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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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einfaßten, in diesen Feldern standen Biblische Sprüche sehr groß geschrieben, zur Erbauung und zum Troste der Leidenden.

Zu große Entfernung hinderte den Arzt, fortwährend Theil an dem glücklich eingeleiteten Geschäfte zu nehmen. Er empfahl daher Luisen einen Mann von reifen Jahren, einen Chirurgus des nächsten Städtchens, der im Druck und der Beschränktheit sein Gemüth befestigt, und seinen Geist still fortgebildet hatte. In einem hohen Grade mild und selbstverläugnend, paßte er sich ganz zum steten Beobachter vieler Unglücklichen, die Trost und Heil von ihm erwarteten. In dankbarer Rührung nahm er Luisens Vorschlag an, worauf er sofort ein Zimmer in dem neuerbauten Hause bezog. Minchen ging ihm fleißig an die Hand, Aufmerksamkeit und Erfahrung hatten sie schon zu so manchem richtigen Schluß geführt. Besonders verstand sie sich auf die Anwendung selbstgezogener Kräuter, und Bereitung von Säften und Getränken. Luise konnte nicht sowohl selbst Hand anlegen, als mit schnellem Blick das Fehlende erkennen, und ihm durch gehörige Anordnungen abhelfen. Dennoch brachte sie viele Stunden des Tages bei den Kranken zu. Ihr bloßes Erscheinen, und der sanfte ergebene Ernst in ihren Zügen wirkte wohlthuend auf die Gemüther. Auch kam

einfaßten, in diesen Feldern standen Biblische Sprüche sehr groß geschrieben, zur Erbauung und zum Troste der Leidenden.

Zu große Entfernung hinderte den Arzt, fortwährend Theil an dem glücklich eingeleiteten Geschäfte zu nehmen. Er empfahl daher Luisen einen Mann von reifen Jahren, einen Chirurgus des nächsten Städtchens, der im Druck und der Beschränktheit sein Gemüth befestigt, und seinen Geist still fortgebildet hatte. In einem hohen Grade mild und selbstverläugnend, paßte er sich ganz zum steten Beobachter vieler Unglücklichen, die Trost und Heil von ihm erwarteten. In dankbarer Rührung nahm er Luisens Vorschlag an, worauf er sofort ein Zimmer in dem neuerbauten Hause bezog. Minchen ging ihm fleißig an die Hand, Aufmerksamkeit und Erfahrung hatten sie schon zu so manchem richtigen Schluß geführt. Besonders verstand sie sich auf die Anwendung selbstgezogener Kräuter, und Bereitung von Säften und Getränken. Luise konnte nicht sowohl selbst Hand anlegen, als mit schnellem Blick das Fehlende erkennen, und ihm durch gehörige Anordnungen abhelfen. Dennoch brachte sie viele Stunden des Tages bei den Kranken zu. Ihr bloßes Erscheinen, und der sanfte ergebene Ernst in ihren Zügen wirkte wohlthuend auf die Gemüther. Auch kam

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[170/0172] einfaßten, in diesen Feldern standen Biblische Sprüche sehr groß geschrieben, zur Erbauung und zum Troste der Leidenden. Zu große Entfernung hinderte den Arzt, fortwährend Theil an dem glücklich eingeleiteten Geschäfte zu nehmen. Er empfahl daher Luisen einen Mann von reifen Jahren, einen Chirurgus des nächsten Städtchens, der im Druck und der Beschränktheit sein Gemüth befestigt, und seinen Geist still fortgebildet hatte. In einem hohen Grade mild und selbstverläugnend, paßte er sich ganz zum steten Beobachter vieler Unglücklichen, die Trost und Heil von ihm erwarteten. In dankbarer Rührung nahm er Luisens Vorschlag an, worauf er sofort ein Zimmer in dem neuerbauten Hause bezog. Minchen ging ihm fleißig an die Hand, Aufmerksamkeit und Erfahrung hatten sie schon zu so manchem richtigen Schluß geführt. Besonders verstand sie sich auf die Anwendung selbstgezogener Kräuter, und Bereitung von Säften und Getränken. Luise konnte nicht sowohl selbst Hand anlegen, als mit schnellem Blick das Fehlende erkennen, und ihm durch gehörige Anordnungen abhelfen. Dennoch brachte sie viele Stunden des Tages bei den Kranken zu. Ihr bloßes Erscheinen, und der sanfte ergebene Ernst in ihren Zügen wirkte wohlthuend auf die Gemüther. Auch kam

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/172>, abgerufen am 02.05.2024.