Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.wieder zu sich steckte, der Herr Graf forderten mich auf, als ich auf dem Falkenstein war, dem Kranken einen Besuch zu machen. Ich that es ungern, indeß bin ich belohnt worden. Es ist ein ganz scharmanter Mann, von überaus feiner Bildung, sehr zuvorkommend, und dabei von vielen und großen Kenntnissen. Er sagte dies Letztre theils aus Ueberzeugung, theils um Luisen, die er durch frühere Aeußerungen verletzt glaubte, wieder zu versohnen, wobei er gutmüthig verschlagen lächelte, der frühern schmerzlichen Rückblicke und sorgenvollen Aeußerungen uneingedenk. Als aber Luise ernst vor sich hinblickte, wechselte er auch schnell Ton und Mienen; wie aus einem augenblicklichen Vergessen aufgeschreckt und zutraulich ihre Hand fassend, sagte er: Gott stärke Sie. Ihre Gesundheit beunruhigt mich weiter nicht. Sie sind jung, fest, die Natur beruhigt, das hat nichts auf sich; aber, aber -! Nun leben Sie wohl! Er blieb noch einmal vor Julius Bild stehen und ging dann mit den Worten: es ist doch Schade, sehr Schade! aus dem Zimmer. Luise blieb von da an still und in sich gekehrt, wie jemand, auf dem das Leben gewaltsam lastet und der im Innern keinen Ausweg zu finden weiß. Sie sah, sie sprach Niemand. Viele Tage vergingen ihr so, ohne daß sie den Muth hatte, ihr Zimmer zu verlassen. Die Welt, ja die äußre lebendige wieder zu sich steckte, der Herr Graf forderten mich auf, als ich auf dem Falkenstein war, dem Kranken einen Besuch zu machen. Ich that es ungern, indeß bin ich belohnt worden. Es ist ein ganz scharmanter Mann, von überaus feiner Bildung, sehr zuvorkommend, und dabei von vielen und großen Kenntnissen. Er sagte dies Letztre theils aus Ueberzeugung, theils um Luisen, die er durch frühere Aeußerungen verletzt glaubte, wieder zu versohnen, wobei er gutmüthig verschlagen lächelte, der frühern schmerzlichen Rückblicke und sorgenvollen Aeußerungen uneingedenk. Als aber Luise ernst vor sich hinblickte, wechselte er auch schnell Ton und Mienen; wie aus einem augenblicklichen Vergessen aufgeschreckt und zutraulich ihre Hand fassend, sagte er: Gott stärke Sie. Ihre Gesundheit beunruhigt mich weiter nicht. Sie sind jung, fest, die Natur beruhigt, das hat nichts auf sich; aber, aber –! Nun leben Sie wohl! Er blieb noch einmal vor Julius Bild stehen und ging dann mit den Worten: es ist doch Schade, sehr Schade! aus dem Zimmer. Luise blieb von da an still und in sich gekehrt, wie jemand, auf dem das Leben gewaltsam lastet und der im Innern keinen Ausweg zu finden weiß. Sie sah, sie sprach Niemand. Viele Tage vergingen ihr so, ohne daß sie den Muth hatte, ihr Zimmer zu verlassen. Die Welt, ja die äußre lebendige <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0036" n="34"/> wieder zu sich steckte, der Herr Graf forderten mich auf, als ich auf dem Falkenstein war, dem Kranken einen Besuch zu machen. Ich that es ungern, indeß bin ich belohnt worden. Es ist ein ganz scharmanter Mann, von überaus feiner Bildung, sehr zuvorkommend, und dabei von vielen und großen Kenntnissen. Er sagte dies Letztre theils aus Ueberzeugung, theils um Luisen, die er durch frühere Aeußerungen verletzt glaubte, wieder zu versohnen, wobei er gutmüthig verschlagen lächelte, der frühern schmerzlichen Rückblicke und sorgenvollen Aeußerungen uneingedenk. Als aber Luise ernst vor sich hinblickte, wechselte er auch schnell Ton und Mienen; wie aus einem augenblicklichen Vergessen aufgeschreckt und zutraulich ihre Hand fassend, sagte er: Gott stärke Sie. Ihre Gesundheit beunruhigt mich weiter nicht. Sie sind jung, fest, die Natur beruhigt, das hat nichts auf sich; aber, aber –! Nun leben Sie wohl! Er blieb noch einmal vor Julius Bild stehen und ging dann mit den Worten: es ist doch Schade, sehr Schade! aus dem Zimmer.</p> <p>Luise blieb von da an still und in sich gekehrt, wie jemand, auf dem das Leben gewaltsam lastet und der im Innern keinen Ausweg zu finden weiß. Sie sah, sie sprach Niemand. Viele Tage vergingen ihr so, ohne daß sie den Muth hatte, ihr Zimmer zu verlassen. Die Welt, ja die äußre lebendige </p> </div> </body> </text> </TEI> [34/0036]
wieder zu sich steckte, der Herr Graf forderten mich auf, als ich auf dem Falkenstein war, dem Kranken einen Besuch zu machen. Ich that es ungern, indeß bin ich belohnt worden. Es ist ein ganz scharmanter Mann, von überaus feiner Bildung, sehr zuvorkommend, und dabei von vielen und großen Kenntnissen. Er sagte dies Letztre theils aus Ueberzeugung, theils um Luisen, die er durch frühere Aeußerungen verletzt glaubte, wieder zu versohnen, wobei er gutmüthig verschlagen lächelte, der frühern schmerzlichen Rückblicke und sorgenvollen Aeußerungen uneingedenk. Als aber Luise ernst vor sich hinblickte, wechselte er auch schnell Ton und Mienen; wie aus einem augenblicklichen Vergessen aufgeschreckt und zutraulich ihre Hand fassend, sagte er: Gott stärke Sie. Ihre Gesundheit beunruhigt mich weiter nicht. Sie sind jung, fest, die Natur beruhigt, das hat nichts auf sich; aber, aber –! Nun leben Sie wohl! Er blieb noch einmal vor Julius Bild stehen und ging dann mit den Worten: es ist doch Schade, sehr Schade! aus dem Zimmer.
Luise blieb von da an still und in sich gekehrt, wie jemand, auf dem das Leben gewaltsam lastet und der im Innern keinen Ausweg zu finden weiß. Sie sah, sie sprach Niemand. Viele Tage vergingen ihr so, ohne daß sie den Muth hatte, ihr Zimmer zu verlassen. Die Welt, ja die äußre lebendige
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/36>, abgerufen am 16.07.2024. |