die Lächerlichkeiten, welche unausbleiblich vor- fallen, können eben so wenig unbemerkt als unbesprochen im Stillen ersterben. -- Die große Angelegenheit irgend eines unpassenden Toilettenstückes, oder die Vernachlässigung einer, an Auszeichnung gewöhnten Mode- schönheit, sind eben so viel wichtige Gegen- stände des Gesprächs, daß der Begier danach kaum die Zeit gegönnt wird, sich einiger- maaßen zu bezähmen. Daher das häufige Geflüster und Gezischel, das einverstandene Lachen, was nur zu oft Uneingeweihete in Verlegenheit setzt, deshalb der schroff abwei- senden Ton gegen Solche, die ganz unbe- fangen meinen, sich dem Gespräch anschlie- ßen, und ihr Theil aus dem Quell, des ver- steckt gebliebenen Witzes schöpfen zu dürfen.
Werfe man mir nicht vor, hier nur die Mißbräuche einzelner Uebermüthigen, und vielmehr die provinziellen Sitten kleinstädti- scher Cirkel, als den guten Ton der Haupt- stadt geschildert zu haben. Es sind die un- willkührlichen Sünden fehlerhafter Gewohn- heit, und, ich muß es sagen, weiblicher Na-
die Laͤcherlichkeiten, welche unausbleiblich vor- fallen, koͤnnen eben ſo wenig unbemerkt als unbeſprochen im Stillen erſterben. — Die große Angelegenheit irgend eines unpaſſenden Toilettenſtuͤckes, oder die Vernachlaͤſſigung einer, an Auszeichnung gewoͤhnten Mode- ſchoͤnheit, ſind eben ſo viel wichtige Gegen- ſtaͤnde des Geſpraͤchs, daß der Begier danach kaum die Zeit gegoͤnnt wird, ſich einiger- maaßen zu bezaͤhmen. Daher das haͤufige Gefluͤſter und Geziſchel, das einverſtandene Lachen, was nur zu oft Uneingeweihete in Verlegenheit ſetzt, deshalb der ſchroff abwei- ſenden Ton gegen Solche, die ganz unbe- fangen meinen, ſich dem Geſpraͤch anſchlie- ßen, und ihr Theil aus dem Quell, des ver- ſteckt gebliebenen Witzes ſchoͤpfen zu duͤrfen.
Werfe man mir nicht vor, hier nur die Mißbraͤuche einzelner Uebermuͤthigen, und vielmehr die provinziellen Sitten kleinſtaͤdti- ſcher Cirkel, als den guten Ton der Haupt- ſtadt geſchildert zu haben. Es ſind die un- willkuͤhrlichen Suͤnden fehlerhafter Gewohn- heit, und, ich muß es ſagen, weiblicher Na-
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die Laͤcherlichkeiten, welche unausbleiblich vor-
fallen, koͤnnen eben ſo wenig unbemerkt als
unbeſprochen im Stillen erſterben. — Die
große Angelegenheit irgend eines unpaſſenden
Toilettenſtuͤckes, oder die Vernachlaͤſſigung
einer, an Auszeichnung gewoͤhnten Mode-
ſchoͤnheit, ſind eben ſo viel wichtige Gegen-
ſtaͤnde des Geſpraͤchs, daß der Begier danach
kaum die Zeit gegoͤnnt wird, ſich einiger-
maaßen zu bezaͤhmen. Daher das haͤufige
Gefluͤſter und Geziſchel, das einverſtandene
Lachen, was nur zu oft Uneingeweihete in
Verlegenheit ſetzt, deshalb der ſchroff abwei-
ſenden Ton gegen Solche, die ganz unbe-
fangen meinen, ſich dem Geſpraͤch anſchlie-
ßen, und ihr Theil aus dem Quell, des ver-
ſteckt gebliebenen Witzes ſchoͤpfen zu duͤrfen.
Werfe man mir nicht vor, hier nur
die Mißbraͤuche einzelner Uebermuͤthigen, und
vielmehr die provinziellen Sitten kleinſtaͤdti-
ſcher Cirkel, als den guten Ton der Haupt-
ſtadt geſchildert zu haben. Es ſind die un-
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/144>, abgerufen am 16.02.2025.
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