Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

allgemein, daß sie in's Unbestimmte und Re-
belhafte hinüberschwanken. Ja, man gefällt
sich, sie in dieser Region schweben zu lassen,
und ihnen, ohne deutliche Begränzung, den
Charakter der Universalität aufzudrücken.

Es ist auch ganz gewiß, daß eben die-
ses innerliche Sein, diese warme Fülle ruhig
beschränkender Thätigkeit, das Wesen der
Frauen ausmacht. Allein, wenn es in sei-
ner Unendlichkeit weder durch Anschauungen
noch Worte zu umfassen ist, so wird es sich
dennoch in den nothwendigen Beziehungen
auf das Leben selbst, in bestimmte Begriffe
zusammenziehen müssen.

Hier wird es nothwendig Gestalt und
individuelle Phistognomie annehmen, und in-
nerhalb naturgemäßer Schranken, als etwas
Besonderes erkannt werden.

Solche bedingte Richtungen des weib-
lichen Einflusses, stellt uns die Sage unter
mannigfacher Persönlichkeit dar, die einander
widersprechend, die sonderbarsten Gegensätze
bilden. Die Sprache hat in eben dem Sinne
die Worte Liebe, Güte, Milde, Versöhnung

allgemein, daß ſie in’s Unbeſtimmte und Re-
belhafte hinuͤberſchwanken. Ja, man gefaͤllt
ſich, ſie in dieſer Region ſchweben zu laſſen,
und ihnen, ohne deutliche Begraͤnzung, den
Charakter der Univerſalitaͤt aufzudruͤcken.

Es iſt auch ganz gewiß, daß eben die-
ſes innerliche Sein, dieſe warme Fuͤlle ruhig
beſchraͤnkender Thaͤtigkeit, das Weſen der
Frauen ausmacht. Allein, wenn es in ſei-
ner Unendlichkeit weder durch Anſchauungen
noch Worte zu umfaſſen iſt, ſo wird es ſich
dennoch in den nothwendigen Beziehungen
auf das Leben ſelbſt, in beſtimmte Begriffe
zuſammenziehen muͤſſen.

Hier wird es nothwendig Geſtalt und
individuelle Phiſtognomie annehmen, und in-
nerhalb naturgemaͤßer Schranken, als etwas
Beſonderes erkannt werden.

Solche bedingte Richtungen des weib-
lichen Einfluſſes, ſtellt uns die Sage unter
mannigfacher Perſoͤnlichkeit dar, die einander
widerſprechend, die ſonderbarſten Gegenſaͤtze
bilden. Die Sprache hat in eben dem Sinne
die Worte Liebe, Guͤte, Milde, Verſoͤhnung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0169" n="165"/>
allgemein, daß &#x017F;ie in&#x2019;s Unbe&#x017F;timmte und Re-<lb/>
belhafte hinu&#x0364;ber&#x017F;chwanken. Ja, man gefa&#x0364;llt<lb/>
&#x017F;ich, &#x017F;ie in die&#x017F;er Region &#x017F;chweben zu la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und ihnen, ohne deutliche Begra&#x0364;nzung, den<lb/>
Charakter der Univer&#x017F;alita&#x0364;t aufzudru&#x0364;cken.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t auch ganz gewiß, daß eben die-<lb/>
&#x017F;es innerliche Sein, die&#x017F;e warme Fu&#x0364;lle ruhig<lb/>
be&#x017F;chra&#x0364;nkender Tha&#x0364;tigkeit, das We&#x017F;en der<lb/>
Frauen ausmacht. Allein, wenn es in &#x017F;ei-<lb/>
ner Unendlichkeit weder durch An&#x017F;chauungen<lb/>
noch Worte zu umfa&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t, &#x017F;o wird es &#x017F;ich<lb/>
dennoch in den nothwendigen Beziehungen<lb/>
auf das Leben &#x017F;elb&#x017F;t, in be&#x017F;timmte Begriffe<lb/>
zu&#x017F;ammenziehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Hier wird es nothwendig Ge&#x017F;talt und<lb/>
individuelle Phi&#x017F;tognomie annehmen, und in-<lb/>
nerhalb naturgema&#x0364;ßer Schranken, als etwas<lb/><hi rendition="#g">Be&#x017F;onderes</hi> erkannt werden.</p><lb/>
          <p>Solche <hi rendition="#g">bedingte</hi> Richtungen des weib-<lb/>
lichen Einflu&#x017F;&#x017F;es, &#x017F;tellt uns die Sage unter<lb/>
mannigfacher Per&#x017F;o&#x0364;nlichkeit dar, die einander<lb/>
wider&#x017F;prechend, die &#x017F;onderbar&#x017F;ten Gegen&#x017F;a&#x0364;tze<lb/>
bilden. Die Sprache hat in eben dem Sinne<lb/>
die Worte Liebe, Gu&#x0364;te, Milde, Ver&#x017F;o&#x0364;hnung<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0169] allgemein, daß ſie in’s Unbeſtimmte und Re- belhafte hinuͤberſchwanken. Ja, man gefaͤllt ſich, ſie in dieſer Region ſchweben zu laſſen, und ihnen, ohne deutliche Begraͤnzung, den Charakter der Univerſalitaͤt aufzudruͤcken. Es iſt auch ganz gewiß, daß eben die- ſes innerliche Sein, dieſe warme Fuͤlle ruhig beſchraͤnkender Thaͤtigkeit, das Weſen der Frauen ausmacht. Allein, wenn es in ſei- ner Unendlichkeit weder durch Anſchauungen noch Worte zu umfaſſen iſt, ſo wird es ſich dennoch in den nothwendigen Beziehungen auf das Leben ſelbſt, in beſtimmte Begriffe zuſammenziehen muͤſſen. Hier wird es nothwendig Geſtalt und individuelle Phiſtognomie annehmen, und in- nerhalb naturgemaͤßer Schranken, als etwas Beſonderes erkannt werden. Solche bedingte Richtungen des weib- lichen Einfluſſes, ſtellt uns die Sage unter mannigfacher Perſoͤnlichkeit dar, die einander widerſprechend, die ſonderbarſten Gegenſaͤtze bilden. Die Sprache hat in eben dem Sinne die Worte Liebe, Guͤte, Milde, Verſoͤhnung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/169
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/169>, abgerufen am 24.11.2024.