Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.drängte ihn über diese Betrachtungen mit der Bitte hinaus, ihr oft und bald Nachricht von Julius zu geben. Er zuckte bei diesen Worten unsicher die Schultern, und meinte, darüber lasse sich jetzt noch nichts Bestimmtes sagen, die Natur sei noch in der Arbeit, sie müsse erst selbst den Weg angeben, wo man ihr näher treten könne. Indeß zog er aus einer Brieftasche eine Pergament-Tafel, auf welcher er gewöhnlich alle bevorstehende Geschäfte, Krankenbesuche, Aufträge u.s.w. anzeigte, um auch jetzt Luisens Wunsch anzumerken und dem überhäuften Gedächtniß zu Hülfe zu kommen. Das früher Aufgeschriebene laut, und durch Nachsinnen unterbrochen, noch einmal überlesend, nannte er - Kloster Augustin. - Luise machte eine rasche Bewegung. Dort war Fernando. Eine flammende Röthe überzog ihr Gesicht, doch erstarb die Frage auf ihren Lippen. Hm - sagte der Doktor, ihre Erschütterung flüchtig beachtend, da steht es gut. Es war nur eine Streifwunde in der rechten Seite unter den Rippen weg. Die Mönche greifen uns in's Handwerk, und da es sogenannte Heilige sind, darf man nichts sagen. Hier, wo es nun nicht viel auf sich hatte, ging es mit der natürlichen Heilkunde wohl so ab, sonst haben dergleichen Pfuschereien schon manchem sein Grab bereitet. Der Herr Graf, fuhr er fort, indem er die Brieftasche schloß, und drängte ihn über diese Betrachtungen mit der Bitte hinaus, ihr oft und bald Nachricht von Julius zu geben. Er zuckte bei diesen Worten unsicher die Schultern, und meinte, darüber lasse sich jetzt noch nichts Bestimmtes sagen, die Natur sei noch in der Arbeit, sie müsse erst selbst den Weg angeben, wo man ihr näher treten könne. Indeß zog er aus einer Brieftasche eine Pergament-Tafel, auf welcher er gewöhnlich alle bevorstehende Geschäfte, Krankenbesuche, Aufträge u.s.w. anzeigte, um auch jetzt Luisens Wunsch anzumerken und dem überhäuften Gedächtniß zu Hülfe zu kommen. Das früher Aufgeschriebene laut, und durch Nachsinnen unterbrochen, noch einmal überlesend, nannte er – Kloster Augustin. – Luise machte eine rasche Bewegung. Dort war Fernando. Eine flammende Röthe überzog ihr Gesicht, doch erstarb die Frage auf ihren Lippen. Hm – sagte der Doktor, ihre Erschütterung flüchtig beachtend, da steht es gut. Es war nur eine Streifwunde in der rechten Seite unter den Rippen weg. Die Mönche greifen uns in’s Handwerk, und da es sogenannte Heilige sind, darf man nichts sagen. Hier, wo es nun nicht viel auf sich hatte, ging es mit der natürlichen Heilkunde wohl so ab, sonst haben dergleichen Pfuschereien schon manchem sein Grab bereitet. Der Herr Graf, fuhr er fort, indem er die Brieftasche schloß, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="33"/> drängte ihn über diese Betrachtungen mit der Bitte hinaus, ihr oft und bald Nachricht von Julius zu geben. Er zuckte bei diesen Worten unsicher die Schultern, und meinte, darüber lasse sich jetzt noch nichts Bestimmtes sagen, die Natur sei noch in der Arbeit, sie müsse erst selbst den Weg angeben, wo man ihr näher treten könne. Indeß zog er aus einer Brieftasche eine Pergament-Tafel, auf welcher er gewöhnlich alle bevorstehende Geschäfte, Krankenbesuche, Aufträge u.s.w. anzeigte, um auch jetzt Luisens Wunsch anzumerken und dem überhäuften Gedächtniß zu Hülfe zu kommen. Das früher Aufgeschriebene laut, und durch Nachsinnen unterbrochen, noch einmal überlesend, nannte er – Kloster Augustin. – Luise machte eine rasche Bewegung. Dort war Fernando. Eine flammende Röthe überzog ihr Gesicht, doch erstarb die Frage auf ihren Lippen. Hm – sagte der Doktor, ihre Erschütterung flüchtig beachtend, da steht es gut. Es war nur eine Streifwunde in der rechten Seite unter den Rippen weg. Die Mönche greifen uns in’s Handwerk, und da es sogenannte Heilige sind, darf man nichts sagen. Hier, wo es nun nicht viel auf sich hatte, ging es mit der natürlichen Heilkunde wohl so ab, sonst haben dergleichen Pfuschereien schon manchem sein Grab bereitet. Der Herr Graf, fuhr er fort, indem er die Brieftasche schloß, und </p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0035]
drängte ihn über diese Betrachtungen mit der Bitte hinaus, ihr oft und bald Nachricht von Julius zu geben. Er zuckte bei diesen Worten unsicher die Schultern, und meinte, darüber lasse sich jetzt noch nichts Bestimmtes sagen, die Natur sei noch in der Arbeit, sie müsse erst selbst den Weg angeben, wo man ihr näher treten könne. Indeß zog er aus einer Brieftasche eine Pergament-Tafel, auf welcher er gewöhnlich alle bevorstehende Geschäfte, Krankenbesuche, Aufträge u.s.w. anzeigte, um auch jetzt Luisens Wunsch anzumerken und dem überhäuften Gedächtniß zu Hülfe zu kommen. Das früher Aufgeschriebene laut, und durch Nachsinnen unterbrochen, noch einmal überlesend, nannte er – Kloster Augustin. – Luise machte eine rasche Bewegung. Dort war Fernando. Eine flammende Röthe überzog ihr Gesicht, doch erstarb die Frage auf ihren Lippen. Hm – sagte der Doktor, ihre Erschütterung flüchtig beachtend, da steht es gut. Es war nur eine Streifwunde in der rechten Seite unter den Rippen weg. Die Mönche greifen uns in’s Handwerk, und da es sogenannte Heilige sind, darf man nichts sagen. Hier, wo es nun nicht viel auf sich hatte, ging es mit der natürlichen Heilkunde wohl so ab, sonst haben dergleichen Pfuschereien schon manchem sein Grab bereitet. Der Herr Graf, fuhr er fort, indem er die Brieftasche schloß, und
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/35>, abgerufen am 16.07.2024. |