤchende Na- tur- und Schickſalsgoͤttinn.
Das Prinzip, von dem, was in ſeiner ungetheilten Urſpruͤnglichkeit, erhaben und rein iſt, wird hier noch in den Kampf irdi- ſcher Bewegungen hineingezogen, in zwei Haͤlften zerfallend, und als Gut und Boͤ- ſe erſcheinen.
Der Geiſt, welcher von den Frauen ausgeht, iſt aus eben dieſem Grunde ein Doppelter.
Die hoͤhere, die chriſtlich romantiſche Poeſie, hat das Prinzip ſelbſt zum Gegen- ſtande ihrer Verherrlichung gewaͤhlt, und das Jdeal, in urbildlicher Realitaͤt verkoͤrpert.
Aus dieſem Geſichtspunkte betrachtet,
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und Verzeihung, wie ſie Eiferſucht, Ver-
laͤumdung, Rache, Verherung u. ſ. w. beſitzt.
Die fruͤheſte Voͤlkerkunde zeigt, neben der
Eris und ihrem Erynoien und Harpyen Ge-
folge, eine Urania, die alles in Lichtglanz
aufloͤſt, und noch weiter hinauf, iſt die alte
Hecate, die ſchaffende, Wachsthum, Leben-
gebende, zugleich ſtrafende und raͤchende Na-
tur- und Schickſalsgoͤttinn.
Das Prinzip, von dem, was in ſeiner
ungetheilten Urſpruͤnglichkeit, erhaben und
rein iſt, wird hier noch in den Kampf irdi-
ſcher Bewegungen hineingezogen, in zwei
Haͤlften zerfallend, und als Gut und Boͤ-
ſe erſcheinen.
Der Geiſt, welcher von den Frauen
ausgeht, iſt aus eben dieſem Grunde ein
Doppelter.
Die hoͤhere, die chriſtlich romantiſche
Poeſie, hat das Prinzip ſelbſt zum Gegen-
ſtande ihrer Verherrlichung gewaͤhlt, und
das Jdeal, in urbildlicher Realitaͤt
verkoͤrpert.
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/170>, abgerufen am 27.07.2024.
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