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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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umfassende Bildung, und besonders Anschaulichkeit und Maaß für die verschiedenen Verhältnisse äußrer Anordnung, ja eine große mechanische Tüchtigkeit ganz zu eigen war. Seine Vorschläge waren durchdacht, standen auf allen Seiten fest. Luise hatte ihn ganz auf seinen Platz gestellt. Ihr Antrag ehrte ihn, und er leitete die Arbeit mit Genauigkeit und Fleiß. Minchen fand bald verlassene Kinder und freundliche Alte, die für ihren Zweck paßten. Alles war eingeleitet, und Eines trieb frisch und freudig das Andere. Luise sah mit steigender Freude den Fortschritten des Baues zu. Nach Monathen stand endlich das helle, freundliche Haus da. Keine Inschrift, keine Spur der Eitelkeit zog die Aufmerksamkeit des müßigen Beschauers auf sich. Still sah es zwischen hohen Bäumen hindurch, die es von der Nord- und Ost-Seite schützten, südlich zog sich der Garten hin, von lebendigen Hecken eingefaßt; alles höchst einfach und anspruchslos. Unmittelbar hinter diesem breitete sich eine frische Wiese aus, die dem Auge einen weiten, freien, Horizont eröffnete. Nach dieser Seite zu, lagen die Krankenzimmer, geräumige Säle, an deren Fenster sich Wein und Epheu hinaufrankte, ohne jedoch die Aussicht ganz zu verdecken. Die Wände waren grün gemahlt, oberhalb in schmale weiße Felder getheilt, welche Frucht- und Blumen-Kränze

umfassende Bildung, und besonders Anschaulichkeit und Maaß für die verschiedenen Verhältnisse äußrer Anordnung, ja eine große mechanische Tüchtigkeit ganz zu eigen war. Seine Vorschläge waren durchdacht, standen auf allen Seiten fest. Luise hatte ihn ganz auf seinen Platz gestellt. Ihr Antrag ehrte ihn, und er leitete die Arbeit mit Genauigkeit und Fleiß. Minchen fand bald verlassene Kinder und freundliche Alte, die für ihren Zweck paßten. Alles war eingeleitet, und Eines trieb frisch und freudig das Andere. Luise sah mit steigender Freude den Fortschritten des Baues zu. Nach Monathen stand endlich das helle, freundliche Haus da. Keine Inschrift, keine Spur der Eitelkeit zog die Aufmerksamkeit des müßigen Beschauers auf sich. Still sah es zwischen hohen Bäumen hindurch, die es von der Nord- und Ost-Seite schützten, südlich zog sich der Garten hin, von lebendigen Hecken eingefaßt; alles höchst einfach und anspruchslos. Unmittelbar hinter diesem breitete sich eine frische Wiese aus, die dem Auge einen weiten, freien, Horizont eröffnete. Nach dieser Seite zu, lagen die Krankenzimmer, geräumige Säle, an deren Fenster sich Wein und Epheu hinaufrankte, ohne jedoch die Aussicht ganz zu verdecken. Die Wände waren grün gemahlt, oberhalb in schmale weiße Felder getheilt, welche Frucht- und Blumen-Kränze

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[169/0171] umfassende Bildung, und besonders Anschaulichkeit und Maaß für die verschiedenen Verhältnisse äußrer Anordnung, ja eine große mechanische Tüchtigkeit ganz zu eigen war. Seine Vorschläge waren durchdacht, standen auf allen Seiten fest. Luise hatte ihn ganz auf seinen Platz gestellt. Ihr Antrag ehrte ihn, und er leitete die Arbeit mit Genauigkeit und Fleiß. Minchen fand bald verlassene Kinder und freundliche Alte, die für ihren Zweck paßten. Alles war eingeleitet, und Eines trieb frisch und freudig das Andere. Luise sah mit steigender Freude den Fortschritten des Baues zu. Nach Monathen stand endlich das helle, freundliche Haus da. Keine Inschrift, keine Spur der Eitelkeit zog die Aufmerksamkeit des müßigen Beschauers auf sich. Still sah es zwischen hohen Bäumen hindurch, die es von der Nord- und Ost-Seite schützten, südlich zog sich der Garten hin, von lebendigen Hecken eingefaßt; alles höchst einfach und anspruchslos. Unmittelbar hinter diesem breitete sich eine frische Wiese aus, die dem Auge einen weiten, freien, Horizont eröffnete. Nach dieser Seite zu, lagen die Krankenzimmer, geräumige Säle, an deren Fenster sich Wein und Epheu hinaufrankte, ohne jedoch die Aussicht ganz zu verdecken. Die Wände waren grün gemahlt, oberhalb in schmale weiße Felder getheilt, welche Frucht- und Blumen-Kränze

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/171>, abgerufen am 02.05.2024.